Schwielochsee Pokalregatta 2007

Schwielochsee Pokalregatta (SPR) 01./02. September 2007

 Von Leuten die gemeinsam kentern und partout nicht Erster werden wollen…

von Erik Bork 04.09.2007

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Jule nutzt den Heimvorteil

Sooo es ist mal wieder so weit, wer mich kennt weiß: Jetzt kommt ein längerer Bericht, also Kaffee eingegossen, Brille auf und los!

Da man sich ja seit der WM nicht gesehen hat (unglaubliche 5 Wochen!), lud Jule vorsichtshalber schon zum Freitagsgrillen beim SWS am Schwielochsee ein. Wer weiß ob man sich sonst unter all den anderen Leuten wiedererkannt hätte. Leider musste Ossi ja nun noch kurzfristig absagen, er hätte so ganz ohne Gesichtsbehaarung sicher trotzdem ein Namensschild gebraucht. Mensch Ossi, wirklich schade, denn nicht nur die legendäre Samstagsparty im SCS war die Anreise wert, nein durch die Terminverschiebung lag die SPR dieses Jahr vor dem Sachsenpokal, und damit gab es mal keine Flaute sondern richtigen Segelwind!

 

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die Verfolger

Da ich am Freitag noch Verpflichtungen im eigenen Verein hatte, konnte ich erst gegen Sieben mein Boot verladen. Die ständigen Anrufe, wer jetzt wo auf der Autobahn ist und im Stau stand oder an Rangsdorf vorbeifliegt, aber auf jeden Fall noch kommt und wehe der Grill ist dann schon kalt… haben die Abreise nicht grad’ beschleunigt, aber eindeutig gezeigt: Alle haben schon Entzugserscheinungen und es ist wirklich höchste Zeit für eine Regatta!

Die Nickelkoppes waren aus Kiel mit Kays Neuerwerb GER-720 (nach einem Zwischenstop bei Jule zwecks Mastanpassung) jetzt erst auf dem Weg nach Frankfurt. Jule dadurch auch spät dran aber den Grill-anmach-und-gute-Laune-einschalt-Job hatten Falk und Euli einfach schon mal übernommen und so haute das dann alles doch prima hin. Das Freitagsgrillerchen hat OKler angelockt wie das Licht die Motten und so ging es später noch als größere Gruppe rüber zum veranstaltenden SCS, zwecks traditioneller Trockenlegung der dortigen Bar. Dieses Vorhaben wurde dann auch erfolgreich umgesetzt, wie man anhand der am nächsten Morgen auf dem Gelände umherschleichenden wortkargen Gestalten feststellen konnte.

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Rainer noch vorn

Aber kommen wir mal zum Segeln, vorhergesagt waren 3-4 Bft aus West, es war dann zwar vorerst etwas weniger, aber zum Hängen hat es (zumindest für die meisten) gereicht. Zum Leidwesen für Kay, denn seine Schadenfreude über einen nach Trapezriss saltoierenden 420er Schotten wurde Sekunden nach dem Start mit einem Rückwärtssalto seinerseits bestraft, Hängegurt gerissen! Später ist ihm dann noch zweimal die Mastfußhalterung gebrochen und er gab zwei Rennen auf. Mensch Kay hoffentlich hast Du dir da nicht ’ne Dauerbaustelle zugelegt! Der Rest machte sich auf zur Tonne 1, einige versuchten es über rechts, ich war mit nach halblinks unterwegs. Welche Seite war dann nachher aber egal, es hieß einfach immer schön die Windkanten und Dreher mitnehmen und schon trifft man sich oben in der Spitzegruppe! Diese bestand dann aus Jule, meinereiner und Sensti-Pummelfee. Der etwas ungewohnte Rechtskurs ging dann auf einen sehr vorlichen ersten Raumgang und nach Tonne 2 auf einen Vorwindkurs, den man auch erstmal ohne Halse fahren konnte. So ganz richtig lag der Kurs also nicht, aber an den Positionen änderte das nichts. Jule baute ihren Vorsprung erstmal aus und Christian und ich versuchten uns vom Verfolgerfeld abzusetzen. Die zweite Kreuz verlief ähnlich der ersten und ohne große Positionswechsel. Nach der Vorwind (die ein Raumkurs war) ging es dann auf die Zielkreuz und es frischte ordentlich auf. Christian hatte nun einen Geschwindigkeitsvorteil und fuhr an mir vorbei, um die Position gleich zu sichern fing er dann an gnadenlos mit mir mitzuwenden. Mit jeder Wende wurde der Vorsprung wie üblich etwas kleiner, nach 10 Wenden misslang ihm dann eine noch ordentlich und ich konnte mich wieder an ihm vorbeischieben. Bis zum Ziel ging also das Wendeduell jetzt andersrum, man haben wir beide danach geschwitzt! Am Ende dann also Jule auf Platz 1, dann ich und Christian auf 3.

