Belgische Meisterschaft 2017

Gute Luft  bei der Open Belgian Championship oder auch: hier ist besonders für Doktor Schmidt “alles drin”…

von Stefan Rassau  20.09.2017
Die neu eingerichtete Umweltzone rund um den Galgenweel hat ihre Wirkung gezeigt: die Luft war rein wie nach einer römischen Fangopackung, angenehme lauwarme Temperaturen und schöne 2-4 Bft aus für Antwerpen typisch unkonstanter Windrichtung. Alles war also angerichtet und 33 OK-Recken aus 5 Nationen heiß auf 7 saubere  Rennen mit Mittagspause.

Wettfahrt 1 sollte dann auch gleich zeigen: hier war alles drin. Ein Gesamtrückruf, ein Einzelrückruf und ab die Post… vor allem Claus hat den Stock rechtzeitig gelöst und fuhr vorne weg. Sein Vorsprung bereits an der ersten Luvtonne recht beachtlich sollte allerdings bis ins Ziel kontinuierlich und bis auf wenige Zentimeter zusammen schrumpfen. Dreimal kurz getutet und Claus, Julien und Ralf waren getrennt durch einen Wimpernschlag im Ziel. Und Schmitti? Der war auf Rantanplan vor dem Wind so unglücklich abgeschmiert, dass das Ruder aus dem Beschlag rauschte und seine Weiterfahrt jäh beendet wurde.

(Anmerk. d.Red.: Eine Rudersicherung ist  wichtig, -hilfreich ist es aber vor allem diese auch zu verwenden, wenn sie denn schon vorhanden ist; Der Galgenweel bietet auch in der Mitte des Sees nicht  genügend Tiefe zum Durchkentern, aber soliden Schlamm zum Festhalten des Masttopps;  Die ‘Strömung’ auf dem See trägt ein Ruderblatt etwa 10m in der Minute).

Der Vollstrecker vorne, der Gesamtsieger Julien dahinter

Wettfahrt 2 stand dann ganz im Zeichen des Vollstreckers, der den Start und die Startkreuz für sich entschied. Jeder weiß, dass das am Galgenweel die halbe Miete ist, wenn man am Start und an der ersten Tonne vorne dabei ist – außer man heißt Thorsten Schmidt. Eigentlich hätte er nämlich Bahnmarke 1 zuerst umrunden müssen, wenn er sich nicht dazu entschlossen hätte, sie einfach links liegen zu lassen und eine der Segelschultonnen anzusteuern, die etwas weiter in Luv im Tümpel platziert war. Nicht genug  ließ er, nachdem er die richtige Tonne ausgemacht hatte, eine Berührung der selbigen folgen und kringelte brav, was weitere Plätze kosten sollte. Platz 11 stand am Ende zu Buche und trübte die Laune kurzfristig.

(Anmerk. der Red.: Tsss)

Ralf hingegen hatte aufgepasst, alles jederzeit im Griff und fuhr in 27min (Start, 1, 2, 3, 1, 3, 1, 2, 3, 1, 3, Ziel) einen souveränen Bahnmarke 1-Ziel-Sieg nach Hause.

In der letzten Wettfahrt des ersten Tages ließ dann der freche Franzose Julien Dejugnat final aufhorchen, indem er dem Rest des Feldes ähnlich souverän wie zuvor Ralf keine Chance ließ, sich den dritten Tagessieg krallte und sich im Gesamtklassement nach Tag 1 hinter Ralf und Frank auf Platz 3 schob. “Souverän” war in diesem Lauf allerdings auch das Stichwort für Schmitti, der seinen Bock ohne besondere Vorkommnisse auf Platz 5 über die Ziellinie navigierte. Die Laune hellte sich sichtlich auf – vor allem auch wegen der Aussicht auf ein paar schöne belgische Blonde und das traditionell überaus korrekte Barbecue im Clubheim. Ich selbst konnte lediglich bis zum Amuse -Gueulle – den leckeren Chickenwings – bleiben, aber jeder, der die Belgische kennt, kann sich ein Bild machen, wie es danach weiter ging. Meinen Tombolagewinn jedenfalls überreichte mir Schmitti am nächsten Morgen freudestrahlend. Einen Grillanzünder habe ich auch noch nicht (was vielleicht auch an meinem Gasgrill liegt) und von der schönen blauen Optimütze kann man ja auch nicht genügend haben. Großartig!! Der Tag fing gut an.

Charly war am 2. Tag oft ganz vorne

Und er sollte auch gut weiter gehen. Der SW-Wind etwas stärker und konstanter als am Vortag erlaubte ausgezeichnete vier Wettfahrten über die gesamte Länge des Galgenweels. Jede Wettfahrt daher auch fast eine Stunde, was für belgische Verhältnisse ganz derbe Dimensionen sind. Nicht zuletzt deshalb entschied sich die Wettfahrtleitung wahrscheinlich für eine ausgedehnte Mittagspause, um hier niemanden blau werden zu lassen oder ihm die Chance dazu zu geben. Je nachdem. Nach zwei der vier Rennen wurde auf jeden Fall für 1 Stunde unterbrochen und jeder konnte entsprechend zu Kräften finden. Geile Nummer und wäre vielleicht auch etwas für die Kieler Woche im kommenden Jahr. Mittags einfach mal reinfahren und Pause machen. Schmitti sorgt sicher für Mittagsstegbier und Schnittchen.

