EM-Tagebuch Bandol 2022/6

Vize

von Thorsten Schmidt 01.10.2022
Heute am letzten Tag zeigte sich das Segelrevier vor Bandol nochmals von seiner wilden und schönen Seite. Schon am Morgen war wieder richtig Druck. Auf der Bahn waren schon vor dem Start 6 Windstärken und der lokale Wetterbericht versprach zunehmenden Wind bis zu 35 Knoten. Das dänische Team streute wegen der angeblich schnell zunehmenden Windstärke schon an Land die Parole unters Volk bloß nicht zu viele Fehlstarts mit Gesamtrückruf zu riskieren, damit die gemessene Windgeschwindigkeit vor dem Start im noch regelkonformen Bereich bis 27 Knoten blieb. Auf der Bahn angekommen waren wieder “ordentlich Falten im Teppich” , wie Murks Nissen das so nett und anschaulich formulierte.

Die Wellen waren jedenfalls wieder riesig und brachen sich auch gelegentlich an unpassender Stelle, schöpften das eine oder andere Boot voll und versetzten einen ein paar Meter nach Lee. Wie versprochen riskierte das Feld keinen Gesamtrückruf und so ging die wilde Fahrt schon beim ersten Startversuch ab.

Die Ausgangslage war klar: Bei der Windvorhersage mit noch weiter zunehmendem Druck würde es nur eines der eigentlich zwei geplanten Rennen geben. Bo Petersen und Stefan de Vries waren punktgleich und wer immer es schaffte vor dem anderen ins Ziel zu kommen wäre der neue Europameister. Stefan hatte die ganzen Tage eine überlegene Geschwindigkeit an der Kreuz demonstriert und Bo war der schnellste Mann raumschots und vor dem Wind.

Das alles entscheidende letzte Rennen gewann dann aber der Franzose Valerien Lebrun. Hinter ihm im Ziel war Stefan de Vries direkt vor Bo Petersen. Damit war klar: Stefan ist neuer Europameister-dachten alle. An Land wurden die ersten Gratulationen ausgesprochen bis dann die Ergebnisse des letzten Laufs ausgehängt wurden. Unglücklicherweise gab es zwei Frühstarter: Murks Nissen und Stefan de Vries.

Der neue Europameister kommt also aus Dänemark: Bo Petersen gewinnt bei epischen Bedingungen vor Bandol und wir gratulieren.

Schade für Stefan de Vries, der zwar mit NED im Segel unterwegs ist, aber in Deutschland lebt und arbeitet und wie selbstverständlich auch Mitglied der deutschen Klassenvereinigung ist. Der Vize-Titel geht somit an die deutsche OK-KV und ist die Kirsche auf der Torte eines sehr guten Mannschaftsergebnisses.

Sönke segelte konstant in der Spitzengruppe mit und wird über alles 8., Greg direkt dahinter 9. und auch Ossi als 13. und Jan Dietmar als 14. haben sehr gut gesegelt. Die Pechvögel im Team waren Murks und Lutz. Murks musste  gestern wegen eines Schadens an den Ruderbeschlägen aufgeben und kassierte heute, nach erfolgreicher Reparatur, ein UFD. Lutz musste mit einer Muskelverletzung nach dem vierten Rennen aufgeben. Beide hatten bis dahin sehr gute Ergebnisse erzielt und werden sicher bei der nächsten Meisterschaft mit noch mehr Biss und Zuversicht an den Start gehen.

Bester Newcomer war Fabian, der bei seiner ersten Europameisterschaft ohne Angst und Vorbehalte im großen Feld segelte und bei herausfordernden Bedingungen hervorragender 18. werden konnte.

Es war eine fantastische Meisterschaft an einem wunderschönen Ort mit zwar sehr selektiven Segelbedingungen, aber es war wie es der neue Europameister Bo auf den Punkt brachte “Champagner-Segeln auf dem Wasser und Rosé trinken an Land”.

Endergebnisse