Bericht Frühjahrscup Müggelsee 2017

Von Erik Bork 03.05.2017
Meldeliste für die erste Regatta im Berliner Raum sah zwei Wochen vor der Veranstaltung noch recht übersichtlich aus. So akquirierten Euli und ich Andreas für die Teilnahme mit der 590, das war auch gut so – wir waren dann genau zu zehnt am Start. Ob das nun an der Hürde der Meldung über “manage2sail” lag (eine echte Zumutung), das zwingende Vorab-Überweisen des Meldegeldes, oder daran, dass am Montag danach dann in Gelsenkirchen für Barbados verladen werden sollte, weiß ich nicht. Es hat aber zum Glück ja gerade für die Rangliste gereicht.

Wenn ich den Veranstaltern einen Hinweis geben darf: Ihr habt an Land und auf dem Wasser alles sehr gut organisiert und durchgeführt (siehe unten) aber bitte haltet Segler nicht davon ab zu Melden, indem das zu kompliziert gemacht wird. Die Überweisung von Startgeld im voraus ist bei Kieler-Woche und anderen sehr großen Regatten verständlich, bei lokalen Regatten wirkt das aber eher abschreckend und macht zudem den Aufwand für das Orgateam unnötig groß (Überweisungen prüfen etc.). Die Meldung über z.B. raceoffice und Barzahlung vor Ort dauern zusammen nicht mal halb so lange und sind deutlich einfacher, meine eigene Regatta läuft so seit Jahren reibungslos ab – und das mit ein, zwei Leuten in der Orga!

Am Samstag blieb das sonst übliche Chaos auf dem Gelände des YCBG aus, denn auch in den anderen Klassen war die Beteiligung nicht so stark wie sonst. Wir konnten also ohne Stress ablegen und die Spree in Richtung Müggelsee runtersegeln. An der Linie waren wir dann erst einmal nur zu neunt, denn Ronald verspätete sich doch recht deutlich, die Anreise aus Kummerow war dann wohl doch etwas schwer kalkulierbar. So konnte er erst zur dritten Wettfahrt mitsegeln und wir sein neues Boot erst später aus der Nähe bewundern, ebenso wie das von Greg, der fuhr aber einfach immer nur zu weit vor uns her!

Vor dem ersten Ankündigungssignal wurde die Tonne Eins noch mal verlegt, was wirklich nötig war, weil man die auf Steuerbord fast anliegen konnte. Die Wettfahrtleitung macht aber einen sehr guten Job, der Wind pendelte mal nach Links mal nach Rechts, die Kreuz lag aber an sich mittig.
Schon beim Start der anderen Klassen konnte man sehen: Es wird tricky werden, da es häufiger nach Links und wieder Rechts drehte.

Unser Start war durch eine recht lange Startlinie sehr übersichtlich, oben an der Eins war Greg dann vorn dahinter allen anderen dicht beisammen. Und das, obwohl der Wind immer noch stark pendelte. Man soll normalerweise ja nicht von einer Seite auf die andere wechseln, aber hier musste man das zwangsläufig, denn bei 30° Drehern ist es nicht ratsam aus “Seitenhaltegründen” den stark benachteiligten Bug zu fahren.

Ich war mit meiner ersten Kreuz eigentlich recht zufrieden, lag aber trotzdem nur auf dem siebenten Platz. Also fuhr ich nicht den Anderen hinterher, sondern einen deutlichen Leebogen, denn weiter in der Seemitte kamen mehr Böen durch. Auch Jule fuhr ähnlich tief, für uns beide zahlte sich das dann aus, denn sie ging hinter Greg um die Zwei und ich hatte auch zwei Plätze gut gemacht.

Dichtes Verfolgerfeld      Bild: Frank Brinkers

Die nächste Kreuz verlief wieder nach dem gleichen Prinzip – immer wieder Dreher und die galt es auszufahren. Da änderte sich an den Positionen nicht viel, nur auf der Vorwind konnte ich noch Rainer und Falk überholen.

Auf der Zielkreuz flaute der Wind deutlich ab, Jule fuhr weit nach Rechts raus und ich war mir sicher, dass sie da ganz schön verhungern würde. Aber kurz vor dem Auflaufen am Ufer der Wasserwerke legte sie auf Backbordbug um und es kam ganz dicke von Rechts. Sie überholte Greg ohne Mühe und wurde Erste, ich kam als Dritter an und knapp hinter mir dann Falk.

Mittlerweile zeigte sich ab und an mal die Sonne und es wurde ein richtig schöner Segeltag. Kaum an der Startlinie zurück, war auch schon das erste Ankündigungssignal oben und es ging zügig weiter mit der zweiten Wettfahrt – sehr angenehm!

Der Wind hatte sich wieder auf 3-4 Bft. eingestellt und die Piraten wollten das nun nutzen um heute Black-Flag-Meister zu werden, dafür hielten sich die 420er aber schön zurück – es ging also auch für uns schnell wieder los.

Schönes Segelwetter     Bild: Frank Brinkers

Wieder war Greg als Erster an der Eins und nun gab es den Fahrstuhl am Wasserwerk nicht mehr, die Positionen änderten sich daher nicht so gravierend. Aber ab Platz Zwei waren alle wieder recht dicht beisammen, kleine Fehler, bei den auftretenden Dreher schnell passiert, kosteten gleich Plätze.
Greg ging am Ende ungefährdet als Erster ins Ziel, dahinter Jule und ich wieder als Dritter.

