Erfolg im dritten Anlauf

Ostertraining 2022

von Christian Raschke 01.05.2022
„Du musst unbedingt mit zum Ostertraining nach Steinhude fahren!“ Das war kein Tipp von Jörg Posny als er mir im Herbst 2019 seine GER 697 verkauft hat, das war quasi Teil des Kaufvertrags.


Bekanntlich warf wenige Monate später ein Coronavirus alle Pläne über den Haufen und wir begnügten uns 2020 in Haltern mit gelegentlichen per WhatsApp verabredeten Sonntagstrainings, bei denen ich meine neue alte blau-weiße Hein einsegelte. Bisher hatte ich vor allem unseren Korsar um die Tonnen gelenkt, ein paar Mal auf der Club-OK des SCST gesessen und kannte die OK-Klasse vor allem von den Partyabenden in Liblar und als regelmäßiger Wettfahrtleiter der Kehrein- und Kehraus-Regatta in Haltern.
Auch 2021 plagte uns noch die Pandemie. Dann also Ostern 2022. Mit mir wollten sich 21 weitere Seglerinnen und Segler nicht die Gelegenheit entgehen lassen, vier Tage lang Tricks und Tipps von Greg und Ossi zu bekommen und nach dem Winter wieder geschmeidiger durchs Boot zu tanzen. Was soll ich sagen? Es hat sich gelohnt! Diese fünf Dinge habe ich gelernt:

1. Hinter der BSV geht’s weiter:
Wir waren oft mit dem Korsar in Steinhude, dann aber entweder beim SLSV oder bei der Baltischen Segler-Vereinigung. Und ich habe mich immer gefragt, wo der Kanal hinführt, der dort rechts vom Hafenbecken abzweigt. Jetzt weiß ich es: ins OK-Segler-Paradies SVG. Nicht nur Ossi, sondern der ganze Verein und seine Mitglieder haben uns dort vier Tage lang perfekt aufgenommen. Weil die Wohnmobilparkplätze auf dem Vereinsgelände mit Ossi, Henry und Rades Autovilla belegt waren und Camping auf der Straße vor dem Verein nicht mehr erlaubt ist, öffneten kurzerhand Vereinsmitglieder, die in der Nachbarschaft wohnen, ihre Gartentore für die restlichen Bullis und Co. Und wer nicht im Auto (oder wie Uli obligatorisch im Zelt) schlief, hatte aus einem der SVG-Gästezimmer schon beim Aufstehen den Premiumblick aufs Steinhuder Meer.

2. Frank Schönfeldt hat Recht:
An drei der vier Trainingstage versprach der Blick beste Bedingungen: Sonne und Wind zwischen 8 und 15 Knoten. In den Böen musste ich mit meinen 75 Kilo schon ordentlich hängen und war entsprechend dankbar für Ossis Tipp: Immer an Frank Schönfeld denken. Der sang schon „Traveller raus und Cunningham runter“. Und was soll ich sagen: Es hilft :-)
Weiß jemand, ob Schönfeldt auch was zu plötzlichen Böen auf dem Vorwindkurs gesungen hat? Das hätte mir ein Wochenende später in Haltern vielleicht einige Kenterungen erspart.

3. Wilcox wird’s wissen – und sonst der Nissen:
Obwohl das Niveau bunt gemischt war, von Neuling wie mir bis OK-Urgestein, konnten wir gut in der großen 22er-Gruppe trainieren. An den ersten zwei Tagen standen vor allem kurze Trainingsläufe auf Dreiecks- und Up-and-down-Kursen an. Gestartet wurde per Hasenstart, was nicht immer, aber immer öfter erstaunlich gut funktioniert hat. Alles unter den kritischen Augen und Kameraobjektiven von Ossi und Greg, die auf dem Wasser und abends bei der Videoanalyse viele Tipps geben konnten. Mein persönliches Highlight: die „Wilcox“-Halse. Dabei übergibt man schon vor dem Schiften Schot und Ausleger in die jeweils neue Hand, reißt dann per Schotzug durch den Block das Segel rüber, setzt sich hin und hat alle Zeit der Welt, sauber weiterzusteuern. Ich könnt euch das gerade nicht vorstellen? Ging mir genauso, bis Greg es vorgemacht hat. Ihr könnt aber auch Michael Nissen fragen, der – Zitat – „viel Zeit, also wirklich viel Zeit zum YouTube-Video-Studium“ hat. Er kann euch sicher einen Film samt Zeitangabe sagen, auf der das Kunststück zu bewundern ist.

4. Style is never out of fashion:
Aber nicht nur neue Manöver bereiteten Kopfschmerzen. Das Potenzial dazu hatten an Land auch Rades selbstgemachter Klötenköber (Eierlikör), diverse Einlaufbiere und nicht zu vergessen die Spenden zur Taufe von Peters und Bernds neuen Booten.
Auf dem Wasser ging die Kopfschmerzgefahr eher vom plötzlich überkommenden Großbaum aus. Fabian trägt dagegen konsequent einen Helm. Aber das ist nicht jedermanns Sache. Zum Glück hat Michael auch für dieses Styleproblem längst die Lösung ausgetüftelt. Eine Anstoßkappe, eine Art gepolstertes Plastik-Inlay, das man einfach und unsichtbar ins ausgeblichene Lieblingscap klemmen kann. Die Dinger werden normalerweise zum Arbeitschutz in der Industrie oder der Logistik getragen. Wahrscheinlich hat Amazon am Ostermontag eine rasant gestiegene Anstoßkappen-Nachfrage registriert. Denn segeln konnten wir an dem Tag nicht mehr. Die Ostersonne hat jeden Windhauch überstrahlt, als wollte sie sagen: Jetzt ist aber auch mal gut. Packt ein und pflegt lieber euren Muskelkater.

5. Jörg hat nicht zu viel versprochen
Vielen Dank für das tolle Trainingswochenende. Ich komme wieder. Wer Ostern noch Ski fährt ist selbst schuld!