Frühjahrsregatta in Potsdam / Templiner See 24./25. Mai 2008
Segelst Du noch oder fluchst Du schon?
von Erik Bork 04.06.2008
Wie im letzten Jahr haben auch 2008 der USV und die SGS zur gemeinsam ausgetragenen Potsdamer Frühjahrsregatta gerufen. Da Jules Geburtstag diesmal schon die Woche vorher gefeiert wurde, war die gemeinsame Anreise erst auf Samstag angesetzt, was aber nicht heißt, dass ich Freitag mal ausspannen oder gar ausschlafen konnte, sondern er endete wie üblich mit einer feucht fröhlichen Potsdamer-Kneipen-Freitagabend-Tour. Auch Gregs Ham n´ Eggs zum Frühstück machten mich nicht wirklich wach und ich kam entsprechend müde beim USV an. Natürlich auch nicht als Erster wie letztes Jahr, na wenn das mal kein schlechtes Ohmen war! Da waren doch Einige deutlich schneller! Bei den Willmanns waren schon die Segel oben und auch Team Sachsen längst beim Abladen. Ich ging erstmal noch schnell melden und sehe da: Mit 15 Startern waren wir wieder stärkste Bootklasse.
Zur Eröffnung mussten wir diesmal nicht zur SGS, also gab’s doch kein Zeitproblem, die Veranstalter haben also dazu gelernt! So ging es dann ohne übermäßigen Stress aufs Wasser. Wind war leider eher wenig, von den angesagten 2-3 Bft. jedenfalls keine Spur. Die “Startlinie” wurde ausgelegt und dann mit dem Starten begonnen. Die Anführungszeichen stehen, weil man es nicht schaffte mit Backbord über die Linie zu gehen! Nicht, dass der Wind so gedreht hatte, nein, die Wettfahrtleitung war einfach nicht bereit die schiefe Linie mal zu korrigieren! Also fuhren Alle mit Bb die Line lang um dann beim Startsignal mehr oder weniger synchron zu wenden.
Jule und die Pummelfee hatten wie ich erkannt, dass es Links am ehesten einsetzte, nur leider so ihre Probleme mit dem Synchronisieren und kneuelten sich erstmal. Ich fuhr noch ein bisschen nach Links, um dann schön über dem Feld zu wenden, das sah schon mal ganz gut aus! Irgendwie ist der Templiner See aber ein ganz besonderer und so zogen plötzlich alle rechts unter Land versackten los und damit allen Anderen davon. Rainer führte mit 100m (unter “Schummel-Delfs!”-Rufen :-) dann kam Euli (!) mit der 590, danach Falk und Jule, ich reihte mich irgendwo im Mittelfeld ein und schaffte es, mich mittels genialem Leebogen gleich noch weiter nach hinten zu verholen. Na super! Also die nächste Kreuz einfach immer alle Dreher mitnehmen und den Streichwert verbessern. Das klappte ganz gut, ich war nach der zweiten Kreuz schon mal an Dreien vorbei. Nun auf der Vorwind schön nach dem Wind gucken, der kam links und da das keiner weiter mitbekam war ich wieder etwas weiter vorn. Das man aber auch so richtig schön abparken kann merkte Falk zuerst und lies sich sauber durchreichen. Zusammen mit Senstchen überholte ich ihn und war Vierter. Sogar vorn ging’s reihum, Rainer büßte nicht nur 300m Vorsprung ein, sondern auch gleich die Führung an die grußlos passierende Jule. Das letzte Dreieck änderte nicht mehr viel, also Vierter, Erinnerungen an letztes Jahr drängten sich mir auf…
Rennen zwei ging genauso los, denn die Startlinie war scheinbar festzementiert und lies sich einfach nicht verbessern, ich hab schon dran gedacht die Pin selbst zu verlegen, es dann aber gelassen, da man dafür sicher lebenslang von Herrn Fischer gesperrt würde. Also das Beste draus gemacht und nach dem Wind gesucht. Der war etwas konstanter und das lag mir schon besser, gleich hinter Jule kam ich oben an. Auf der zweiten Kreuz wendete ich mich an Jule vorbei, bei jetzt wieder auftretenden, kurzen 30 Grad Drehern geht das ja schell, noch schneller kommt man jedoch nach vorn, wenn man hier zuhause ist und den geheimen Revierwindplan mit dabei hat. Die Pummelfee zog ohne lästige Wenderei am rechten Ufer gleich an uns beiden vorbei und verschaffte sich auch noch ein 100m-Sicherheitspolster! So ging’s dann auch ins Ziel, Christian vor mir und Jule.
Jetzt kam, was zu jeder guten Nudeltopfregatta dazu gehört: Die Mittagspause! Das passte mir ganz gut, war ich doch hundemüde und wollte in der Gammelstunde mal das Bier Bier sein lassen und im Zelt ne Runde ratzen. Aber das schien echt nicht mein Wochenende zu sein, denn kaum waren wir am Einnicken tutet es und es hieß in 30 Min soll gestartet werden.