Wer schon mal zur SPR war wusste was jetzt kommen würde: Eine viiiiel zu lange Pause! Aber dieses Jahr hatte die Wettfahrtleitung dafür ein gutes Händchen, nicht zu kurz und nicht zu lang, so soll das sein! Auch die erst etwas ungewöhnliche anmutende Startreihenfolge hatte sich bewährt, es kam jedenfalls in meinem Umfeld nicht wie im letzten Jahr zum Wuhling mit einer Million lärmender Kühlschranktüren.

 

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“Walter der Maurer” + Kenterer1

Zum zweiten Lauf war dann Kay wieder da und mit dem etwas nachlassenden Wind auch wieder gute Bedingungen für den durchschnittlichen Tümpelflitzer. Die wusste Rainer mit seinem neuen Schiff am besten zu nutzen und ging als Erster um die Luvmarke, gefolgt von Sensti und mir, dann eine dichte Gruppe von 5-6 Leuten. Die Raumkurse lagen jetzt etwas besser, aber es schob sich alles noch weiter zusammen. Kreuz Nummer 2 lief bei mir wieder recht gut und ich konnte mich etwas vom dichten Feld absetzen. Das sollte reichen um auf dem Vorwindgang an die Verfolgung der beiden ersten zu denken und mich nicht nach hinten umzusehen. Tja SOLLTE, denn eine Bö, die zuvor wohl Falk nach einem Knickspanttanz in die Fluten zwang erreichte mich genau nach der taktisch super ausgeklügelten Schifte und bevor ich meinen Niederholer wieder anziehen konnte, durfte ich mich schon vom ordnungsgemäßen Zustand meines Unterwasserschiffes überzeugen, gnimpf**##+ so was blödes aber auch! Sehr schön, die Parade der in sich hineingrinsenden Verfolger vom Schwert aus abzunehmen, meine Sondierung ergab übrigens 5,98m Wassertiefe. Mit einer ordentlichen Wut auf mich selbst bin ich also als 9ter oder so auf die Zielkreuz gegangen. Und was macht man dann? Richtig nicht hinterherfahren sondern in die Ecke pieksen. Ich hab’ mich für die rechte entschieden, und die sollte sich dann kurz vor dem Ziel als richtig herausstellen, ich konnte zusammen mit dem Fruchtzwerch noch Falk und Yves (auch als Walter, der Maurer bekannt) einholen. Christian hatte sich Rainer noch geschnappt, dahinter ging Charly als Dritter ins Ziel.

Die wieder schön kurz gehaltene Pause erlaubte mir grad’ noch das Geradebiegen meines Windex, den ich dann später sehr gut gebrauchen konnte…

 

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“Fruchtzwerch” + Kenterer2

Der 3. Start glückte mir wieder sehr gut, ich hatte ja schließlich meinen Streicher grad’ aufgebraucht. Wie schon am Vormittag war es ratsam nicht zu weit auf eine Seite zu fahren, sondern die Windkanten auf Halbrechts oder Halblinks sauber zu treffen. Christian verholte sich nach 2/3 der Startkreuz zu seinem Glück noch zu Jule und mir nach Rechts, bevor dann der erste größere Rechtsdreher einsetzte. Wir konnten die Marke kurz darauf anliegen und machten uns im Trio auf und davon. Der Wind flaute dann langsam aber sicher ab und nach den Raumkursen drehte es um 30° nach Rechts, da wir schon die Leemarke gerundet hatten konnte die Wettfahrtleitung die Luvmarke nicht mehr verlegen. Ergebnis: Jeder zog an der Tonne 3 seine Fahrkarte und los ging es mit dem Straßenbahnfahren. Die zweite Kreuz wurde zum Anlieger und der Vorwindgang ließ auch kein Überholen mehr zu, vom ständigen Windexanstieren tut mir heute noch der Nacken weh. Christian ging also als Erster auf die „Zielkreuz“. Jule folgte ihm mit Überhöhe zum Ziel und ich hatte von deren Rücklichtern genug und dachte mir: Vielleicht bleiben die beiden ja unter der Insel hängen oder es dreht zurück, dann bleib mal lieber auf direktem Zielkurs. Das hat dann aber leider nicht gepasst und so wurde Christian Erster, Jule Zweite und ich Dritter.