Seglerisch hatte Stephan Veldmann aus den Niederlanden einen ganz starken zweiten Tag erwischt, fuhr mit 1, 2, 3, 3 von Platz 7 am Vortag noch auf den 2. Platz in der Gesamtwertung vor und verwies damit den nach fünf Wettfahrten noch in Führung liegenden Vollstecker mit einen Punkt auf Platz 3. Den Gesamtsieg aber holte sich am Ende mit 3 Punkten Vorsprung  Franzmann Julien Dejugnat vor allem seiner Performance in den letzten drei Rennen geschuldet. Auch in Belgien kackt die Ente also hinten oder wie der Franzose sagt le canard caca à la fin. Was war eigentlich mit Doktor Schmitti am Sonntag los? Die ersten drei Rennen immer drei Plätze hinter mir habe ich ihn und seine Kringel gar nicht so richtig wahr genommen, sondern lediglich sein grinsendes Abwinken zwischen den Wettfahrten.

(Anmerk. d. Red.: Für  dieses Ergebnis  war kein weiterer Kringel erforderlich sondern lediglich eine geballte Ladung talentfreien Segelns)

Erst talentfrei, dann schuldlos

Das sollte aber nicht so bleiben… für den Start der letzten Wettfahrt hatte ich mir die Leeseite ausgesucht und wollte gerade anziehen als sich der Doktor von Luv buchstäblich auf mich drauf packte. Sein Baum in meinem Segel, sein Rumpf auf meinem Deck und der Start war gelaufen… jedenfalls für mich.

(Anmerk. d. Red.: Nach ausgiebiger Videoanalyse in der Zentrale in Köln und unter Zuhilfenahme der Dronenbilder und der Superzeitlupe ist die Schuldfrage in dieser Szene dennoch nicht eindeutig zu klären–wahrscheinlich  handelt  es sich, -wie in der Formel 1 üblich, um einen normalen Rennunfall)

Schmitti nutzte den bevorteilten Leestart, lag lange Zeit in Führung und fuhr mit Platz 2 seine beste Platzierung der Serie ein. Gratulation dazu nochmal von meiner Seite.

Unter dem Strich steht ein starkes Segelwochenende mit toller Organisation. Vielen Dank an den Koninklijke Liberty Yacht Club und alle Beteiligten. Ich bin nächstes Jahr wieder da.

Der Fonz

Video

1 Dejugnat Julien FRA 1820 2 7 1 10 1 2 1 14
2 Veldmann Stephan NED 673 19 4 4 1 2 3 3 17
3 Mackmann Ralf GER 773 3 1 3 2 5 11 4 18
4 Strelow Frank GER 791 4 2 2 11 9 1 DNF 29
5 Stockardt Claus GER 784 1 9 18 12 3 4 6 35
6 Pirenne Jaques BEL 230 9 3 9 3 14 9 5 38
7 Rassau Stefan GER 12 10 5 10 5 4 5 12 39
8 Schmidt Thorsten GER 9 DNC 11 5 8 7 8 2 41
9 Renoux Alain FRA 1824 7 15 6 15 8 7 9 52
10 Gericke Dirk GER 22 20 14 7 21 13 6 7 67
11 Gröschl Daniel GER 595 5 6 12 7 6 DNC DNC 70
12 Lesure Michel LUX 1 8 17 19 6 19 15 11 76
13 Hoekstra Hessel NED 667 12 23 21 9 16 10 10 78
14 De Vries Jan Siebe NED652 11 8 14 4 12 DNC DNC 83
15 Beckmann Jan GER 567 OCS 13 13 19 15 13 13 86
16 Hornstra Sybren NED 669 17 20 20 17 20 12 8 94
17 Ridder Heinz GER 678 13 24 25 13 17 14 14 95
18 Poelmann Ronny BEL 220 6 10 22 16 10 DNC DNC 98
19 Röntgen Frederik GER 651 16 19 16 23 22 16 16 105
20 Covez Philippe BEL 221 18 25 15 20 21 17 15 106
21 Mackmann Susanne GER 771 15 16 8 22 23 DNC DNC 118
22 Rommelaere Joost BEL 248 DNC 12 17 18 18 DNC DNC 133
23 Van Baarle Joris BEL 228 22 29 27 25 26 20 17 137
24 Podevyn Francois BEL 11 27 27 29 29 24 18 18 143
25 Heinze Christian GER 10 OCS 18 OCS 14 11 DNC DNC 145
26 Blandureau Remi FRA 1769 23 26 26 26 25 19 DNC 145
27 Hoekstra Sipke NED 2786 14 21 11 DNC DNC DNC DNC 148
28 Andrew Rod BEL 1 21 22 23 24 27 DNC DNC 171
29 Andrew Becker Jo BEL 29 25 28 28 28 28 DNC DNC 171
30 Banken Robert NED 99 24 DNC DNC 27 DNC DNC DNC 187
31 Papasokratis Timo BEL 224 OCS 30 24 DNC DNC DNC DNC 190
32 Podevyn Samuel LUX 11 26 31 DNC DNC DNC DNC DNC 193
33 De Vries Harm NED 672 28 DNC DNC DNC DNC DNC DNC 204