Derby Debakel in Bad Zwischenahn

Bad Zwischenahn 17/18.09.2022

von Jörg Rademacher 09.10.2022
Weil ich schon eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr in Bad Zwischenahn gesegelt bin, freute ich mich umso mehr dort mal wieder an den Start gehen zu können. Die Wetterprognose sah dann zwar nicht so richtig gemütlich aus, es war ordentlich Knaster bei Regen angesagt, aber sei`s drum, Zwischenahn ist nur einmal im Jahr. Also habe ich am Freitag mit meinem guten alten Sparringspartner „Uli –The Salty Dog-Borchers“ die Boote auf den Trailer gewuchtet, und wir setzten uns mit der Villa in Richtung Norden in Bewegung. Langweilig wird es mit dem Uli , trotz der zigtausend Kilometer die wir schon gemeinsam geritten sind ,nie. Wir besprechen meist die aktuellen Themen die gerade im Mittelpunkt des Weltinteresses stehen ausführlich, hören zwischendurch einfach nur Musik in maximaler Lautstärke, oder philosophieren ein bisschen über die volle Autobahn und fragen uns wo die vielen anderen Leute denn so spät am Freitag überhaupt noch hinwollen, so ganz ohne Boot. So gegen 22:30 Uhr sind wir am Klub angekommen und kuppelten den Hänger sofort direkt am Wasser ab. Ein kurzer Blick auf die dunklen Fenster der obersten Etage des Klubhauses verhieß allerdings nichts Gutes, der obligatorische Begrüßungschnack der Erstanreisenden an der gemütlichen Theke schien diesmal auszufallen. Stattdessen haben aber die Lokalmatadore Marina und Jan Dietmar unten im Treppenhaus improvisiert, und so beschnupperte sich die erste Meute halt am Campingtisch bei Flaschenbier.

Am nächsten Morgen trudelten die restlichen Seglerinnen und Segler ein und es wurden routiniert die Geräte geriggt. So richtig scharf auf Segeln war allerdings niemand, es gingen immer wieder Fronten mit Drückern in den Spitzen bis zu 32 Kn über den Teich. Zwischendurch sah es aber dann doch immer mal wieder segelbar aus und wir waren gespannt, wie das Team um den Wettfahrleiter Cornels Latsch mit dieser Situation umgehen würde. Zur Steuermannsbesprechung hatte Cornels dann leider zunächst mal zwei schlechte Nachrichten zu verkünden. Zum einen war die Gastronomie auf Anordnung vom Gesundheitsamt wegen Corona Fällen in der Belegschaft komplett geschlossen, zudem hat der ausrichtende Verein, so wie andere Vereine wohl ebenfalls, die Anweisung vom DSV bekommen die Veranstaltung energiesparend abzuhalten, und beispielsweise auf unnötiges Motorbootfahren zu verzichten. Weil auch weiterhin durchziehende Fronten angekündigt waren, wurde der Start auf zunächst 15:00 Uhr verschoben. Auf die abgewürgte Gastronomie reagierten die Zwischenahner Verantwortlichen mit professioneller Improvisation und stellen uns in einem separierten Bereich der Gaststätte  reichlich Kaffee, Kuchen und für die übliche Verdächtigen auch Bier zur Verfügung. So verbrachten wir ein paar gesellige Stunden und starrten zwischendurch aus bester Lage auf den immer wieder aufkochenden See, so wie ein Pfeifhase wohl auf eine Schlange starrt. Um 15:00 Uhr wurde im Dialog mit uns Seglern der endgültige Abbruch bekannt gegeben. Wir würden es am Sonntag aber eine halbe Stunde eher als geplant, also um 10:30 Uhr versuchen, erst ab dem Sonntagnachmittag sollte es wieder richtig ungemütlich stürmen. Was also tun mit der unverhofften freien Zeit? Weil an diesen Wochenende die Mutter aller Derbys anstand, ging ich mit einer größeren Truppe in eine Sky Kneipe wo eine Bundesliga Konferenzschaltung auf gleich mehreren Bildschirmen gezeigt wurde. Aber leider holte sich meine Gurkentruppe bei den Lüdenscheider Luders eine, zugegebener Weise, verdiente Klatsche ab. Immerhin konnte ich mich mit meinem sympathischen Bremer Tischnachbarn noch über eine späten Ausgleich seiner Truppe freuen. Zum Abendessen trafen wir uns, ich glaube sogar mit dem kompletten Ensemble, um 19:30 Uhr in einem griechischen Restaurant. Nicole (die Forelle) Böhm hat dort bei einem Nachmittagsspaziergang netterweise einen entsprechend großen Tisch reserviert und wir ließen den Abend dort entspannt ausklingen.

