von Murks Nissen 10.07.2024
Die Meldungen für die diesjährige Kieler Woche stiegen bis in die letzten Tage vor Beginn an. Zum Schluss waren es 82 von denen dann tatsächlich 72 gestartet sind. Prominentester “last minute”-Melder war Niklas Edler Vize-Weltmeister 2022 und 2023.
Am Donnerstag war die Eröffnung auf der Media-Bahn, ziemlich dicht vor Schilksee aber bei Ostwind mit 12-14kn kein Problem sondern ein Genuss. Sonnenschein, kaum Dreher, surfen auf einer guten Wellenhöhe: was gibt es Schöneres. Bo Petersen eröffnete mit zwei Ersten Plätzen, Edler mit zwei Dritten.
Am Freitag sah die Welt dann anders aus: Vorhergesagt waren zunehmend 18-20kn Südwest mit Böen bis 23kn aber durchaus mit Sonnenschein. Schon in der ersten Wettfahrt hatte ich den Eindruck, dass die 23kn schon erreicht wurden. Kurz vor der Halsentonne gab es bei mir an Bord eine kurze Diskussion, aber die Entscheidung fiel schnell für die Kuhwende. Vor mir fuhr Greg eine seiner beneidenswert sicheren Schwerwetterhalsen mit dem Handwechsel vor der Halse: Zack, Baum rüber.. wie auf Schienen!
Bei der Raumtonne lagen dann die ersten gekenterten Boote, gehalst, mit mehr Mut als ich, aber auch nicht mit mehr Fortune. Der Wind war extrem böig und die Böen setzten mit Schralern ein, was den zweiten Raumgang, der deutlich voller als der erste war, sehr schwierig machte. Den Baumniederholer nicht zu fest damit der Baum nicht ins Wasser konnte, aber auch nicht zu lose: die Luvkenterung drohte. Dieses Kursbild änderte sich nicht in den nächsten zwei Läufen.
Allerdings nahm der Wind weiter zu. In der letzten sollen die Böen gemessene 34kn gehabt haben…
Auf jeden Fall bin ich auf dem zweiten Raumgang in der letzten Wettfahrt 3 Mal gekentert. Inzwischen traf man auch auf Boote, die Amwind in den Böen kenterten. Der Kurs war in dieser Kieler Woche immer gleich: mit einem Vorwindgang in die Ziellinie. Ich konnte nur noch vor dem Wind kreuzend Lee machen, mit Kuhwenden selbstredend. Gefühlt ging ich Mitte 30 durch’s Ziel. Vor und hinter mir sah ich keinen Konkurrenten. Wir segelten auf der Bahn Juliet, die ganz schön weit draußen liegt. Nach dem Zieldurchgang wartete der extra lange Heimweg am Wind nach Schilksee…
Es gab Mitstreiter, die später an Land angaben, 8 mal gekentert zu sein, bevor sie aufgaben. Man sollte aber auch erwähnen: Jörgen Holm (Mitte 70) auf Platz 12 und Antje Müller mit der KV-OK-Jolle auf Platz 18. Jan Kurfeld brillierte mit zwei ersten Plätzen! Edler übernahm die Führung mit den Plätzen 1-3-2. Olli Gronholz gehörte zu den Wenigen, die noch keinen Streicher in der Wertung hatten.
Am Samstag war wieder alles schön. Die Sonne schien und es war warm und trocken, nur: Kein brauchbarer Wind! Eine Startverschiebung schob träge die nächste. Es sollte später am Nachmittag noch Ostwind kommen. Thermik? Gradientenwind?
Tatsächlich ging es um 16.00 Uhr los mit Ostwind um die 12kn. Nach dem zweiten Frühstart mit schwarzer Fahne griff die Wettfahrtleitung hart durch: 11 Boote wurden disqualifiziert. Es erwischte auch Bo Petersen. Er hatte schon in der 5. Wettfahrt Bruch gehabt.
Bo gewann zwar dann die Wettfahrten 7 und 8, trat aber am Sonntag mit zwei Streichern belastet nicht mehr an. Niklas Edler erreichte die Platzierungen 1., 2. und 7. und übernahm die Führung, Steen Christensen blieb mit 3., 3. und 2. auf Schlagdistanz. Der Ostwind hatte vor der ersten Wettfahrt ca 20° nach rechts gedreht. Die Wettfahrtleitung ließ den schräg liegenden Kurs aber unverändert liegen. Wir hatten ja inzwischen schon den frühen Abend und die drei Wettfahrten sollten unbedingt eingesackt werden. Nicht die schönsten Wettfahrten, aber gut segelbar und eine verständliche Reaktion der Wettfahrleitung. Um ca. 20.30 Uhr waren wir wieder im Hafen.
Der Sonntag begann mit Regen und Nordwestwind um die 14kn. Unser Kurs auf Bahn India lag direkt südlich von Bülk. Die eigentlich schönen Wellen zogen um die Bülker Küste herum und bekamen einen nordöstlichen Einschlag. Die Wettfahrtleitung wollte den Kurs wohl wegen des Wellengangs nicht weiter in den freien Nordwest legen. Wenn man sich das Geschaukel auf dem Startboot anschaute, konnte man das gut verstehen. Ich hätte da nicht an Bord sein wollen. So haben wir noch drei Wettfahrten bei Regen und leicht drehenden ablandigen Winden hinter uns gebracht. Niklas Edler sicherte sich den Gesamtsieg mit 3., 4., und 1. ohne einen einzigen Ausfall. Steen Christensen wurde 2. und Benjamin Hammerö 3. Das gesamte Podium kam aus Skandinavien.
Olli blieb seiner Linie treu und kam ebenfalls ohne Ausfall auf einen hervorragenden 4. Platz. Unser Neuling vom Starnberger See Stefan Hoffmann kam mit gemischten Resultaten und einem sehr starken letzten Tag auf den 7. Rang. Eine bessere Platzierung von Jan Kurfeld wurde durch eine zweite gelbe Fahne (Regel 42) und einen Ausfall verhindert.
In meinen Augen war das rundherum eine sehr gelungene Veranstaltung mit Wind und Wellen aus verschiedensten Richtungen und trotzdem ohne extreme Winddreher während der Wettfahren. Durch das Engagement unserer KV- Mitglieder wurde die sonst doch eher kühle Atmosphäre der Kieler Woche auch an Land zu einem gelungenen Treffen mit Einlaufbier, Grilltreffen und Meeting im Clubheim des TSVS.