WM in Marstrand 2022/6

Der finale Tag: Charlie Cumbley ist Weltmeister

von OK-Presse 12.08.20220

0,4 Punkte trennten gestern den Ersten Charlie Cumbley aus England von Niklas Edler aus Schweden. Irgendwie war vorher schon klar das es heute schwierig werden würde mit segeln. Nachdem die ganze Woche der Wettergott die internationale Flotte mit perfekten Sonmmer-Segelbedingungen verwöhnt hatte, endete heute die Glückssträhne.

Kein Wind! Zunächst war Startverschiebung an Land angezeigt, aber gegen 13:00 Uhr wurde das Feld aufs Wasser geschickt. Bei Windvorhersagen um 4-6 Ktn. war es unwahrscheinlich, dass wir beim weiterhin herrschenden Strom überhaupt über die Bahn kommen würden. Die Wettfahrtleitung versuchte alles, schickte die 110 OK-Jollen zum ersten Mal in der Woche auf die südliche Regattabahn vor Marstrand, aber alles Hoffen und Beten half nicht, um 15:00 Uhr war endgültig Schluss und der neue Weltmeister stand fest.

Der Engländer Charlie Cumbley gewinnt mit dem historisch wahrscheinlich knappsten Vorsprung (0,4 Punkte) seinen ersten OK-Weltmeistertitel vor Niklas Edler (SWE) und Johan Brodtkorb (Nor).  Das ist sicherlich die perfekte  Steilvorlage für die kommende WM in England im Jahr 2023 vor Lyme Regis.

Das deutsche Team enttäuschte nicht, aber blieb vielleicht dezent unter den eigenen Möglichkeiten.  Andrè Budzin als 9., Greg Wilcox als 12. und Sönke Behrens als 16. waren nah dran, aber die wirklich schwierigen Wind- und Strömungsbedingungen verhinderten noch bessere Ergebnisse.

Einen Titel nahm das deutsche Team aber dann doch mit aus dem zauberhaften skandinavischen Sommer vor Schwedens Westküste: Jessica Finke gewann die Frauenwertung der Weltmeisterschaften. OK-Presse führte direkt nach der WM ein Interview mit der erfolgreichen Hamburger OK-Seglerin.

OK-Presse: Herzlichen Glückwunsch Jessica,  zum Frauen-Weltmeistertitel!

Jessica:  Danke, aber das Ganze ist ja mehr symbolischer Natur bei zwei teilnehmenden Frauen im 110-Teilnehmerfeld. Auf die Siegerehrung hätte ich gerne verzichten können. Ich habe sogar kurz überlegt Alexa in Vertretung zu schicken oder zumindest mit ihr zusammen den Preis zu empfangen, weil die ganze Ehrungsprozedur eigentlich nicht mein Ding ist.

OK-Presse: Du hast ja sogar noch einen weiteren Preis erhalten!

Jessica: Ja, den Geest-Preis (“Phönix aus der Asche-Preis”) für den Letzten, der alle Wettfahrten beendet hat. Normalerweise ist diese Auszeichnung nicht besonders schmeichelhaft, aber da in zwei Rennen ein größerer Teil der Flotte das Zeitlimit nicht erreicht hat, ist es diesmal sogar von gewissem Wert. Aber wie gesagt, ich brauche keine Ehrungen, Preise oder ähnliches, -ich will Spaß!

OK-Presse: Und wie sieht dein Fazit von der WM aus?– Spaß?

Jessica: Über alles war es eine schöne WM in einem wirklich fantastischen Segelrevier und einer bezaubernden Umgebung. Die schwedischen Organisatoren waren wirklich engagiert, mussten aber den engen räumlichen Verhältnissen im “Touristen-Hotspot” Marstrand Tribut zollen. Dafür war die Wettfahrtleitung über jeden Zweifel erhaben. Bei der Schwedischen Meisterschaft vor zwei Jahren, die als Generalprobe für die WM galt, gab es doch einige Kritikpunkte. Jetzt, wo es galt, waren die Entscheidungen der Offiziellen immer richtig, die Startlinien und Kurse lagen zu jeder Zeit perfekt, auch wenn es uns die eine oder andere Viertelstunde Wartezeit kostete.

OK-Presse: Seid ihr beiden Frauen Exotinnen unter 108 Männern?

Jessica: Alexa und ich konnten, entgegen unseren Befürchtungen, die ganze Woche ohne Probleme körperlich mithalten. Die vorherrschenden  Mittel- bis Leichtwindbedingungen kamen uns als leichtere Seglerinnen entgegen und wenn wir klüger gesegelt wären, hätten wir beide deutlich weiter vorne abschneiden können. Aber das gilt bis auf den neuen Weltmeister Charlie auch für den Rest der Flotte ;)

OK-Presse: Im achten Rennen hast du mit Platz 21 für ein Ausrufezeichen gesorgt!

Jessica: Das war wirklich ein Highlight und hat richtig Spaß gemacht. Das zeigt, -ich kann mithalten und wenn Frau gut segelt, dann ist sie dabei. Auch die wirklich guten Segler ganz vorne sind nicht automatisch schneller bei diesen Bedingungen mit ihrem Y. Es wäre schön, wenn bei den nächsten internationalen Events wieder mehr Frauen teilnehmen würden. Aber ich habe Hoffnung für die Zukunft. Ganz viele internationale OK-Segler sind gestern nach dem Rennen auf mich zugekommen: Freundinnen und Ehefrauen der OK-Segler,  traditionell nur Begleiterinnen bei solchen internationalen Events, obwohl sie vielleicht selbst segeln, sind potentielle Einsteigerinnen und ganz ehrlich: Warum sollen wir den Spaß mit der OK-Jolle nur den Männern überlassen? “Girls just want to have fun”!

OK-Presse: OK-Weltmeisterin! Wie wird denn jetzt noch gefeiert?

Jessica: So wie ich gerüchteweise gehört habe wird heute Abend das gesamte deutsche Team mit internationaler Verstärkung rund um die “Villa” von Jörg Rademacher die vergangene WM und natürlich ganz allgemein das Leben feiern und natürlich wäre es das erste Mal und vollkommen unwahrscheinlich, wenn wir die Alkoholvorräte vom Aal leer trinken könnten.

Aber versuchen werden wir es!

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