Wieder wurde schnell gestartet, die Finns kamen uns schon kreuzend entgegen. Der Wind hatte es auch eiliger, er wehte nun mit 4-5 Bft.,ich dachte, der flaut auch wieder ab, wie schon bei den ersten Läufen, aber weit gefehlt, er nahm weiter zu. Bei bis zu 20 knt ging es nun ordentlich ab.

Greg hatte diesmal einen sehr beruhigenden Vorsprung. Auf den Raumschlägen konnte man mit einer Welle schon mal zwei Plätze auf einmal gut machen. Trotz des stärkeren Windes drehte es weiter hin und her und man musste ganz schön aufpassen, nicht aus dem Rhythmus zu kommen. Vor dem Ziel wurde es zwischen Falk, Rainer und mir noch einmal spannend. Falk ging dann als Dritter über die Linie, ich konnte Rainer durch ein paar zusätzliche Wenden auf den Fünften verweisen. Später an Land erzählte er dann auch warum das so gut geklappt hat:”Mir ham se det Been abjesägt!” Er hat seit Januar ein neues Knie, daher kann er nur auf einer Seite gut Wenden, die andere ist sehr beschwerlich und langsam. Tennis geht wohl auch nicht so gut – ich habe eher gestaunt, dass er nach der kurzen Zeit schon wieder laufen kann. Nach der dritten Wettfahrt war Schluss für den Tag, was auch Alle recht erleichternd fanden, für den ersten Regattatag hat es jedenfalls gereicht.

Am Ziel übernehme ich dann die Verpflegung vom “Boulettenboot” (15er Jolli meines Bruders), die Schwägerin hatte aus einigen Kilo Gehacktem leckerste Bouletten hergestellt. Die konnten wir aber zwischen den Wettfahrten gar nicht zu uns nehmen, da wir ja schnell wieder runter zum Start mussten. Die Verteilung lief dann so ab: “Boulette?” “Ja!” – gezielter Wurf – “Danke!” Es sind alle “Geschosse” gefangen worden :-)

Während der langen Rückfahrt durch die Müggelspree zum YCBG hatte ich plötzlich einen extremen Mastfall “a’la 80er Jahre FD-Rake”. Ich kam kaum noch unter dem Baum durch. Etwas gebangt untersuchte ich dann an Land die Mastfußhalterung, es war aber “nur” die Sicherung der Klötzer defekt und zum Glück hatte sich der eigentliche Mastfuß am vorderen Anschlag verkeilt. Da hatte ich wohl noch mal richtig Glück, wäre das schon in der Wettfahrt passiert, hätte das so sicher nicht mehr gehalten und die Folgen will man sich lieber nicht vorstellen.

Nach innerer (Anlegerbierchen – sehr guter Service!) und äußerer Erfrischung (Duschen) gab es dann ein sehr gutes und reichliches Buffet. Alle futterten sich satt und schwatzen dann noch ein Weilchen – man hatte sich ja lange nicht gesehen. Ein wenig Verwirrung kam dann auf als es um die Zeit des ersten Starts für Sonntag ging. In der bei der Anmeldung erhaltenen Segelanweisung stand dazu nichts drin, in einer ausgedruckten Version 10 Uhr und am schwarzen Brett dann 11 Uhr.

Sonntag wusste der Wind dann auch nicht so recht ob er wehen wollte oder nicht, es wurde erst Startverschiebung signalisiert und dann, dass heute nicht mehr gestartet wird. Zum Verladen blieb also viel Zeit, und es verlief daher sehr stressfrei, mal von der Politesse abgesehen, die tatsächlich selbst die Hänger vor dem Verein mit Strafzetteln versehen wollte. Kopfschüttelnd wurden die dann 2m weiter geschoben und sie war sichtlich enttäuscht.

Die Siegerehrung ging dann schön zeitig los und recht flott vonstatten, die Wettfahrtleitung hatte an diesem Wochenende alles sehr gut im Griff, vielen Dank noch einmal für die schöne Regatta!

Zu hoffen bleibt, dass wir trotz vieler fehlender Boote zu den nächsten Regatten genügend Starter an die Linie bekommen. Ein Hindernis gibt es für die hiesigen Regatten schon mal nicht: Dieses “manage2sail” Konstrukt, auch wenn der DSV das noch so toll findet und am liebsten für alle Regatten vorschreiben würde…

Euer Erik mit ch GER-695

Ergebnisse:

1 NZL 566 Greg WILCOX 2 1 1 4
2 GER 767 Juliane HOFMANN 1 2 2 5
3 GER 695 Erik BORK 3 3 4 10
4 GER 757 Falk HAGEMANN 4 6 3 13
5 GER 11 Rainer POSPIECH 5 4 5 14
6 GER 751 Knut RAMIN 6 5 6 17
7 GER 590 Andreas SILVAN 8 7 7 22
8 GER 589 Frank LANGE 7 9 10 26
9 GER 633 Cornelia WIRBELEIT 9 8 9 26
10 GER 8 Ronald FOEST DNC DNC 8 30