Warnemünde 2006

Warnemünder Woche / Warnemünde: 07.-09.07.2006

Segelanweisung Lesen oder nicht Lesen

von Thomas Glas 10.07.2006

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An der Tonne © WW, Pepe Hartmann

 

Wind Wellen Warnemünde – so lautet die Devise, ist Warnemünde doch für schönes Segeln bekannt. Dieses Jahr sollte es leider anders kommen. Nach einem windreichen Frühjahr ist der Wind seit der Kieler Woche weitgehend ausgeblieben und sollte auch für Warnemünde nicht wiederkehren. Am Donnerstagabend jedenfalls war völlige Ruhe – sowohl auf der platten Ostsee als auch im Hafen. Hier war kein Mensch weit und breit in Sicht. War ich etwa falsch? Immerhin stand ich auf der Mittelmole, die wir nach dem Ausflug in den neuen Jachthafen letzes Jahr wieder in Beschlag nehmen durften, ziemlich alleine da. Zunächst jedoch die Boote aufgebaut und siehe da – mehr und mehr OK-Segler kamen entweder von Campingplatz oder per Auto an. So war ein geselliger Abend inklusive Aufbaubierchen gesichert. Auch der Special-Guest dieses Wochendendes war bereits eingetroffen: Hinnerk. Sönke und Martin haben ihn solange bequatscht bis er sich tatsächlich mal wieder aufgerafft hat. Ein Blick auf die Liste zeigt, dass neben Hinnerk noch 40 weitere OKs am Start waren, darunter durfte ich auch meinen alten Joller wiedersehen. Ein schönes Meldeergebnis, insbesondere nach den teilweise schwachen Feldern im Frühjahr.

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in der Sonne abhängen

Der Freitagmorgen bescherte uns Sonne und bis auf den Sturm in manchen Köpfen keinen Wind. So gab es zunächst Startverschiebung, was einige auf einen verwegenen und an sich völlig absurden Gedanken brachte: die Segelanweisung zu lesen. Die Segelanweisung ist ein DIN-A4 Zettel mit viel Kleingedrucktem und einer hübschen Zeichnung: der Bahnkarte. Und hier steckte der Knüller. Es war nicht etwa ein olympischer Kurs sondern drei Dreiecke zu segeln. Super, bloß nicht weitersagen und später auf der Bahn schön alleine den richtigen Kurs absegeln. Mit diesem Superplan in der Tasche ging es bei schlappen Wind also auf die Bahn. Startkreuz, rum um die erste Tonne, dann hinter Martin her um die Takeltonne. Takeltonne? Sowas gibts doch nur in Kiel und in der Segelanweisung stand auch nichts davon. Naja egal, der Herdentrieb ist stärker. Bei der nächsten Runde also wieder um die Luvtonne, die vermeindliche Takeltonne liegt jetzt aber verdächtig nahe am Zielschiff. Martin ist schon fast dort wird aber von der freundlichen Zielschiffsbesatzung darauf hingewiesen, dass das die Zieltonne ist. Also biegt er ab in Richtung Leetonne (er hat die Segelanweisung nicht gelesen). Die folgenden Idioten (also ich) haben nichts besseres zu tun als ebenfalls auf die Zieltonne loszugurken um nun von der Zielschiffsbesatzung zunächst für blöd erklärt und anschließend zurückgepfiffen zu werden. Daraufhin ergibt sich folgendes Bild: die Mehrzahl fährt zur Leetonne, ein kleiner Haufen zur Raumtonne. Bis uns ein Piratensegler den Tipp gibt, dass die Segelanweisung am Schwarzen Brett wieder zurückgeändert worden sei. Also abgebogen und ein paar Plätze weiter hinten wieder eingereiht. Der Rest der Wettfahrt war bis auf den einschlafenden Wind eher unspektakulär. Die darauffolgende habe ich ebenso verdrängt, außer das kein Wind war und die Piraten Weltmeister im Frühstarten sind. Am Abend dann das Standardprogramm: in der Sonne abhängen und den Flüssigkeitshaushalt mit Hilfe von isotonischen Kaltgetränken wieder ins Lot bringen.

Der nächste Morgen zeigt ein ganz ungewohntes Bild: Regen. Dafür aber kein Wind. Diesmal gibt es jedoch keine Startverschiebung. Auch beharrliches Sitzenbeiben in Andreas’ Bus nützt nichts und auch die Letzten laufen aus. Das erweist sich fünf Stunden später, als wir ohne eine Wettfahrt gesegelt zu haben wieder an Land stehen, als Fehler des Tages. Naja – immerhin scheint die Sonne wieder. So können die Vorbereitungen für das Spiel Deutschland gegen Portugal beginnen (isotonische Kaltgetränke zzgl. Eiweißzufuhr – auf Deutsch Grillung und Bierchen zischen).

