Kieler Woche 2025
von Martin von Zimmermann 27.09.2025
Der Veranstalter der Kieler Woche steht immer unter besonderer Beobachtung. Einerseits werden hohe Erwartungen geweckt, da die Kieler Woche das größte Segelevent der Welt sein will, andererseits gehört zur Kieler Woche nicht nur Segeln, sondern auch ein großes Volksfest. Hier nun die Eindrücke von einem der dabei war:
Camping und Parkmöglichkeiten gibt es reichlich, entweder auf dem Zeltplatz, auf dem man zwar kaum noch Zelte sieht, auf dem es jedoch ausreichend Platz für Campingfahrzeuge gibt. Oder auf den Parkplätzen bei denen extra die beschränkte Parkdauer aufgehoben wurde. Nur die Grünflächen sind mit Fahrzeugen zu meiden, da hier regelmäßig von der Polizei Strafzettel verteilt werden. Ich hatte das Glück, dass für mich eine Parklücke von abreisenden Olympioniken freigehalten wurde.
Die Slipanlage ist breit und für viele Boote ausgelegt. Da die Boote dieses Jahr wieder im nördlichen Teil des Hafens standen, konnten wir wieder die super-breite Slipanlage in der Nähe der Seenotretter nutzen. Das Ein- und Auslaufen gestaltete sich daher größtenteils entspannt, auch wenn viele Boote gleichzeitig ins Wasser wollten. Viele Helfer vom Veranstalter kümmerten sich um die Slipwagen.
Die Bahn trug dieses Jahr den Buchstaben J und lag auf Höhe der Spitze von Bülk. Für uns war diese Bahn geradezu ideal gelegen, nicht zu weit draußen, aber trotzdem mit recht freiem Wind. Bei den vorherrschenden westlichen Winden war die Anreise zum Start immer recht gemütlich und auch zeitlich mit etwa einer halben Stunde überschaubar. Auf der Rückreise war dafür Kreuzen angesagt und bei dem im Laufe der Woche zunehmenden Wind zwischen 4-6 Windstärken kamen die Betontürme von Schilksee auf dem Weg in den Hafen nur sehr langsam näher.
Die Wettfahrleitung suchte den direkten Draht zu uns Seglern, vor dem Segeln mit einer Steuermannsbesprechung, in Kiel keine Selbstverständlichkeit, aber auch am Ende des Tages nach den Wettfahrten. Leider wurde der Wettfahrtleitung ein Startschiff gestellt, ein Riesen-Luxus-Katamaran, dessen Anker für das Schiff und das Revier nicht tauglich war. Das äußerte sich dann darin, dass das Startschiff auch bei moderatem Wind und Welle nach Lee rutschte, so dass das Pin-end immer weiter bevorteilt wurde. Am ersten Tag wurde noch versucht diesem Problem dadurch zu begegnen das Startschiff immer weiter nach Luv, Richtung Land zu verhohlen. Das hatte jedoch zur Folge, dass die Luvtonne relativ dicht am Ufer lag.
Die Winddreher dort brachten die Wettfahrten an den Rand eines Würfelspiels. An den drei anderen Wettfahrttagen wurde zum Glück auf das Verschieben des Startschiffes verzichtet, wenngleich das Problem des rutschenden Ankers nicht behoben werden konnte. Ich habe versucht das Beste daraus zu machen, indem ich mich aus dem größten Gedränge am Pin herausgehalten habe und so gerade noch über die Linie gekommen bin, aber auch nicht zu dicht am Startschiff gestartet bin, da das meist deutlich benachteiligt war.
Das Wetter war etwas durchwachsen, pünktlich zur Kieler Woche hat der Hochsommer eine Pause eingelegt, dafür gab es richtig gut Wind, immer aus West, am ersten und zweiten Tag noch moderat mit 3-4, am 3. und 4. Tag richtig kräftig mit 5-6, so dass man sich an der Raumtonne schon mal den Weg durch das Trümmerfeld von gekenterten Booten bahnen musste. Zwischendurch kam auch immer mal wieder die Sonne raus, so dass die Promenade voll mit Touris war und so was wie Kieler Woche-Feeling aufkam.
Die Anzahl der Wettfahrten waren dieses Jahr von Seiten der OK-Klasse auf zwei pro Tag beschränkt, was beim überwiegenden Teil der OK-Flotte gut ankam. Insbesondere bei den oben beschriebenen herausfordernden Bedingungen erwies sich das als eine gute Entscheidung.
Das After-Sail-Bier, viele Jahre von engagierten Seglern selbst organisiert, ist eine so nette Gelegenheit die Wettfahrten noch mal mit allen Konkurrenten durchzudiskutieren, sei es das geglückte Manöver oder die Verletzung irgendeiner Vorfahrtregel, dass es inzwischen sogar vom Veranstalter gestellt wird. Wo, wenn nicht hier, zeigt sich der Spirit der Klasse.
Die Duschen sind leider immer wieder eine leidiges Thema bei der Kieler Woche. Auf dem Campingplatz steht ein Duschcontainer, leider zu klein für die vielen Camper. Dann gibt es Duschen mit Duschmarken, die man beim Hafenmeister kaufen kann, -hat man meist vor dem Segeln nicht gemacht und hinterher mit den ganzen Klamotten durchs Hafenvorfeld zu laufen ist auch keine Spaß. Auch hier sind die Einzelkabinen schnell an ihrer Kapazitätsgrenze. Die Duschen der Vasahalle waren leider nicht durchgehend aufgeschlossen, wenngleich diese von der Kapazität genau für so eine Massenveranstaltung wie der Kieler Woche gemacht sind. Manch einer hatte das Glück zusammen mit Funktionären oder DSV-Angehörigen, die selbstverständlich einen Schlüssel für die Vasahalle haben, mit hineinzuschlüpfen.
Social-Events sind eine feste Größe auf der Kieler Woche, dem Vorwurf dass man sich auf dem großen Gelände nach dem Segeln verlaufen würde, kann ich definitiv nicht zustimmen. Das fängt mit dem selbst organisierten Grillen neben dem Spielplatz am Vorabend der Regatta an und setzt mit dem Grillabend der Klassenvereinigung fort, bei dem sich auch viele der nach vor interessierten ehemaligen Recken eingefunden haben. Außerdem bot sich die Gelegenheit die neuen Räumlichkeiten des TSVS, immer Anlaufpunkt bei der Kieler Woche, während eines Fußballabends zu inspizieren. Auf der ‚Kieler Woche-Plaza‘ spielen jeden Abend Bands, mit Musik der Unterschiedlichsten Stielrichtungen, da war für jeden was dabei.
Fest steht, die Kieler Woche bietet uns als Klasse eine gute Gelegenheit uns zu präsentieren, es gibt keine andere Veranstaltung auf der man so häufig gefragt wird, was das für eine Klasse sei und ob man an diesem Boot nicht auch einen Außenborder montieren könne.
Ich kam jedenfalls mit einem breiten Grinsen von der Kieler Woche nach Hause und bin im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder dabei.
Martin, GER-803