Dan Slaters Webcast

Neulich im Interweb, ein Webcast zur Palme

von Christian Kirchner 07.06.2020
Ich habe lange darüber nachgedacht, ob es sich schickt einen Beitrag über ein bezahltes Webinar zu veröffentlichen. Dass ich ihn jetzt schreibe, nimmt die Antwort vorweg. Das Web funktioniert halt so, direkte Inhalte der Webcasts werden hier selbstverständlich nicht gezeigt.
Dan Slater hatte uns in sein Arbeitszimmer eingeladen um uns über Masten und Segel zu erleuchten. Der Cast ging über drei Tage mit jeweiligen Themenschwerpunkten zu Mast, Mast/Segel und Trimm. Geplant als Vortrag mit der Möglichkeit Fragen zu stellen. Finn und OK wurden, da vergleichbar zusammen abgefrühstückt.
Der Weltmeister fährt F/a 450 (115 bei 1/2) und Side 360. Wichtig ist der Twist, erreicht hat er das mit ähnlichen Biegewerten bei 1/2 zur Seite und nach hinten. Beispiel: Wenn der Wert bei 1/2 der nach hinten mit 56 mm gemessen wurde, sollte der Wert and der gleichen Stelle auch in etwa 56 mm sein. Damit ist man dann raketenschnell an der Kreuz. Die eigentliche Biegekurve sollte harmonisch sein.


Ausgleichsgewichte am Mast sollten nach Dan‘s Meinung in der Nähe des Massenschwerpunktes (Center Of Gravity = COG) des Masts ohne Ausgleichsgewichte angebracht sein, um das Massenträgheitsmoment (Mass Moment Of Inertia = MOI) des Masts zu reduzieren.
(Anmerkung von mir und zur Diskussion: Das ist für den Mast alleine sicherlich richtig. Wenn man aber auf das ganze, aufgeriggte Boot schaut, sieht das anders aus. Man möchte ja da gesamte MOI kleinhalten, die Abstände der Einzelmassen zum COG gehen da zum Quadrat ein. Da der COG von unserem Boot ein kleines bisschen vor dem Hauptschott und ein wenig unterhalb des Sülls liegt, sollten meines Erachtens Ausgleichsgewichte immer möglichst nahe am Gesamt-COG sein also beim Mast unten, in Decksnähe).


Das OK Segel, dass Dan für sich optimiert hat, war im Vergleich im vorderen Bereich etwas tiefer, wodurch der Eintrittswinkel etwas größer war, dafür aber der Auftriebsschwerpunkt etwas nach vorne wandert. Dadurch fühlte sich das Boot besser ausbalanciert an und natürlich etwas weniger luvgierig. Zum Trimm an der Kreuz wird beim Finn der Baum bis auf Deck gezogen, damit ist dann die korrekte Liekspannung eingestellt. Dan hat sich bei der OK ein Bändsel am Ende des Baums befestigt, dass bei dem richtigen Schotzug gerade das Achterdeck berührt. Die Stellung des Schwerts kann zusätzlich auf der Kreuz ein klein wenig variiert werden, Wodurch sich der Lateralschwerpunkt etwas verschiebt, um entweder Druck aus dem Boot zu nehmen, oder auch die Balance zu ändern.
Zu den Dingen, die man sich unbedingt anschauen sollte gehört das Kopfbrett des Segels. Hier ist besonders darauf zu achten, dass sich das Brett frei in der Liekschiene seitlich drehen kann. Der untere Bereich des Kopfbretts sollte so eng an der Liekschiene anliegen, dass sich keine Falten vom Top zum Schothorn bilden.
Die Segellatten sollten nach Windverhältnissen gewählt werden, weich für wenig, hart für viel Wind. Wer keinen Coach mit Rib hat, kann sich immer ein Satz Latten unters Ausreitdeck kleben und bei Bedarf auf dem Wasser wechseln. Guter Tipp, oder?


Dan hat auch die Traveller bemängelt, die seiner Meinung nach nicht die richtige Biegung aufweisen, womit ein auffieren des Travellers unter Last kaum möglich ist. Sicherlich ein Detail, dass man sich für ein neues Boot genau anschauen sollte.
Ein guter Tipp noch zum Material ist, dass man das für sich persönlich so abstimmen sollte, dass man damit auch eine Regattaserie durchhalten kann. Dan hatte für sich ausprobiert, wie seine Leistung bei ca. 80% Körpereinsatz ist und damit insgesamt besser angeschnitten. Sich für kurze Zeit voll zu verausgaben ist fürs Gesamtergebnis wahrscheinlich schlechter, als eine kontinuierliche Leistungsabgabe. Das Material sollte hierfür entsprechend individuell ausgelegt sein.
Insgesamt war der Cast sehr interessant, Dan hat viele Fragen beantwortet und ich habe viel gelernt. Vor allem aber ist es wichtig doch wieder genau hinzuschauen, die Segellatten zum Beispiel, hatte ich überhaupt nicht auf dem Schirm. Die OK ist ein komplexes System, das immer präzise und aufmerksam gesegelt sein will.

Unnötig zu erwähnen, dass wir hier am Lohheider See voll auf Regatta-Turkey sind, hoffentlich geht‘s bald wieder los.