Sonntagmorgen ist bereits um 10 Uhr Start angesagt. Diesmal haben wir Sonne und genug Wind für drei Wettfahrten. Die dritte Wettfahrt verlief leider chaotisch, da das halbe Feld zur falschen Tonne gesegelt ist. Diejenigen, die daraufhin nicht gleich nach Hause gefahren sind endeten im nach uns (Könige der Frühstarts) gestarteten Piratenfeld.

Fazit: ein erholsames Wochenende mit viel Sonne und wenig Wind, einem erfreulichen Teilnehmerfeld von 41 OK-Jollen und der Erkenntnis, dass sich das Lesen von Segelanweisungen nicht lohnt. Warnemünde ist immer eine Reise wert, auch wenn der Wind einmal ausbleibt.

Bis demnächst, Thomas (schon auf dem Weg nach Frankreich)

ergebnisse
1 GER 693 Martin Zimmermann 1 1 7 1 (14) 140,0000
2 NZL 522 Greg Wilcox 3 2 4 2 (DNC)
3 GER 717 Oliver Gronholz (5) 4 5 5 2 133,1707
4 DEN 1335 Mogens Johansen 12 (15) 1 4 6
5 GER 731 Thomas Glas 6 7 3 8 (21) 126,3415
6 DEN 1347 Rene Johansen (14) 6 9 3 7
7 DEN 1348 Jørgen Lindhardtsen 11 11 2 7 (DNF) 119,5122
8 POL 14 Pawel Pawlaczyk (26) 17 6 9 1
9 GER 656 Andreas Pich 7 13 13 (16) 3 112,6829
10 POL 1 Thomas Gaj 8 3 15 10 (27)
11 GER 690 Sönke Behrens 2 9 (23) 6 23 105,8537
12 DEN 1303 John Petersen (17) 12 8 11 13
13 GER 596 Erik Bork 10 8 (24) 24 9 99,0244
14 GER 659 Falk Hagemann 4 5 22 (26) 22 95,6098
15 GER 725 Christian Hartmann (23) 18 12 19 4 92,1951
16 GER 716 Christian Senst (28) 27 11 14 5 88,7805
17 GER 665 Peter Stephan 22 (29) 14 18 8 85,3659
18 GER 576 Ralf Tietje (19) 16 17 12 19 81,9512
19 GER 688 Dirk Dame 16 (22) 18 13 18 78,5366
20 GER 539 Carsten Sass 18 (26) 10 22 16 75,1220
21 GER 645 Arne Lindemann 9 25 20 15 (DNC) 71,7073
22 DEN 1357 Henning Nielsen 15 23 16 23 (DNC)
23 GER 189 Reinhard Gaßmel 13 10 (32) 31 24 64,8780
24 GER 666 Jan Hartmann 21 24 (27) 20 20 61,4634
25 GER 640 Sven Marchot 20 14 28 (33) 26 58,0488
26 GER 225 Rainer Pospiech 24 28 (29) 28 12 54,6341
27 GER 699 Juliane Hofmann (DNC) DNC 19 21 11 51,2195
28 GER 732 Tobias Nickelkoppe 25 20 21 27 (28) 47,8049
29 GER 695 Dirk Gericke 33 21 (35) 30 10 44,3902
30 DEN 1324 Bo Teglers 27 19 25 25 (DNF)
31 GER 670 Ries Hinnerk 31 (DNC) DNC 17 17 37,5610
32 GER 630 Norbert Petrausch 32 (34) 26 32 25 34,1463
33 GER 473 Yves Kaminski 29 30 (33) 29 29 30,7317
34 GER 70 Bernd Willmann 35 (36) 36 35 15 27,3171
35 GER 651 Heinz Ridder 30 32 31 (37) 30 23,9024
36 GER 240 Christoph Ernst 34 33 37 (38) 32 20,4878
37 GER 30 Sebastian Knorr 37 31 38 (39) 31 17,0732
38 GER 624 Andreas Silvan (38) 35 34 36 33 13,6585
39 GER 728 Karsten Kath 36 (DNC) 30 34 DNC 10,2439
40 GER 71 Thoralf Mehls (DNF) DNF 40 41 34 6,8293
41 GER 697 Stephan Wurms (DNF) DNF 39 40 DNC 3,4146