Zurück an Land verteilte Rainer erstmal sein GER-745 Taufbier und später ging es dann zur Nahrungsaufnahme rüber zum SCS mit dem üblichen Klönsnack. Die Vorbereitungen zur Party liefen schon an und als es langsam dunkel wurde konnte man sich die an die Wand gebeamerten Bilder des Tages ansehen. Der DJ bettelte schon ungeduldig zur Tanzfläche zu kommen, aber so läuft das ja bekanntlich nicht. Erstmal wird die Bar um mindestens ein Getränkeangebot erleichtert, diesmal traf es (erstaunlicherweise) die Caipibowle. Der Scheibenaufleger hatte dann wohl die Spielregeln verstanden und auch musiktechnisch nachgerüstet und es kam wie es immer kommt. Laut, lang, ausgiebig und rhytmisch wurde abgezappelt bis es nicht mehr ging. Nur eines fehlte zu vollkommenen SPR-Party: Harties Besentanz! Denn Christian H. aus B. durfte seinen Schreibtisch nicht allein lassen. Hoffentlich kann er dann wenigstens zum Sachsenpokal kommen!

 

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Selbst für die Kamera zu schnell

Kurz nach Rückkehr der letzten Tanzwütigen gab es dann das Sonntagsfrühstück mit viel Kaffee zum Wachwerden und den üblichen Rechenexempeln zum Ausgang der Regatta. Für Platz 1 kam raus: Wenn Jule gewinnt hat sie gewonnen wenn nicht dann Sensti. Um Platz 3 konnten sich noch Rainer und ich streiten, hätte ich da mal nicht so hingehört, ich hätte mehr draus machen können wie man später sehen wird.

Der Wind war deutlich schwacher als am Samstag und kam aus SW, legte aber zur Freude aller vor dem Start noch ein wenig zu. So wie der Kurs heute lag war auf jeden Fall die Insel mit einzukalkulieren. Wie war das noch mal? Erst bis zur Insel fahren um dann den Dreher abzufassen? Mir war das zu risikobehaftet, denn wer an der Insel erstmal parkt braucht ’nen dicken Verpflegungsbeutel. Also hab’ ich mich nicht in das Gewimmel am Startschiff gesellt, sondern bin 20m weiter unten mit freiem Wind los um nach einem kurzen Stück auf Stb zu wenden und schön im Windstrich zu bleiben. Das hat auch gut geklappt, Links zog Sensti zwar auch immer mal sehr hoch aber das hat nicht lange genug angehalten. Jule fuhr die Inseltaktik und blieb dabei etwas hängen, Falk und Kay lagen zwischen mir und Insel und hatten es damit am besten getroffen. Als die beiden sich aufgrund der berlinerisch-sächsischen Sprachbarriere bedenklich dicht an der Luvtonnen kneulten (Falk knüppelte schon mit Bb die Tonne an und Kay unterwendete trotzdem, weil er beim Frage-Antwort-Babylonisch verstanden hatte daß es passt), konnte ich noch mal ein paar Meter gut machen und mich an Falks Spiegel heften. Kay kringelte dann und fiel hinter uns zurück. An der Halsenmarke konnte ich rechtzeitig eine Überlappung herstellen und ließ Falk damit hinter mir. Rainer mogelte sich auch noch an ihm vorbei und rundete die Leemarke als Zweiter. Für mich war klar: Bei Rainer bleiben! Er bohrte aber tierisch nach Rechts. Daß ich lieber das Feld hätte decken und auf Sieg fahren sollen, weil ich damit insgesamt Zweiter geworden wäre fiel mir natürlich zu spät auf. Nun fuhr mir erstmal Rainer in Lee durch und zu allem Übel war Links besser und da waren alle anderen. Die Reihenfolge sah oben dann so aus: Falk, Rainer, Christian, Jule, Kay dann ich. Somit hätte Sensti insgesamt gewonnen und so luvte er Jule erstmal nach links außen. Sie hatte aber später doch die Innenposition und war wegen der Hochluverei geladen wie ein mittleres Gewitter. Was mich betraf: Rainer war weit weg ich ging also auf Risiko und fuhr nach Links schön alle Dreher aus. Das versuchten nun alle, keiner verteidigte auch nur annähernd seine Position. Der Wind kam nochmal mit kräftigen Drehern zurück und ließ alle mal auf den großen Coup hoffen. Wir trafen uns dann vor dem Ziel wieder, Jule jagte mittlerweile Falk und der wurde sichtlich nervös. Rainer bohrte Rechts bis ans Ufer ( klemmte vielleicht doch seine Pinne?), meine Chancen auf den Schreiberlingsplatz stiegen damit wieder. Christian und ich konnten uns dann die entscheidenden Wenden von Falk und Jule in Cinemascope ansehen. Und so wie ich ihm gestern das Kentern nachgemacht habe verschenkte er heute wie ich den Sieg (siehe Überschrift). Das Ende vom Lied: Jule gewann und verteidigte somit den Pokal, Zweiter wurde Christian und ich darf doch noch schreiben.

