Absolute Beginners

Rubrik: Wie segle ich meine OK-Jolle?

Heute Frage 19: Zum ersten Mal auf der OK-was nun?

von Thorsten Schmidt 08.02.2015

17So eine Ok-Jolle sieht mit ihrem Knickspant an Land relativ stabil aus.  Ihr wahres Temperament zeigt der Joller aber erst auf dem Wasser.  Für viele Einsteiger überraschend ist die OK fast genauso kippelig wie ein Laser und vergleichsweise viel  lebhafter als ein Finn.
Die direkte Art auf Gewichtsverlagerungen  und feine Steuerbewegungen zu reagieren, machen die OK-Jolle zu einem höchst lebendigen Schiff.  Dich als Neueinsteiger fordert die Ok zunächst mit allen Sinnen, aber bereits  nach wenigen Segelmetern hast Du ganz sicher auch einen ersten Eindruck von dem großen Segelspaß der in Zukunft auf Dich wartet.
Ein paar Hinweise helfen Dir, gerade wenn Du zum ersten Mal und vielleicht ohne Anleitung mit dem Schiff unterwegs bist:
Such Dir einen Tag mit leichten, allenfalls mittleren Windbedingungen aus, vergiss nie die Schwimmweste, auch nicht bei wenig Wind!

w10pics2An der Kreuz ist die optimale Sitzposition möglichst weit vorne im Cockpit, bei ganz wenig Wind kann es erforderlich sein, das du innen auf dem Traveller sitzen musst. Bei Ausreitbedingungen rücke soweit es geht an das vordere Schott heran und stell die Länge der Ausreitgurte so ein, das Du bequem hängen kannst.
Maximal bis zur Mitte oder eine Handbreit weniger, weiter solltest du den Traveller nicht nach Luv ziehen.  Verstell den Traveller während des Segelns ruhig mal  und spüre die Auswirkungen auf den Druck im Segel,  die Höhe am Wind und  die Geschwindigkeit. Kannst Du den Druck bei mehr Wind nur mit Mühe halten, verstelle den Traveller nach Lee, schon geht es leichter.
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Zieh die Großschot bei Wind ruhig kräftig, damit der Mast sich biegen kann und das Segel flacher wird. Hast du viel Druck und kannst das Boot kaum halten, verstell den Traveller ganz nach Lee und zieh den Baum wenn möglich fast bis auf das Seitendeck.  Wenn du trotz vollem Einsatz beim Hängen immer noch zu viel Druck hast, fiere möglichst nicht das Großsegel auf sondern luve vorsichtig bis in den Wind an, bis sich ein  kleiner  Gegenbauch im Segel ausbildet. Schon lässt sich die IMG_1524Böe elegant überstehen.  Sei mit dem Anluven aber vorsichtig, damit Du nicht ungewollt eine Wende einleitest.
Keinesfalls solltest Du den Baumniederholer auf der Kreuz anziehen. Zwar ist dies auf vielen anderen Booten üblich, in der OK müsstest du aber vor jeder Wende den Niederholer lösen um unter dem Baum auf die andere Seite wechseln zu können.   OK-Segler regulieren die Biegung des Mastes auf der Kreuz  nur mit dem Zug an der Großschot.  Wenn Du ein bisschen Erfahrung hast merkst Du den Einfluss des Schotzugs  auf die Form des Segels und auf deine Geschwindigkeit. Die Schot ist unser „Gaspedal“.
Kontrolliere vor der Wende, dass der Baumniederholer wirklich nicht dicht gezogen ist und der Baum während der Wende die Möglichkeit hat zu steigen.  Im Moment der Wende fierst Du die Schot  einige Zentimeter, das Achterliek entspannt sich und Du kommst leichter unter dem Baum auf die andere Seite. Das geht nach einigen Wenden auch bei Dir schon von selbst als Teil des automatisierten Bewegungsablaufs.

Im Video siehst du die wichtigsten Manöver aufgenommen mit der GoPro von Simon Petersen (DEN 1375) aus Dänemark:

Auf dem Vorwind- und Raumschotkurs schlägt dann die Stunde des Baumniederholers. Schon bei mittlerem Wind wird auf dem Vorwindgang die Fahrt ohne Zug mit dem Baumniederholer äußerst ungemütlich. Bei aufgefiertem Segel  kann der Baum dann ansteigen,  im oberen Drittel des Segels bildet sich ein Bauch vor dem Mast und die OK fängt an zu geigen.Die Luvkenterung ist mit einer beherzten Gewichtsverlagerung allein dann häufig nicht mehr zu verhindern. Für den ersten Versuch gilt also: Niederholer zumindest handwarm anziehen, je mehr Wind desto dichter, Schwert nicht ganz aufholen sondern für den Anfang eine mittlere Position wählen, und Großschot soweit auffieren (anfangs maximal bis der Baum querab zur Schiffslinie steht) das du ein sicheres Gefühl hast und das Boot gut kontrollieren kannst.

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Deine Position im Boot auf dem Vorwind-Kurs  ist bei wenig Wind wieder vorne im Schiff auf dem Traveller sitzend.  Je mehr Wind desto weiter hinten kannst Du dich in der Mitte des Cockpits  oder, leicht nach Luv an die Hängebank angelehnt ,  positionieren.
In der Beschreibung klingt das alles kompliziert,  wenn Du aber Segelerfahrung auf anderen Jollen hast wirst Du von selbst die meisten Sachen richtig machen.

Im Video siehst du den 4maligen Weltmeister Nick Craig aus England (GBR 2150) im Wettkampfmodus:

So,  und jetzt rauf auf’s Wasser und viel Spaß mit Deiner OK-Jolle!