Eissegeln mal etwas anders

Zeitgleich an der Flensburger Förde-Bild von Lutz Boguhn

von Ralf Mackmann
Endlich war es soweit, Winterschlaf beendet-die Jolle vom Staub befreit und raus auf die Autostrada gen Süden. Den seit Tagen angekündigten Temperatursturz sowie die morgendlichen Warnhinweise aus dem Kölner Raum ignorierend, ging es dann los. Beim nächtlichen Zwischenstopp beim Comander der Ex -Kirsche (Schwager Jens) in Aschaffenburg ging es recht feucht fröhlich zu . Bei gefühlten 10 Grad und Regen ging es durch die Altstadt- die mit ihren Wetterprognosen….
Am morgen war es dann tatsächlich deutlich kühler, aber die Vorfreude auf das Erste mal im Jahr segeln war einfach nicht unterzukriegen. So machten wir beide uns auf den Weg und schlugen pünktlich am berühmten Silbersee auf. Es waren tatsächlich 3 OK-Jollen aufgebaut, zwei Boote aus Paderborn ließen sich einfach nicht abladen ( angeblich waren die Gurte eingefroren….) Schnell das Feuerschiff Elbe1 aufgeriggt, dann den Antarktisexpeditionsanzug angelegt, und los ging es . Beauty Dirk, Westernkennern auch als Silberlocke bekannt hatte sein neues Reitgerät unter dem geschmeidigem Gesäß, sein Freund Jürgen, genannt Winnetou( man soll es nicht glauben, aber er hatte wohl in früheren Jahren tatsächlich eine solche Mähne) und Waldemar von den weiten Prärien Polens(diesmal ohne sein Schätzelein..)-wir zusammen trieben die Herde von Lasern und Seggerlingen vor uns her. Man war das ar…-kalt, wenn die Gischt einem ins Gesicht oder auch in den Nacken spritze. Zwischendurch hatte ich kein Gefühl mehr in den zu Eiszapfen gefrorenen Fingern, das Gesicht brannte vor Kälte und Silberlocke fuhr mit wehenden Haaren(oder war sein Haar gar nicht silbern sondern gefroren-wir wissen es nicht..) über die Piste! Gut das ich eine belgische Schlumpfmütze besaß. Ohne Uhr und Kompass zu starten erwies sich schnell als Nachteil, aber was soll‘s. Das erste Rennen ging fast eine Stunde und Silberlocke war auf der Kreuz immer einen kleinen Tacken vor, um dann Raumschots wieder eingeholt zu werden. Er entschied das Race für sich, das zweite ging dann an mich. Winnetou auf seiner Iltschi (übersetzt soviel wie Wind) folgte uns und Waldemar sicherte uns den Rücken..

Nicht abladbar weil festgefroren: Boote aus Ostwestfalen – Foto von Heinz Ridder

Dann war auf einmal der Wunsch auf einen warmen LT, einem heißen Tee oder einer warmen Dusche einfach größer, man könnte das auch Überlebensinstinkt nennen. Ohne Wehmut, im aufrechtem Ritt ging es über den wogenden Silbersee(den berühmten Schatz haben wir nicht gefunden-wir haben ihn auch nicht gesucht…). An Land, in der schützenden Wagenburg, wartete schon das Paderborner/Aschaffenburger Rescueteam . Mit heißem selbstgebrauten Glühwein wurden die erfrorenen Lebensgeister wiedererweckt-Danke Jungs, dass Ihr euch für uns aufgeopfert habt und nicht gesegelt seid…sonst wäre ich irgendwo als Eiszapfen festgefroren. Inzwischen hatten sich schon auf dem Feuerschiff Eiskristalle in allen Varianten breitgemacht-die Tampen und Schoten hatten jetzt eine eigenartige Konsistenz….steif! Nach kurzer Zeit trafen auch die drei anderen Gefährten in der Wagenburg ein. Wenn man so in unsere Gesichter gesehen hätte – die Bezeichnung der Rothaut machte da schon Sinn. Die drei hatten noch eine Wettfahrt durchgezogen. Damit hatte Silberlocke insgesamt vor Winnetou die von der Witwe von Peter Holzwart gestiftete wunderschöne Intarsien-Arbeit einer OK-Jolle gewonnen. Nachdem alle Reitutensilien verpackt und verstaut waren, ging es ins Saloon des Ausrichtenden Vereins. Schön warm, lecker Essen, lecker trinken(besonders wenn man Waldemars Weißen Rum aus Barbados oder Jens Rum aus Havanna mag..) so ging es hier noch hoch her. Wir haben dann tatsächlich ein warmes Bett im Klubhaus dem im Schneetreiben stehenden LT vorgezogen(geliebter LT verzeihe mir…..) Da die Wettfahrtleitung schon abends auf unseren Wunsch die Siegerehrung durchgezogen hatte, konnten wir morgens ganz in Ruhe frühstücken, die Wagen von einer dicken Schneeschicht befreien und uns im Schneegestöber auf den Rückweg machen.
Es war ein super weekend trotz widriger Umstände und überhaupt……endlich mal wieder segeln.