Das neue Fallenschloss am Masttopp
von Christian Kirchner 06.08.2024
Seit dem 01.06. gilt nach unseren Klassenregeln Folgendes:
C.8.1 (b) When the mast halyard is held by a cleat, a device shall be fitted to the mast to prevent any part of the sail extending above the upper point. When the mast has a fixed hook, fork or similar to lock the halyard in place, either at the top or bottom of the mast, no such device is needed.
Frei übersetzt soll verhindert werden, dass das Segel über die obere Messmarke hinausgezogen werden kann, so, wie schon bei der der äußeren Messmarke am Baum. Das kann man entweder mit einem festen Stopper am Mast bewerkstelligen, oder man hat am Mast ein Fallenschloss, Haken, oder ähnliches, in dem das Segel befestigt wird.
Ganz nebenbei habe ich schon immer etwas neidisch auf die Fallenschlösser vom Finn geschaut. Sehr elegant, das Fall läuft im Mast lässt sich leicht einklinken, wenn das Segel oben ist und leicht wieder von Deck aus ausklinken. Da bei uns aber das Masttopp recht schlank ist, konnte ich so eine Befestigung bisher nicht umsetzen.
Anfang des Jahrs zeigte mir Greg eine Lösung, bei der ein einfacher Schäkel mit Ring über einen Haken am Top rutscht, sich beim Hochziehen einklinkt und sich mit einem kurzen Zug am Fall wieder vom Haken im Top löst.
Diese Lösung war an einem geliehenen Mast aus Neuseeland verbaut. Wir wollten allerdings eine Lösung haben, die man ohne große Umstände schnell an vorhandenen Ctech-Masten umrüsten konnte. Das war mit der Kiwi-Lösung so nicht möglich. Die Gründe dafür -und hier mag der geneigte Leser vorspulen, denn es wird technisch, sind in der Anordnung des Hakens und der einwirkenden Kräfte aus dem Segel zu finden.
Beim Istzustand wird das Fall durch eine Rolle am Topp geführt, ist einmal übersetzt und in der Klemme unten in Höhe des Baumbeschlages befestigt. Die einwirkende Kraft hat einen Abstand zur Mastmitte und durch die Hebelwirkung ergibt sich ein bestimmtes Moment auf den Fallenkran.
Bei der Kiwi-Lösung, siehe Fig2, wird dieses Moment größer. Das Masttopp, die Verbindung von Kran und Mast wird stärker belastet. Bei einigen Masten hat das zu Brüchen an dieser Stelle geführt. Der Mast, den Greg hatte, wurde am Top mit Kohlefaser verstärkt, aber das ist keine einfache und schnelle Umbaulösung.
Der Haken muss also dichter an den Mast. Greg und ich haben also viel telefoniert und gewhattsappt, bis ich dann eines Tages mit dem Winkelschleifer ans Werk ging. Einige Haken, viele Male Segel hochziehen, fluchen und schwitzen später war die Lösung produktionsreif. Die Kräfte, die auf den Kran einwirken sind vergleichbar mit denen des Ursprungzustandes, siehe Fig3: Lösung.
Vom Kran werden ca. 5g Material entfernt, das wird allerdings durch den Ring am Schäkel mehr als ausgeglichen, so dass der Mast vom Gewicht und Schwerpunkt weiterhin in die Vermessung passt. Das im Masttopp vorhandene Loch für die bisherige Umlenkrolle wird jetzt genutzt um den Haken in der Mastspur zu sichern. Direkt darüber erfolgt eine zusätzliche Bohrung unmittelbar unter dem Masttopp für das obere Loch im Haken und die neue, jetzt höher gelegene Fallumlenkung. Das Fall ist nur noch einfach geschoren, also nicht mehr übersetzt, wodurch man nur noch die Hälfte an Tauwerk verstauen muss: Adieu Makramee-Eulen!
Alle Testpiloten sind mit dem System an ihren Ctech Masten sehr zufrieden. In Kiel hatte ich einen gerade sehr speziell umgebauten, anderen Mast mit. Natürlich gab es Kommentare über die Vorführeffekte. Das war ein Prototyp, ein spezieller Mast und ein ungetesteter Haken, den ich zwei Tage vor Kiel angebaut hatte. Übrigens funktioniert der jetzt einwandfrei.
Wichtig bei der Bedienung: Beim Lösen muss das Fall hochgezogen und sofort entlastet werden, damit das Gummi, siehe Fig4, den Ringschäkel nach hinten ziehen kann. Das Segel lässt sich jetzt von Deck aus vermessungskonform entlasten und bergen.
Für den Umbau des Masttopps ist also das Abschneiden des Mastkrans erforderlich, eine zusätzliche Bohrung am Masttopp, der Haken mit Befestigungsbolzen, ein Ringschäkel und das Rückholgummi. Wer Interesse hat ein solches System am Ctech Mast zu fahren kann gerne Greg oder mich ansprechen, wir haben entsprechendes Werkzeug und die erforderlichen Teile zu den Veranstaltungen dabei.