Michael macht Murks – Teil 2

Bootsbau-Tagebuch von Michael Nissen

25.02.2021
Ich habe mir vorgenommen neben dem Bootsbau eine Liste zu führen, auf der ich die Ausgaben, die Arbeitszeiten und das in die Form verbaute Gewicht festhalten werde.
Besonders wegen dem Gewicht bin ich besorgt. Meine erste Holz-OK (G-59) – noch über Kopf mit allen Stringern gebaut – war viel zu schwer. Durch das Wiegen der Einbauteile möchte ich jederzeit entscheiden können, wie schwer ein weiteres Teil oder ein weiterer Bauschritt sein kann. Das Ziel ist, den fertigen Rumpf mit maximal erlaubtem Untergewicht (5kg) herzustellen. Die Listen für alle Beschläge sind fertig und werden jetzt bestellt. Damit kann ich den Gewichtseintrag der Strecker und Beschläge schon vorhalten. Diese Listen gebe ich gern weiter.
Heute morgen hatte ich ein längeres Gespräch mit Wilhelm Kath. Auch er war, wie schon Greg Wilcox sehr offen und hilfsbereit und hat mir eine ganze Reihe von nützlichen Tipps gegeben. So bietet es sich zum Beispiel an die Bodenplanken innen (1-2mm) einzuschlitzen, um die starke Biegung im vorderen Bereich der Jolle leichter zu erreichen. Dank “Epoxi” wird das hinterher wieder geklebt.
Ich möchte klar sagen, dass ich kein Möbelstück bauen werde. Wenn die Alternative schön oder schnell entsteht, werde ich mich für schnell entscheiden. Besser ist natürlich schön schnell.
Wegen der Form bin ich etwas zwiespältig. Die Kontakte mit Greg und über ihn mit Alistair Deaves haben ergeben, dass die wesentlichen Unterschiede zwischen den Booten heute in erster Linie in der Rundung an den einzelnen Stationen von der Kim zum Kiel bestehen und nicht so sehr in der Form des Kiels und der Kim in vor-achterlicher Richtung. Während Icebreaker und MK4 bei Station 3 so um die 10mm liegen, kommen Delf, Synergie, Strandberg und Ovington so auf 20-25mm und mehr.
Das ist etwas, was mir schlaflose Nächte bereitet… weil ich das noch ändern könnte.

02.03.2021
Die Sperrholzplatten sind eingetroffen. Es ist schon erstaunlich wie wenig Platz und Gewicht eine OK-Jolle in Plattenform auf dem Autodach einnimmt.. Auch die Garage wird langsam leerer. Alles scheint gut.
Leider haben drei Schreinereien abgelehnt mit den übersandten Files zu arbeiten. Ich habe an Leech gemailt und glücklicherweise im Segelclub jemand, der sich damit auskennt. Die nächsten Tage werden spannend.

03.03.2021
Die Schreinereien sagen unabhängig voneinander, dass diese DXF-Files in den Kurven aus sehr vielen geraden Tangenten bestehen, die dann zu viele Ansteuerungspunkte enthalten, um die jeweiligen Kurven zu beschreiben. Das würde zu Ladezeiten mit Stillstand während der Fräsung und zu Überhitzung führen. Ihrer Meinung muss die polygonale Struktur dieser Dateien überarbeitet werden. Sie müssten aus Kurvensegmenten bestehen, die dann nur noch drei Punkte enthalten: Anfang, Ende und Sehnentiefe. Umarbeiten ist möglich, kostet aber auch Geld. Immerhin hatte Leech “Plug and Play” versprochen. Seine Antwort ist aber immer noch, dass er unser Problem nicht versteht. Es hätte sonst überall funktioniert.
Ich selber bin auf dem Gebiet kompletter Laie. Es scheint aber so zu sein, dass man Kurvensegmente benötigt. Die Frage ist nur, wer konvertiert normalerweise die Files. Möglicherweise gibt es CNC-Fräser, die das können. Es soll dafür Programme geben (gegeben haben).

09.03.2021
Zwei weitere Fräser haben mir gesagt, dass sie nur Dateien mit Kreissegmenten und keine polygonalen Strukturen verarbeiten. Zwischendrin hatte ich auch mit Judel-Vrolijk Kontakt aufgenommen. Ich kenn da noch jemand aus den alten Tagen. Aber die konnten mir auch nicht weiterhelfen. Leech ist weiterhin der Meinung, dass seine Files funktionieren.
Ich habe jetzt jemand, der die Leech Files konvertiert in Kreissegemente. It is only money…
Wenn alles glatt läuft, sollte ich bis Ende des Monats die Teile gefräst haben. Ich arbeite jetzt an der Mast- und Mastfußverstellung sowie demnächst an Ruder und Schwert.

P.S.: Mit Wilhelm Kath habe ich auch noch einmal telefoniert. Es war wieder ein sehr hilfreiches Gespräch. Wilhelm hat seine Frästeile immer aus Holland bezogen. Das ist mir zu weit…

10.03.2021
Die Werkstatt ist fertig. Links auf dem Bild steht das Sperrholz. Die Chefin hat gesagt, wenn in der Garage fotografiert werden soll, muss ich zuerst alles putzen und die Wände weißeln. Sieht ja auch nett aus. Das zweite Bild zeigt das erste bearbeitete Teil meiner neuen OK Jolle: Es ist die Mast-Deck und Mastfußverstellung. Das gesamte Teil wird noch in zwei größere Teile für die Mastführung oben und unten und eine Reihe von Scheibchen zur Verstellung zersägt.
Da die Zeit läuft, musste ich jetzt einfach eine Entscheidung treffen. Ich lasse die Files umarbeiten. Die neuen Files werden auf einer CNC Steuerungssoftware auf Fehler überprüft. Die maximale Abweichung beträgt 0,5mm, wobei ich anmerken möchte, ob man wirklich die Differenz von einer strakenden Kurve zu einer eckigen (polygonalen) Struktur Abweichung nennen möchte…..
Diese Umarbeitung sollte Ende dieser Woche fertig sein. Nächste Woche werden dann die Angebote kommen und hoffentlich wird in der Woche darauf gefräst. Bauanfang ist dann Ende des Monats. Es wird eng, aber die Kieler Woche ist noch zu schaffen!
Wenigstens geht es jetzt voran und das macht Mut und sorgt für gute Stimmung.

Teil 1