Von Windhosen durchweht

Gestapelter Start

50. Schwielochseepokalregatta 2019

von Juliane Hofmann 08.09.2019
Da es Rainer nicht zuzumuten ist, einen dritten Bericht zu schreiben, selbst wenn ich zu gern den Anfang lese „….gern fuhr ich….“ und der eigentliche Berichteschreiber stark beschäftigt ist, die Heide zum Blühen zu kriegen, wollte ich noch kurz berichten, wie es bei der 50. (!) Schwielochseepokalregatta war.

An der Veranstaltungszahl merkt ihr gleich: neben Warnemünde und Tequilla Woche eine der langjährigsten Regatten mit OK-Beteiligung. Und man kann wirklich nicht oft genug vorheben, um was wir da eigentlich immer segeln. Um einen legendären Wanderpokal, eine kupferne Kanne, die sage und schreibe seit 1976 wandert und damals von der FDJ-Grundeinheit „Arthur Becker“ des VEB Starkstromanlagenbau Cottbus gestiftet wurde. Selbst der Segelclub Schwielochsee hat mittlerweile keinerlei Affinitäten mehr zu dem guten Stück, aber wir, die OK-Segler, sind einfach nach wie vor stark, quasi magnetisch, von dem Teil angezogen.

Und so kamen wir auch dieses Jahr zum zweiten Mal zusammen an den schönen Schwielochsee. Uns erwarteten gänzlich andere Segelbedigungen, als eine Woche zuvor beim Sachsenpokal. Diesmal hieß es: Ostwind und noch 200 andere Boote der Klassen 4.7, Radial, Standard, 420er und Pirat auf dem Kurs.

 

Kurz gefaßt der Samstag:
– Greg fuhr vorne weg.
– Rainer und ich hinterher
– Deutschi war an der 1 immer dicke da über links
– Falk segelte mal wieder ein anderes Leihboot, diesmal mit Alumast
– Frank versuchte es immer über rechts und das klappte manchmal auch
– die Sonne schien
– wir hatten guten Wind mit 3-4 Bft.
– die Starts der 3 Lasermutationen dauerten ewig
– abends gab es wieder das berühmte Catering der Landfleischerei Ranzig
– und eine nette Sause mit Bier und roter Brause

Deutschi

Aber dann kam der Sonntag. Und der Wind hatte um genau 5 Grad nach Südost gedreht, sodass er so ein bisschen vom Babenberg abgelenkt wurde und das sorgte auf dem Kurs für lustige Effekte.

Im ersten Rennen schien noch alles wie immer. Deutschie wieder über links Anschlag…..schiffte um die Eins und begab sich auf den Halbwind. Greg und ich waren mittig im Kielwasser und wurden nun vor der Tonne von den rechts kommenden, Falk und Euli, weggeräumt. Kurz vor der Tonne gab es noch einen Dreher, sodass wir alle nochmal wenden mußten und ich dabei Greg touchierte. Beim Segeln kennt der keinen Spaß und ich durfte nach der Ablauftonne erstmal zum Kringeln ausscheren.

Rainer mit Schnauze voll

Dannach fand ich mich im hinteren Feldteil wieder und buddelte tief. Dort bekam ich den nächsten Dreher vom nun links liegenden Babenberg und rauschte an allen vorbei und weg. Mit nun gutem Wind um 4 hämmerten wir alle um die Halse und zum Leefaß. In etwa 20m von diesem waren gerade die 420er gestartet. Man sah quasi das weiße in deren Augen, wie sie nun mit Vollspeed auf der Kreuz gen dieser unglücklich platzierten Tonne rauschten, um die wir alle irgendwie rum mußten. Es hatte in etwa den Effekt wie auf eine rasende Büffelherde zuzusteuern. Für mich würde es gerade noch reichen, um auf die Kreuz zu kommen…….
Also schnell rum und so lange wie möglich vor der Horde bleiben, um genügend Vorsprung vor dem schnellen Greg und dem schnellen Rainer zu haben.
Hinter mir erschallten dann auch die ersten wütenden Rufe nach Vorfahrt und Abstand und Rücksicht. Gesehen habe ich die andern dann erst wieder am nächsten Start – alle waren unversehrt.

Erschöpft und glücklich ging es dann in die letzte Wettfahrt. Nach diesem Sieg war noch alles möglich im Kampf um die Kupferkanne.

Überflieger Frank

Spätestens jetzt ging links gar nichts mehr. Das merkten wir, als Falk mit dem Alumast von rechts kommend 200m in Front die Tonne rundete, gefolgt vom Rest des Feldes. Ich war gefühlt vorletzter und Greg letzter….
Mühsam machten wir uns bei immer ruppigeren, drehenden Bedingungen auf die Verfolgungsjagd. Rainer mußte ja nun seinen zweiten Platz gegen mich verteidigen und operierte mühsam und akribisch den Falk ab, um einen Sieg in der Liste zu haben. Das ging gut bis beide etwa 10m vor der Ziellinie quasi in einem Windloch parkten. Wo das nun herkam in den eher stabilen Winden, ist ein Rätsel. Erich blockierte die Mitte, mir blieb nur links… Schließlich standen wir auch rum, bis plötzlich der Wind von schräg hinten links wieder als drehende Windhose einsetzte. Erst konnten wir das gar nicht orten und sahen nur, wie den gerade um die Ablauftonne gehenden Piraten die hochgeworfenen Spis zurück in die Takelage klatschten. Mit nun aus Nordwest kommenden 4 Bft rauschte Erich am völlig verwirrten Falk und dem perplex guckenden Rainer als Erster ins Ziel und wäre das nicht schon absurd genug, kam nun auch noch völlig aus der Pampa der Überflieger Frank von rechts mit dem üblichen Ostwind angekreuzt und wurde Zweiter. Rainer rettete sich auf den Dritten, der das ganze Rennen meilenweit anführende Falk wurde Vierter und ich schaffte es gerade noch so, nicht vor Lachen aus dem Boot zu fallen und wurde Fünfte. Na und Greg, der kam das ganze Rennen über nicht aus der Knete und wurde Siebter! Karma is a bitch ;-)

Die Autorin: Bloß nicht aus dem Boot fallen!

Zur Siegerehrung gab es wieder reichlich Worte und Sachpreise.
Vielen Dank an Jörg Hinze, daß er uns als erste Klasse nach den Landesjugendmeisterschaftsplatzierungen ehrte und an sein ganzes Team für die mal wieder alles in allem sehr schöne Veranstaltung. Bis 2020!

Alle Bilder wurden vom emsigen SCS-Fotografen geschossen.

1 NZL 595 WILCOX Greg 1 1 1 2 7 5.0
2 GER 767 HOFMANN Juliane 2 3 4 1 5 10.0
3 GER 11 POSPIECH Rainer 3 2 3 3 3 11.0
4 GER 695 BORK Erik 6 5 2 DNC 1 14.0
5 GER 589 LANGE Frank 5 8 8 5 2 20.0
6 GER 686 SOLTYS Jaroslaw 7 6 7 6 6 25.0
7 GER 234 DEUTSCHMANN Jürgen 4 4 11 8 10 26.0
8 GER 711 HAGEMANN Falk 8 12 5 9 4 26.0
9 GER 633 WIRBELEIT Cornelia 10 7 6 7 9 29.0
10 GER 99 GRIEGER Ralph 11 10 10 4 8 32.0
11 GER 751 RAMIN Knut 9 9 9 10 DNC 37.0
12 GER 590 SÄMANN Fabian 12 11 12 11 11 45.0