OK, was geht?

Der menschenleere Rursee in der Eifel — Foto: F. Röntgen

von OK-Presse 18.04.2020
Nach wie vor hält das Corona-Virus die Republik gefangen. Bei schönstem Segelwetter seit Ostern sitzen die meisten von uns weiterhin überwiegend brav zu Hause und träumen allenfalls vom Regattasegeln. Auch die ins Kraut schießenden virtuellen Segelwettbewerbe bieten keinen befriedigenden Ersatz. Alle realen OK-Veranstaltungen sind bis Anfang Mai abgesagt.
Auf besonderen Wunsch des Mannes von der Saragossa-See sei hier ausdrücklich erwähnt: Auch die Kehrein-Regatta in Haltern am kommenden Wochenende wird nicht stattfinden!

Dennoch sind die besegelbaren Wasserflächen von Deutschland nicht völlig frei von OK-Jollen. Wie schon berichtet wurde, in Ostfriesland segeln auf dem “kleinen Meer” Vater und Sohn Janhsen seit einigen Tagen mit ihren OK’s um die Wette. Und auch in Liblar, südwestlich von Köln trifft sich die OK-Trainingsgruppe regelmäßig auf dem Wasser. Allerdings ist das wunderbare Clubhaus gesperrt und das Betreten des Geländes ist nur Clubmitgliedern gestattet. Es gelten selbstverständlich wie überall die üblichen Abstandsregeln, aber auf dem Wasser Einhand-segelnd unterwegs zu sein ist erlaubt. Und so jagen Christian H., Claus S., Volker K. und Simon F. fast jedes Wochenende in wechselnder Besetzung um die Wette über den kleinen Tümpel und versuchen einen Hauch von Regatta nachzustellen.

An anderer Stelle in NRW geht gar nichts: Nur wenige Kilometer weiter westlich, am Rursee in der Eifel darf Frederik R. aktuell noch nicht einmal den Schwimmsteg des Vereins betreten. Die gesamte Anlage ist zur Zeit noch gesperrt und so bleibt die wunderschöne Talsperre bis auf weiteres unberührt.
Am Loheider See in der Nähe von Duisburg haben Frank S., Christian K. und Daniel G. jetzt seit einigen Tagen die Möglichkeit den kleinen See zum Segeln zu nutzen, aber selbstverständlich gelten auch für die drei die üblichen Abstandsregeln an Land. Weil Daniel zwischenzeitlich so heiß auf segeln war, hat er neulich kurzentschlossen sogar zum äußersten gegriffen hat: Er hat angefangen die gute alte GER 595 zu putzen und zu polieren- eine Wahnsinns-Tat, die Nerven liegen blank!

Foto: (c)D. Gröschl

Ralf M., eigentlich bekannt als furchtloser Vollstrecker vom Halterner See, hat immerhin auch schon einen! Versuch unternommen die Trainings-Saison zu eröffnen. Da die Benutzung der Slipbahn vom Vereinsgelände des SCST möglich ist hat er an einem sonnigen Tag bei guter Windvorhersage den Joller aus dem Schuppen geholt und sich auf den Weg zum See gemacht. Dort aber lag die Wasserfläche spiegelblank in der Frühlingsonne, ohne jeden Wind. An segeln war selbst für den berühmten Flauten-Spezi nicht zu denken. Manches ändert sich auch in “Coronazeiten” nicht: Der Wetterbericht stimmt nur manchmal und ohne Wind geht’s nicht!

Am Dümmer ist aktuell unter den üblichen Auflagen OK-Segeln für Vereinsmitglieder möglich. Wolfgang H. denkt zur Zeit aber nicht so sehr an sein persönliches Frühjahrs-Trainingsprogramm sondern sorgt sich vor allem um unsere IDM im September bei seinem Heimatverein, dem SVH. Ob die stattfinden kann? Auf dem anderen großen Tümpel in Niedersachsen, dem Steinhuder Meer, darf ebenfalls unter den üblichen Einschränkungen mit Abstand gesegelt werden. Das Clubhaus beim SVG bleibt zwar erstmal geschlossen und auch die Abstandsregeln gelten bis auf weiteres aber Ossi T. ist wild entschlossen so lange wie möglich zu warten bevor er die geplante 4-Tage-Regatta über Christi-Himmelfahrt im Mai absagt.

Foto: (c) Volker Klinger

Gar nichts geht im Norden. Jörn R. aus Hamburg scharrt verzweifelt mit den Hufen, das aber nützt nichts! Mit nagelneuem Joller und riesengroßer Segellust ausgestattet darf er in Wedel nicht aufs Vereinsgelände und kommt so auch nicht auf die Elbe. Stattdessen wird eben am Doppelhänger gebastelt.

In Kiel gibt es zur Zeit eine Zwei-Klassen-Gesellschaft: Im Olympiahafen von Schilksee ist das Benutzen der Slipbahn nur den olympischen Kaderseglern erlaubt. Zwischenzeitlich durfte Karsten H. nicht mal mehr das Hafengelände betreten, obwohl sein Joller dort nach seinem ersten Training Mitte März aufgeriggt und voll einsatzfähig auf ihn wartete. Weiter östlich in Wismar gehört sogar die Wasserfläche vor der Hafenmole zum Vereinsgelände. Das Vereinsgelände ist aber gesperrt und Ulli K. kann so nicht auf die Ostsee. Jede Menge Wasser vor der Nase, steigende Temperaturen, schönes Wetter und dennoch: An der Ostseeküste bleiben die OK-Segler an Land.

In Berlin sind gerüchteweise von einigen Vereinen sogar die Torschlösser ausgetauscht worden um ein Betreten des Vereinsgeländes durch die Mitglieder zu verhindern. Rainer P. steht am Müggelsee jedenfalls vor verschlossener Tür aber zumindest einige Stand-up-Paddler sind auf dem Wasser zu sehen und so hofft er auf eine langsame Lockerung der Einschränkungen. In Brandenburg sieht die Lage entspannter aus. Erik B. segelt im Moment sooft es geht auf dem Rangsdorfer See. Bei geschlossenem Clubhaus aber freier Slipbahn schafft sich Erik so alle 2-3 Tage einen schönen Ausgleich zum Homeoffice.

Leider ist er allein unterwegs. Euli hat ihr Boot noch im Winterlager in Sachsen. Und nach Sachsen kommt im Moment keiner! Ohne wichtigen Grund darf man dorthin gar nicht “einreisen” aus einem anderen Bundesland und sogar wer sich dort mehr als 50km vom Wohnort befindet muss mit einer Kontrolle rechnen. Zeiten sind das!

Die Potsdamer Segelmacher Jule H. und Greg W. machen das Beste aus der Situation. Zwar könnten sie vom Betriebsgelände aus direkt aufs Wasser aber der Segel-Spaß auf dem kleinen schmalen Gewässer vor dem Loft hält sich in Grenzen. Statt also schlecht zu segeln wird gut genäht. Schließlich bietet jede Krise auch neue Chancen: Masken vom Segelmacher!

Foto: (c) Turtle-Sails