Bodensee – Cup Überlingen 2007

Bodensee – Cup Überlingen / Bodensee: 23.06 – 24.06.07

von Jürgen Illers 11.07.2007

Die Wetterankündigungen für dieses Wochenende ändern sich schon seit Tagen nicht mehr: Samstag 3 bis 4 Bf, in Böen 7.
Das heißt, kräftig Butterbrote einpacken. Ich reise freitags an. Bei 26°C ist von dem bevorstehenden Starkwindwochenende noch nichts zu spüren. Nach Stockach liegt er dann plötzlich da, der BODAN, wie ihn die hier noch lebenden Eingeborenen nennen ( Stefan, einer ihrer prominentesten Vertreter, hat uns diese Regatta beschert ). Eine schwarze Wolkenfront hinter den Bergen lässt vermuten, dass eine heftige Änderung des noch beschaulichen Wetters bevorsteht.

Für die, die in Heimatkunde nicht aufgepasst haben: insgesamt stehen uns für unsere Regatta eine Wasserfläche von 536 Quadratkilometern zur Verfügung. Der See ist damit so groß, dass das andere Ufer ca. 80 Meter unter der Horizontlinie liegt. Berüchtigt sind hier die Föhnwinde aus den Alpen, die das Rheintal herunterkommen und eine Welle, z. B. im Sommer 2006 von 3, 50 m aufbauen. Der See ist Trinkwasserspeicher, es erübrigt sich also, Wasserflaschen ins Boot mitzunehmen ( Ihr merkt sicher ich werbe….Liebe Brüder und Schwestern im Osten, Ihr dürft jetzt reisen, auch Ihr, nördlich der Mainlinie…).

Der Empfang im Club ist äußerst freundlich. Vom gerade beendeten Weekendrace ist noch genug zu Essen da, sofort hilft man mir das Boot abzuladen und stellt ausreichend Platz für Zelt, Auto und Trailer zur Verfügung. Bald treffen auch schon die ersten Mitsegler ein. Stefan mit Fans ( noch mal: wer neue OK-Segler wirbt, sollte eine Beitragsrückerstattung kriegen). Wir haben 12 gemeldete OK-Jollen. Das gelingt nur durch Stefans Werbung für unsere Klasse in der Region. Als Eingeborener kennt er natürlich auch die besten Lokalitäten, in die wir uns zu gemütlichem Abendessen dann bald zurückziehen. Auch Beauty Dirk reist bald an und ist eigentlich nur enttäuscht, dass er schon wieder kein Öttinger vom Fass hier kriegt. Angesichts der bevorstehenden Strapazen landen alle schon vor Morgengrauen in der Koje.

Samstags zeigt sich dann die Qualität des Deutschen Wetterdienstes. Es fehlt nichts an der Vorhersage, außer den angekündigten Schauern. Bis 11.00 Uhr haben wir stramme 4-5 Bf und gehen raus. Die Welle kann hier zwar keine 3.50 m aufwerfen, ist für uns Tümpelsegler jedoch eine große Herausforderung. Zusammen mit Lasern und Europes sind wir 77 Boote auf dem Wasser. Man sieht jetzt schon mehr gekenterte Laser als Lasersegel. Von uns 12 Ok-Seglern sind nur sieben Mutige am Start. Der Rest hält sich bereit, am Strand erschöpfte Jollensegler zu reanimieren.

Der Start gelingt und ich ärgere mich, dass ich mich dauernd in der Welle festfahre. Beauty Dirk mit neuem Landenberger Designer – Klamotten heizt mit unglaublich mehr Speed an mir vorbei. Unendlich lang ist die Kreuz, aber ob ich mich auf den Vorwindkurs freuen soll, weiß ich eigentlich auch nicht. Der Raumschotkurs ist sehr kurz. Ich fahr lieber noch ein Stück weiter und mach dann eine Kuhwende. Die Böen sind heftig und ich versuch eigentlich nur noch oben zu bleiben und nicht abzustürzen. Irgendwie erreiche ich mit Rolf die Leetonne und denke, wie schön ist es doch an der Kreuz. Auf diesem Schlag verabschiedet sich dann Rolf. Er lässt sich sein Frühstück noch einmal durch den Kopf gehen. Irgendwann ist auch Karl-Hans Göhring wieder Richtung heimatlichem Strand gefahren. Und immer wieder diese „Waldbeere“ mit Neueinsteiger Reimer mir hart auf den Fersen. Dafür hätte ich mir kein neues Boot kaufen müssen, dass mein Altes mir um die Ohren fährt. Bis zur zweiten Runde hat der Wind noch weiter zugelegt. Viele Regattateilnehmer gehen nach der Luvtonne erst mal auf lange Raumschotkurse Richtung Konstanz, um dann mit Kuhwenden irgendwie ohne Kenterung die Leetonne zu erreichen. Von den noch 5 Oks gewinnt Dirk souverän das erste Rennen vor Stefan, Alexander Denn und mir.

