Nach dem Kehrein ist vor dem Kehraus

Bericht Halterner Kehrein 22./23.04.2023

von Wolfgang Bork 07.05.2023
Nach 30 Jahren Regattaabstinenz hatte es mich irgendwie vor ein paar Jahren schon mal gereizt, wieder Regatten zu segeln, aber es hatte bislang nicht so richtig gepasst. Im letzten Jahr musste mich Thomas, nachdem er sich eine neue OK gekauft hatte, dann nicht lange überreden, mal seine alte OK auszuprobieren. Zwei Regatten haben gereicht, um mich endgültig zu überzeugen – eine OK musste her. Mitte März war es soweit und ich konnte endlich die eigene OK übernehmen. Dann war es aber wieder so, wie es kommen musste. In den Wochen danach war entweder das Wetter unter aller Kanone oder ich hatte keine Zeit. So ging es für mich also am 22.04.2023 zum Halterner Stausee – ohne, dass ich vorher eine einzige Minute im Boot gesessen hatte. Dementsprechend war ich schon etwas aufgeregt.

Jörg hatte mich im Vorfeld angerufen und eingehend instruiert: Der Lift muss noch eingefahren werden, also bitte rechtzeitig anreisen, Boote oben auf die Jollenwiese und die Trailer und Autos auf den großen Parkplatz 200 Meter entfernt. Dort angekommen wusste ich dann, was Jörg mit „oben“ auf der Jollenwiese meinte und dann sah ich sie – die Rampe. Aus meiner Sicht ein Meisterwerk deutscher Ingenieurskunst. Man konnte eindeutig sehen, dass Stahl im Ruhrgebiet noch ausreichend vorhanden sein muss. Die Rampe sieht sowas von robust aus – ich bin immer noch beeindruckt und funktioniert hat das Ganze auch. Es passt zwar nur jeweils eine OK auf die Rampe und Personen dürfen nicht befördert werden, aber die zahlreichen fleißigen Helfer/innen des SCST haben dafür gesorgt, dass man sein Boot oben abgeben und unten heile in Empfang nehmen konnte – Trolley Service eingeschlossen.

Das Wetter war ganz passabel, die Temperaturen 10 Grad höher, als in den Tagen zuvor, es war sogar etwas Sonne angesagt und nicht zu vergessen-Wind, so um die 3-4 Bft.. Also ging es für mich zeitig aufs Wasser, um das Boot wenigstens etwas kennenzulernen. Die erste von insgesamt drei Wettfahrten am Samstag ging dann nur etwas verspätet so gegen 13:30 los. Die Startlinie war lang genug und so verlief der erste Start (der zweite und dritte eigentlich auch) reibungslos. Der etwas böige Wind hatte zwar einige Dreher im Gepäck, aber alles in Maßen, so dass ich die erste Wettfahrt im Mittelfeld beenden konnte und froh war, dass ich nicht nach hinten durchgereicht worden bin. Vorne war Fabian nicht zu halten, gefolgt von Jaroslaw und Daniel. In der zweiten Wettfahrt brachte sich Lokalmatador Ralf gefolgt von Thomas schon mal mit einem zweiten Platz in Stellung, konnte aber Fabian den zweiten Sieg nicht streitig machen. In der dritten Wettfahrt das gleiche Bild, ganz vorne Fabian – irgendwie, so schien es mir, bringt es wohl doch was, wenn man den ganzen Winter über in der Sonne durchtrainiert – gefolgt wieder von einem Lokalmatador, und zwar diesmal von Jörg. Ralf lag auf dem dritten Platz.

Nach drei Wettfahrten von jeweils ca. 45 Minuten ging es zurück Richtung Hafen. Am SCST wartete schon der Trolley Service und nach einer kurzen Wartezeit ging es dann ordentlich bergauf – also auf die Jollenwiese. Die erste Gelegenheit auf ein Anlegerbier am Steg hatte ich ignoriert und die zweite auf der Jollenwiese auch. Aber als dann eine eisummantelte Bierkiste im Duschbereich stand, konnte ich auch nicht mehr nein sagen. Beim Abendessen sahen alle recht zufrieden aus und wenn nicht, dann lag es nicht an der Verpflegung. Die war nämlich top – meine Güte, was haben die fleißigen Helferlein da alles gezaubert. Allein die Dessertvariationen sind schon Grund genug für den nächsten Besuch beim SCST. Schade, dass man dann doch irgendwann satt war. Vielen Dank für diese tolle Betreuung.

Der Sonntag brachte ähnliche Bedingungen wie der Samstag, aber etwas weniger Wind. In der ersten Wettfahrt waren wir wohl etwas nervöser und erst der zweite Start klappte. Allerdings war Fabian, der wieder vorne lag, doch etwas zu schnell (OCS) und so konnte Ralf den Sieg einfahren. Mit entsprechendem Anfängerglück ausgestattet, folgte ich auf Platz zwei und Gert auf Platz drei. In der letzten Wettfahrt ist Fabian vielleicht noch ein wenig nervös geworden, denn Ralf führte das Feld mit einem komfortablen Vorsprung gemeinsam mit Daniel an. Aber Fabian sicherte sich in der letzten Wettfahrt den dritten Platz und damit den Gesamtsieg. In der Gesamtwertung kam Ralf auf Platz zwei und ich (sehr zufrieden) in meiner dritten OK Regatta auf Platz drei.

Alle sind sehr gesittet gefahren und es ist, soweit ich das mitbekommen habe, nicht viel kaputt gegangen. Einzig Thorsten war verständlicherweise not amused, da sein Ruder beim Ablegen draufgegangen ist und er sich am Samstag drei Wettfahren lang mit einem alten 30 Grad Holz-Ersatzruder quälen musste. Das Ruder hatte dementsprechend ein „bisschen“ mehr Ruderdruck. Hat aber den Vorteil, dass Thorsten nach der Regatta und dem besonderen Training jetzt 45er Oberarme hat.

Eine tolle Veranstaltung, sehr gut organisiert – vielen Dank an den SCST – mir hat es wirklich Spaß gemacht! Nach dem Kehrein ist vor dem Kehraus, also hoffentlich bis demnächst.

Viele Grüße
Wolfgang
GER 872

Ergebnisse

 

PS
Und dann gibt es da noch zwei Überbleibsel: Bei der Kehrein sind eine graue Fleecejacke von Rock Hill und eine schwarze Regenjacke von Columbia hängen geblieben. Wer diese vermisst, kann sich bei Jörg melden.