Nachtrag zur OK-IDM in Wismar

von Jan Kurfeld 17.11.2021
Ende September/ Anfang Oktober stand für unsere Klasse die IDM auf der Wismarbucht an und somit auch für viele von uns das Ende der zweiten durch die Corona-Pandemie beeinflussten Segelsaison in Folge. Leider musste auch dieses Jahr wieder eine ganze Reihe von Regatten, vor allem im ersten Halbjahr, abgesagt oder verschoben werden. Als die „schmerzlichste“ Absage kann wohl ziemlich sicher die WM am Gardasee betrachtet werden, die bis vor zwei Jahren noch als Kandidat für die größte OK-Regatta der Geschichte gehandelt wurde.
Nichtsdestotrotz scheinen sich die Dinge links und rechts von einem zumindest ein Stück weit wieder zu normalisieren bzw. werden die Bedingungen angepasst und somit dürfen wir endlich Mal wieder ernsthaft auf eine WM vor Marstrand im nächsten Jahr hoffen.
Dank der IDM in Wismar ist nach viel zu langer Pause für meinen Geschmack auch endlich Mal wieder Meisterschaftsstimmung aufgekommen. Obwohl wir leider nur an zwei von vier geplanten Wettkampftagen segeln konnten und die anderen beiden Tage den ersten Tiefdruckgebieten dieses Herbstes zum Opfer fielen, entschädigten diese beiden Tage doch für so einiges und boten von 6 bis 2 Bft. und Sonnenschein bis geschlossener Wolkendecke eine große Bandbreite der Bedingungen ab, die unseren Sport so schön und einzigartig machen.
Auch wenn ich seit Kindesbeinen an im gastgebenden Yachtclub Wismar Mitglied bin und somit vielleicht als etwas voreingenommen betrachtet werden könnte, denke ich doch, dass es bei der Organisation und der Umsetzung unserer OK-IDM an wenig bis gar nichts mangelte. Die seit Jahren bzw. zum Teil seit Jahrzehnten eingespielten Teams an Land wie auf dem Wasser haben, meiner Meinung nach, auch bei dieser Meisterschaft wieder eine hervorragende Arbeit abgeliefert. Das zog sich durch von den Vorbereitungen, übers Segeln bis hin zu den Abendveranstaltungen, den Siegerehrungen und vielem mehr.


Etwas schade finde ich es trotzdem dann, wenn man bei so einer gelungenen Veranstaltung von einigen wenigen Kritik hört im Sinne von „wie wenig man für sein Geld bekommen“ würde. Nun weiß ich nicht genau, was einige zur heutigen Zeit bei 90 € Startgeld für eine 5-tägige Sportveranstaltung dieser Größe dann konkret noch zusätzlich erwarten, aber an dieser Stelle sei noch einmal versichert, dass der gastgebende Yachtclub keine Einnahmen mit den Startgeldern erzielt hat. Ganz im Gegenteil! Ohne Sponsoren, aber vor allem auch ohne die ehrenamtlichen Helfer und ohne das funktionierende Vereinsleben wäre an eine erfolgreiche Durchführung einer solchen Meisterschaft gar nicht zu denken. An dieser Stelle sei auch kurz der Vergleich zu einer Kieler Woche, die auch vier Wettkampftage hat, gezogen und daran erinnert, welche Startgelder dort abgerufen werden und was dort der einzelne Segler für sein Geld “bekommt“.
Für mich persönlich lief die OK-Deutsche aus seglerischer Sicht wenig zufriedenstellend. Das mag sich jetzt vielleicht für einige doof anhören, aber jeder hat ja seine eigenen Ansprüche und Erwartungen. Da es für mich die erste Regatta seit circa eineinhalb Jahren war und insgesamt ein ziemlicher „Kaltstart“, weil beruflich bedingt keine wirkliche Vorbereitung in Form von Wasserarbeit möglich war, sollte ich mich vermeintlich über einen 2. Platz freuen. Unter anderen Umständen und Bedingungen hätte ich mich vielleicht sogar über einen 5. Platz am Ende gefreut. Tatsächlich rangiert aus dem Regattageschehen heraus dieses Ergebnis aber ziemlich sicher in den Top 3 meiner persönlichen „Endergebnissen über die ich mich am meisten ärgere“.
Was ich an dieser Stelle gerne noch einmal anschneiden würde, sind die Punkte Fairness & Sportsgeist auf dem Wasser. Wenn jemand der Meinung ist vielleicht 30 Sekunden nach dem Start auf Backbordschlag umzulegen und mehreren Wegerechtbooten die Vorfahrt zu nehmen, im übertragenen Sinne in etwa so wie Moses das Rote Meer geteilt haben soll, dann darf derjenige auch ruhig Mal seine Kringel drehen um sich zu entlasten (dass so eine Entlastung zum Beispiel durch das Ausführen einer Zwei-Drehung-Strafe unmittelbar zu erfolgen hat und nicht eine Viertelstunde später auf dem nächsten Bahnschenkel, sollte jeder Opti-B-Segler wissen, der zu seiner ersten Regatta aufbricht, und das braucht man hier sicherlich nicht zu thematisieren). Und diejenigen, denen die Vorfahrt genommen wurde, sollten auch gerne Mal protestieren, völlig gleich wer im Einzelnen ihnen die Vorfahrt genommen hat. Ein Protestformular an Land auszufüllen dauert keine 5 Minuten und die Verhandlungsdauer sollte in so einem Fall oder einem ähnlich eindeutigen Fall auch recht überschaubar sein. Wenn das Ganze auch noch zu einem Zeitpunkt passiert, an dem gerade einmal ein Drittel der eigentlich geplanten Wettfahrten durchgeführt ist, ist das meiner Meinung nach sehr wohl ein nicht unerheblicher Eingriff in den Verlauf der Regatta als Ganzes und alles andere als sportlich fair. Unterm Strich führt das insgesamt zu keiner guten Stimmung und zu einem faden Beigeschmack beim späteren Gratulieren und ähnlichem. So oder so, die Regeln gelten natürlich für alle gleichermaßen und vor gelegentlichem Protestieren, auch zur Erhöhung der sportlichen Fairness in unserer Klasse, sollte keiner zurückschrecken (kleiner Tipp von mir noch, falls ihr Mal protestieren solltet: macht euch die angesetzte Zeit der Verhandlung bewusst, ansonsten lauft ihr Gefahr euch tage- oder gar wochenlang über euch selbst zu ärgern, weil ihr die Uhrzeiten durcheinander gebracht habt und deshalb die Verhandlung nicht stattgefunden hat).


Okay, das war’s soweit von mir. Ich denke, die meisten Teilnehmer werden diese IDM in guter Erinnerung behalten und das Regattateam des Yachtclub Wismar würde sich freuen auch in Zukunft wieder Regatten für die OK-Klasse durchzuführen! Vielleicht macht ja zum Beispiel eine Bewerbung auf eine EM in der Wismarbucht in ein paar Jahren Sinn, vielleicht im Sommer 2024, wenn die WM in Brisbane im Februar geplant ist. Auf jeden Fall freue ich mich schon jetzt auf die Regatten und Meisterschaften der nächsten Jahre und auf das Segeln in unserer aufstrebenden Bootsklasse!

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