 

schon verschollen geglaubt
schon verschollen geglaubt
Die Siegerehrung beim SCS ist genauso berühmt wie die Party, es gibt fast mehr Wertungen als Segler und das zieht sich. Wer keinen Sitzplatz ergattern konnte wurde da mal eben 10cm kleiner! Dem selbstlosen Einsatz von Charly verdanken wir eine neue von den OKoten gewonnene Sonderwertung, wir wurden von Jörg Hinze zum Sieger der Barnutzung gekürt!

Es war ein wirklich schönes Regattawochenende mit allem was dazugehört. Mit 23 Booten stellten wir die zweit größte Flotte, darunter auch längst verschollen geglaubte OKler wie Holger Lauschke und Andreas Kudella und auch Tilli, der ja mangels Mini-Rigg-Wertung mit dem großen Rigg unterwegs war, hatte seinen Spaß und kämpfte sich trotz 5-Bft-Böen mit seinen nur ~45kg durch alle Wettfahrten. Auch immer wieder interessant ist das Materialkarussell zu bewundern, der Anzahl an „neuen“ gebrauchten Schiffen nach dreht es im Moment mal wieder auf Hochtouren.

Schön auch, daß ich die Ergebnisliste schon heute (am Montag danach) nebst Fotos auf der SCS-Seite gefunden habe, sonst hätte ich mich sicher nicht an soviel erinnert ;-)

Euer Erik mit ch GER-695

 

ergebnisse

 

1 GER 699 Hofmann Juliane 1 4 2 1
2 GER 710 Senst Christian 3 1 1 4
3 GER 695 Bork Erik 2 7 3 5
4 GER 745 Pospiech Rainer 4 2 4 8
5 GER 659 Hagemann Falk 6 9 6 2
6 GER 735 Gericke Dirk 7 3 8 7
7 GER 577 Kaminski Yves 5 8 5 11
8 GER 732 Nickelkoppe Tobias 8 12 7 6
9 GER 640 Marchot Sven 9 6 9 12
10 GER 716 Senst Dieter 10 14 11 10
11 GER 720 Nickelkoppe Kay DNS 5 DNS 3
12 GER 590 Wirbeleit Jan 13 13 12 9
13 GER 660 Willmann Bernd 11 11 13 17
14 GER 712 Kudella Andreas 12 15 14 14
15 GER 609 Kostka Jens 17 17 10 15
16 GER 404 Willmann Tobias 14 10 DNS 19
17 GER 33 Knorr Sebastian 16 16 DNS 13
18 GER 120 Wirbeleit Cornelia 19 18 16 16
19 GER 313 Lauschke Holger 15 19 18 20
20 GER 69 Kern Robin 18 20 15 22
21 GER 579 Wozniewski Felix 20 21 17 18
22 GER 143 Wirbeleit Till 21 22 19 21
23 GER 59 Hagemann Jenny 22 23 20 23