Über diese Brücke gehe ich nicht mehr

Warnemünder Woche 2024

von Cord Prignitz 03.08.2024
Das letzte Mal bin ich bei der Warnemünder Woche 2004 im Laser vor 20 Jahren gesegelt. Für mich gerade unvorstellbar 😊. Ulli, Jan und Sebastian waren auch dabei. Das drum herum der Veranstaltung hat seitdem eher abgebaut als zugelegt. Große Bühnen mit Livemusik, Bierwagen, gemeinsames Beisammensitzen aller Bootsklassen unter dem ehemaligen großen Schuppen sind leider Geschichte.
Die Quantität des Feldes glich mit 36 OK-Jollen eher einer größeren Dorfregatta, wobei die Qualität insbesondere durch internationale Teilnehmer meiner Meinung nach wirklich sehr gut war.
Freitag 13 Uhr Start bedeutete für Finns sowie OK-Jollen 11:30 raussegeln da wir mit Bahn Juliet das Revier mit der längsten Anreise zugeteilt bekamen. Da fragt man sich natürlich schon, warum man mit den langsamsten Boots-Klassen am weitesten rausgeschickt wird und warum man fast eine Stunde zur Bahn vor Heiligen Damm unterwegs sein muss, wenn man in einem der besten Segelreviere Europas nach 100m aus dem Hafen eigentlich auf komplett offener Ostsee segelt.
Am ersten Tag hatten wir 17-21kn Nordostwind und eine Welle die wirklich das Eintrittsgeld wert war 😉.

Start Freitag zweites Rennen

Obwohl ich ja in Rostock zu Hause bin habe ich es tatsächlich noch nie mit der OK von der Warnow auf die Ostsee geschafft und so war es für mich das erste mal OK-Jolle segeln bei Welle… und was soll ich sagen… es macht einfach Hammer-Spaß.
Das erste Rennen wurde direkt mit einem Allgemeinen abgepfiffen und mit Black-Flag wiederholt, was bestimmt auch an der 20 Grad bevorteilten Pin-End-Seite lag. Bei extrem konstantem auflandigen Wind war das schon verwunderlich. Die Raumwindschenkel und der Vorwind haben mir, bei teilweise zwei Meter Welle, ein Dauergrinsen ins Gesicht gezogen.

Jens Lauge DEN10 an der Luvmarke

Ulli war am ersten Tag nicht zu schlagen und fuhr zwei sichere erste Plätze ein. Pawel Pawlaczyk (2,3) und Greg (3,5) blieben in Schlagdistanz, Sebastian Kaule und Jorgen Svendsen (je 6,4) knapp dahinter. Für mich war es mit Sicherheit der anstrengendste OK-Segeltag den ich bisher hatte und ich freute mich zum einen, dass ich mit meinem binnenseeoptimierten Körper bei deutlich schwereren Kollegen wie Patric Mure oder Benjamin Hammerö mithalten konnte und natürlich freute ich mich auch total über die anschließend lange Heimreise in den Hafen 😉.

Joergen Svendsen und Michal Strumnik führend an Tonne 1

Am zweiten Tag stand Bahn H auf dem Plan. Nicht ganz so weit, aber immerhin eine halbe Stunde Anreise. Auf der Regatta-Bahn hatte der Nordostwind vom Vortag um 180 Grad auf Südwest gedreht. Diesmal mit ca.10-12Kn. Das führte dazu das wir immensen Strom gegen Windrichtung hatten und sich das Startschiff anstatt in den Wind, in den Strom drehte, also mit dem Arsch gegen den Wind. Die Wettfahrtleitung hat viel probiert, um das zu ändern, von “Schlauchboot-versucht-am-Heck-zu-ziehen”, bis hin zu “Großsegel-hochziehen-auf-dem-Startschiff”, aber am Ende hatten wir ca. eine Stunde Startverschiebung bis zum ersten Ankündigungssignal der Finns. Jeder der schon mal versucht hat mit ordentlich Strom von hinten in einem Regattafeld zu starten weiß, dass dies immer mit allgemeinen Rückrufen und Black Flags einher geht. So auch hier bei beiden Starts des Tages. Robert Deaves, und Joergen Svendson gewannen jeweils ein Rennen und ich freute mich über zwei zweite Plätze. Sebastian Kaule zerbrach der Ausleger vor dem ersten Start. Aufgrund des massiven Getrödels der Wettfahrtleitung schaffte er es fast noch an Land und mit Ersatz wieder zurück, musste jedoch schlussendlich das erste Rennen pausieren. Ein zusätzlicher BFD im zweiten Rennen zerstörte dann leider seine ganze Serie.

Start-Ziel-Sieg von Ulli im zweiten Sonntagsrennen

Das einzige Abendessen am Samstag war gut. Die Party wurde durch die J70-Crews gecrasht, die offiziell wohl nicht eingeladen waren, aber als Entschädigung einen ordentlichen Abriss veranstalteten. Meine kindliche Freude über meinen zwischenzeitlichen zweiten Platz führte dazu, dass ich mir die Brille beschmiert habe wie ein Großer. An dieser Stelle danke ich Andreas für die Begleitung über die Brücke ins Warnemünder-Jenseits … es war ein toller Abend und ohne dich hätte ich es nicht wieder zurück ins Diesseits geschafft 😉.
Sonntag sind wir zwei weitere Rennen bei 15-17kn (später abnehmend auf 9kn) gesegelt. Der stetig rechtsdrehende Wind machte es der Wettfahrtleitung wieder schwer, leider mit nur einem Tonnenleger ausgestattet, den Kurs zu korrigieren und somit waren wir aufgrund zahlreicher allgemeiner Rückrufe und Startverschiebungen erneut sehr lange auf dem Wasser für nur zwei Rennen. Beide Rennen gewann Ulli mit einer unfassbar guten Performance und zeigte das er sowohl bei viel als auch bei später weniger Wind, taktisch blitzsauber dominiert.

Ulli am Wind – ein Gesichtsausdruck sagt mehr als 1000 Worte

Ulli gewann damit verdient vor Joergen Svendson und Greg Wilcox. Ich selbst hab mich sehr über meinen vierten Platz gefreut.
Im nächsten Jahr wollen wir mit der Europameisterschaft ein besonderes OK-Event zur Warnemünder Woche holen. Ich wünsche mir, dass bis dahin Kurswahl, Wettfahrtleitung und Organisation an Land versuchen die gleiche Qualität an den Tag zu legen wie die Weltklasse-Segelbedingungen vor Warnemünde. Dann können wir uns auf eine Mega-Veranstaltung freuen.

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