Am nächsten Morgen war nicht mehr ganz so viel Druck in der Luft und entsprechend motiviert machten wir uns auf den Weg zur Startlinie. Angepeilt waren drei Läufe in bewährter Dreieck-Schenkel Manier. Um dem Energiesparerlass gerecht zu werden wurde allerdings auf eine lange Start- und Zielkreuz verzichtet, das Start- und Zielschiff blieb in der Mitte der Bahn liegen. Aber in Zwischenahn ist das aus meiner Sicht nicht so schlimm, es bleibt dort trotzdem noch genug Strecke zu segeln. Beim ersten Start kam ich eigentlich ganz gut weg, auf dem recht stumpfen Raumschotgang von der Tonne 2 zur 3 ließ ich aber, leider wie gewohnt, reichlich Federn. Der Lokalmatador Jan Dietmar mischte auf dem restlichen Kurs aber ganz vorne mit, Jaroslaw hielt ebenfalls dagegen und die „jungen Wilden“ Johannes, Niels und Philipp fuhren ebenfalls wie entfesselt. Johannes gewann das Ding dann auch letztendlich souverän vor Jan Dietmar und Jaroslaw. Das zweite Rennen lief ähnlich ab, Johanes kam letztendlich wieder mit nur einem Punkt davon. Die „jungen Alpha Männchen“ zeigten den „alten Silberrücken“ deutlich ihre Ambitionen, allein Jan Dietmar wehrte sich mit einem zweiten Platz nach allen Kräften. Beim dritten und letzten Gang hatte ich eine ordentliche Portion Glück auf meiner Seite. Die erste Tonne nach dem Start erreichte ich eher im Mittelfeld gelegen. Auf dem sehr spitzen Raumschotgang von der Tonne 1 zur 2 rauschte aber ein recht heftiger Drücker in das Feld und ich zog den Kicker bis zum Anschlag durch und konnte durch das vor mir liegende Feld rauschen. Für mich als Raumschot Honk ein eher seltenes Erlebnis, aber so erreichte ich das Faß doch tatsächlich als Erster. Der Wind ließ dann aber deutlich nach und drehte dazu auch noch heftig, der Kurs zu Tonne 3 war nun ebenfalls dementsprechend spitz. Aus dem Verfolgerfeld  kam mir nun Sybren Hornstra bedrohlich nah, ich konnte nur knapp vor ihm um die Tonne 3 gehen. Wie wahrscheinlich die meisten Segler war ich nun ein wenig ratlos, wohin die Reise nach dem deftigen Dreher denn nun weitergehen sollte. Aber nachdem das halbe Feld um die Tonne rum war kam das Motorboot doch mit der Flagge Charlie angerauscht, die Tonne 1 war entsprechend verlegt worden. Ich denke dieses doch recht späte Handeln ist dem „Energiesparerlass“ geschuldet, die Wettfahrtleitung ist dadurch sicherlich in einem Zwiespalt gewesen. Aber letztendlich hat es ja noch geklappt und weil der Wind auch immer mehr einschlief, war an der Tonne 1 dann auch Feierabend. Kurz vor dem Zieldurchgang schlüpfte dann auch noch Sybren an mir vorbei und als Erster ins Ziel. Aber sei es drum, irgendwas ist ja immer, und für den Sybren freue ich mich einfach mit. Johannes hatte in der letzten Wettfahrt wohl kein glückliches Händchen, aber genau diese Wettfahrt hatte ja halt auch eher Lotteriecharakter. Insgesamt hat er das Ding absolut verdient gewonnen, gefolgt vom ebenfalls sehr stark segelnden Niels Timm. Ich selbst hatte als Dritter halt speziell in der letzten Wettfahrt einfach das Quäntchen Glück, das meinen Schalker Knappen am Tag zuvor gefehlt hat.

Der Tross zieht über Belgien weiter nach Bandol.

Als Fazit bleibt zu sagen, dass die Wettfahrtleitung um Cornels Latsch aus sehr widrigen Umständen das absolut Beste herausgeholt hat und uns ein sehr schönes Regattawochenende bereitet hat.

Glück Auf

Der Aal (GER 1904)

Ergebnisse

Ich will Kalif werden anstelle des Kalifen.