Bis zum nächsten Start vergehen 45 Minuten, die ich lieber auf dem Wasser verbringe, statt an den Leegerwallstrand zurück zu segeln. Beim zweiten Start sehe ich komischerweise nur Reimer mit seiner „Waldbeere“. Wir starten gemütlich, wundern uns jedoch, dass anscheinend alle anderen die Schnauze voll habe. Dann ist da plötzlich wieder dieser Beauty. Mit minutenlangem Rückstand beim Start heizt er mit seinen Designerklamotten zur Luvtonne und ist schon knapp hinter mir. Einen kleinen Vorsprung kann ich noch bis zur Leetonne halten, aber dann bin ich nach wenigen Metern gefressen. Irgendwann sehe ich ihn schon nicht mehr und denke, na wenigstens ein zweiter Platz und fahre nach dem Zieldurchgang zurück zum Strand. Hier erfahre ich, dass Dirk nach einer Kenterung das Boot(!) nicht mehr hochbrachte und Hilfe brauchte. Das dritte Rennen erspare ich mir, bin ich doch froh, zwei Läufe gut überstanden zu haben. Aber was ist das?! Reimer, der Newcomer geht alleine an den Start. Der kriegt die Nase nicht voll und steht eiskalt als einziger OK-Segler auch noch die dritte Wettfahrt durch. Respekt.

Die Sonne scheint, wir sind in angenehmster Umgebung und schmirgeln den Nachmittag bei eisgekühlten Getränken in einer der sonnigsten und schönsten Regionen Europas ab. Der See liegt glitzernd blau vor uns, im Hintergrund die Alpen, Relaxen, Wunden lecken…wie war das in Kiel gestern, kein Start wegen Flaute, Regen…? Das Abendessen im Club war üppig und dem Wetter angemessen. Freibier, Nudeln und Gulasch bis zum Abwinken, Dessert, man reicht hier den Regattateilnehmern regelrechte Menüs. Ein besonderer Höhepunkt des Abends: Marion Rück stellt ihren Frischling Greta, die jüngste OK-Aspirantin vor. Den letzten Klönschnack der Nacht gab’s in der Strandbar ( wieder kein Öttinger vom Fass für Beauty Dirk ).

Am nächsten Morgen gibt’s nur leichte Brise mit Sonne satt. Gegen 11.30 Uhr laufen wir aus. Heute fehlt niemand. Alle kommen noch einmal auf die Kosten und werden für ihre Anreise belohnt. Die leichte Brise heute aus entgegengesetzter Richtung ist ausreichend. Nach dem Start sind zunächst alle in ähnlicher Position, da niemand weiß, welche Seite sich als die bessere herausstellen könnte. Ich halte mich zunächst in der Mitte und habe wohl damit das goldene Los gezogen. Nach der Luvtonne bleibe ich vorne, kann die Position bis ins Ziel halten und bin glücklich über meinen ersten Sieg.

Der absolut professionellen Regattaleitung muss an dieser Stelle besonders gedankt werden. Die Linien und Wendemarken lagen super, die Bedingungen wurden optimal genutzt, die Wettfahrten reibungslos durchgezogen. Der Wettfahrtleiter äußerte Respekt vor denen, die sich gestern entschlossen haben abzubrechen oder an Land zu bleiben. Wurden doch so Gefahren und riskante Bergungsaktionen erschöpfter Segler vermieden. Die Ok-Segler wurden als Neulinge dieser Regatta herzlichst aufgenommen und für das kommende Jahr wieder eingeladen. Es war ein Regattawochenende der Superlative, nicht zuletzt Stefans und Dirks Bemühungen um eine Ausweitung der OK-Aktivitäten im Süden zu verdanken. Wer das erleben will, ist herzlich zu den kommenden Events in Davos und Konstanz eingeladen.

Jürgen
OK 643

 

 

ergebnisse

 

1 GER 6 ILLERS Jürgen 4 1 DNS 1
2 GER 706 MINDE Reimar 5 2 1 7
3 GER 550 DENN Alexander 3 3 DNS 6
4 GER 688 DAME Dirk 1 DNF DNS 2
5 GER 691 BLEICH Stefan 2 DNS DNS 3
6 SUI 64 EICHENBERGER Rolf DNF DNS DNS 4
7 GER 567 GÖHRING Karl-Hans DNS DNS DNS 5
8 GER 588 SINGETHAN Joachim DNS DNS DNS 8
9 GER 580 HIRSCH Alexander DNS DNS DNS 9
10 GER 705 KRÖNER Axel DNF DNS DNS 10
11 GER 88 KÖNIG Klaus Uwe DNF DNS DNS 11