Dienstag Nachmittag

Wie Corona meine Art zu segeln veränderte

von Thorsten Schmidt 02.08.2020
Es ist Dienstag Nachmittag, mitten in der Woche!
Die OK-Bande vom SCV trifft sich am späten Nachmittag am Liblarer See und dreht bei Wind und Sonne ihre lustigen Runden auf dem Wasser und ich bin dabei, kurzentschlossen, animiert durch Windfinders Vorhersage und total spontan. Wahnsinn!  Was für andere nicht ungewöhnlich klingt, -Feierabendsegeln eben,  ist für mich völlig neu. Bis vor einigen Monaten war so etwas für mich gar nicht vorstellbar: Segeln nur zum Spaß, ohne Regatta, mitten in der Woche, auf so einem Tümpel, -das geht doch gar nicht. “Dafür ist der See zu klein, das bringt doch keinen Spaß” dachte ich, und  “von den anderen hat eh keiner Zeit und Lust und dafür 40 Minuten mit dem Auto durch die Stadt-nee”.

Für mich bedeutete segeln bisher immer 6, 7 oder 8mal im Jahr zu einer Regatta zu fahren, meist am Wochenende, viele nette OK-Segler zu treffen und ein paar schöne Tage zu haben, aber eben vor allem auch um die Wette zu segeln.
Gut, einmal im Jahr, bei der Heimregatta “musste” auch ich zum Liblarer See, aber eigentlich ging segeln doch anders. Für mich am schönsten war es, wenn das Revier groß und die Wellen hoch waren und man wenigstens ein paar Minuten geradeaus segeln konnte, so wie in Kiel bei Ostwind eben oder in Warnemünde.

Wo bleibt der Pfadfinder?

Wenn ich ehrlich bin, ist das auch immer noch so. Aber seit der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen weiß ich das auch das “Feierabendsegeln” mit den Kumpels auf dem kleinsten Tümpel großen Spaß machen kann.
Natürlich frisst der Teufel in der Not Fliegen. Wenn alle Regatten abgesagt sind, was bleibt einem übrig, wo doch das Boot neu ist und die Sucht so groß?
Offensichtlich konnte ich nur in dieser Ausnahmesituation entdecken, wie angenehm es ist, wenn der Joller aufgeriggt und segelfertig auf dem Slipwagen wartet und man länger zum Umziehen braucht als um die Kiste ins Wasser zu kriegen.

Wir treffen uns beim SCV inzwischen mit bis zu 5 OK-Jollen, zuletzt auch noch verstärkt durch einen Lasersegler und verabreden uns kurzfristig je nach Windvorhersage per WhatsApp. Gestartet wird meist per Torstart und wir segeln in der Regel nur Up and Down um nicht in die flauen Ecken zu geraten. Wer den Liblarer See mit seinem Tonnenkreis kennt, kann sich vorstellen, das wir manchmal während der Kreuz je nach Windrichtung auf Zuruf die anvisierte Luvtonne ändern: Flexible Response! Alles in allem ein Heidenspaß ohne große Ernsthaftigkeit und damit ohne Frust für alle.

Durch diese entspannte Art zu segeln spüre ich wieder was für ein tolles Boot wir alle segeln, wieviel Spaß dieses “nah dran sein” an Wasser und Wind macht und wie unmittelbar und sensibel die Jolle reagiert. Ziemlich sicher werden meine “Giraffen-Wenden” trotz der zusätzlichen Stunden auf dem Wasser auch in 100 Jahren nicht besser und Bootsspeed-Vergleiche bieten sich auf diesem See eben auch nicht an. Dennoch habe ich eins wieder neu gelernt: Die OK segelt einfach fantastisch und wenn man das Glück hat mit Christian, Claus, Simon und Volker tolle Kumpels im eigenen Club zu haben, dann wird der Liblarer See zum Weltmeer und der Dienstagabend zur Weltmeisterschaft.
Danke, Jungs!

 

Einige von euch  werden das folgende Video bereits kennen. Aufgenommen wurde es mit einer Drohne in Dänemark von Sebastian Kristensen und offensichtlich kann man auf diesem Revier lange geradeaus segeln.

In jedem Fall wird die Ästhetik und Eleganz unserer Bootsklasse und die pure Unmittelbarkeit des Segelns spürbar:

Synergy OK's Training in Denmark

Here's some great drone footage, by Sebastian Kristensen, of Bo Jensen and Jesper Bendix training in their Synergy OK's recently. Bo in DEN 70 and Jesper in DEN1522 are sailing brand new Synergy Evolution designs. It's quite long but it it does look great! More of this kind of footage is great for class and there will be more of it soon.

Gepostet von Synergy Marine am Sonntag, 19. Juli 2020