Wenigstens war jetzt Wind da und alle schnell am Start, es war sogar Hängen angesagt und Tilli freute sich auf seine ersten echten C-Mast Erfahrungen. Das erste Ankündigungssignal kam, nur für welche Klasse? Die Flaggen waren von der Linie aus jedenfalls nicht zu erkennen. Wie auch? Die lag ja schon wieder auf Halbwind! Irgendwann war klar, die Optis sollten starten, wären sie auch gern, aber da war der schöne Wind schon wieder absoluter Flaute gewichen, was aber nun nicht heißt, das nicht gestartet wird! Erst als das Optifeld zum Startsignal der nächsten Klasse immer noch auf der Startlinie dümpelte fiel er Wettfahrtleitung auf, dass da irgendwas komisch ist und brach unter anerkennendem Beifall ab. 10 Minuten später ein neuer Versuch, diesmal durften wir zuerst, vielleicht lag’s ja doch nur an der Bootsklasse???
Zum Glück kam dann doch wieder leichter Wind auf und wir starteten was die Linie hergab! Die Marke 1 war sogar dem Wind gemäß verlegt worden und wir konnten uns über eine richtige Startkreuz freuen. Ich mich besonders, denn ich war als Erster oben angekommen, danach Jule und die Sensenmänner. Na das stimmt doch versöhnlich, 40 min konnte ich mich über den stetig wachsenden, sicheren Vorsprung freuen, genau bis 300m vor dem Ziel. Da machte der Wind wieder Kapriolen, schlief erst völlig ein und setzte dann von hinten ein! Hallo, auf der Kreuz? Wie geht das denn? Als ich mich das grad fragte, fuhr Jule schon jodelnd an mir vorbei und die beiden Sensenmänner kamen mit halbem Wind aufs Ziel zu gerauscht. Meine nächsten Sätze sind erstmal der Zensur zum Opfer gefallen „arrrg *+##$##**+??!!!’###!“ Ich hab voll den “Hartmann” gegeben (also verbal, Materialschäden gab’s nicht) und ich war erstmal pappesatt!
Beim Reinfahren kommentierte Dieter meine offenkundige Templiner-See-Kritik mit: „ Na der See ist doch gar nicht so schlimm, da lernen meine Studenten doch sogar Segeln!“ Klar Dieter, ich hab in Zeuten Segeln gelernt und da sind die Bedingungen oft noch viel lustiger, es ist ja auch egal ob der Wind mal von hier oder da kommt, wenn man nur so rum fährt. Aber wir wollen hier fair Regatta segeln! Das hier ist keine Gaudiregatta wie in Werder sondern eine Ranglistenwettfahrt (oder soll so was sein). Am Samstag hat es in jeder der 3 Wettfahrten ausreichend Gründe zum Abbrechen gegeben, aber die Wettfahrtleitung scheint das absolut nicht zu interessieren.
Um so fleißiger waren wieder die Helfer an Land und haben sehr nett beim Trollysortieren mit angefasst. Auch für das leibliche Wohl war wieder sehr gut gesorgt. Und beim ersten Bierchen stieg auch die Stimmung wieder deutlich an. Später ging’s dann rüber zur SGS, da war auch schon das Grillerchen am laufen und die Terrasse gut besucht. Die „Rolling Home“ Siegerehrung fand gleich statt, leider sind die OKs ja von dieser Yardstickwertung ausgeschlossen, sonst hätte sich da sicher schon einer von uns über einen Präsentkorb freuen können.
Da wir am Sonntag nicht extra zum Frühstück marschieren wollten, sind Euli und ich dann noch mal nach Potsdam reingefahren und haben für die Frühstücksrunde Brötchen nebst Zubehör geholt. Nach dem todmüde-ins-Zelt-Fallen sind wir dann einfach nicht mehr zum wieder Rausrollen gekommen. Daher kann ich hier nur die Bericht über den weiteren Abendverlauf wiedergeben: Keine besonderen Vorkommnisse, oder passend zum „Towel Day“: Mostly harmless!
„Naturlärm“ weckte uns dann recht früh am nächsten Morgen, man muss schon sagen, es ist verdammt schön in Hermannswerder. Die Piepmätze piepen, die Frösche quaken und die Blätter rauschen!?! Also doch mal windiger heute? Tatsächlich war über Nacht Wind aufgekommen, also so in etwa 3 Windstärken, was aber schon mal eine deutliche Steigerung gegenüber gestern wäre. Nach einem sehr gemütlichen Frühstück am Willmannschen Frühstückstisch (man Bernte wie schläfst Du überhaupt jemals wieder bei DER Kaffeedosis?) machte ich mich an die Montage der „OKtionCam“ an meinem Boot und Dank tatkräftiger Mithilfe war die dann auch irgendwann einsatzfähig. Ich sag nur „The winner tapes it all!“
Beim Rausfahren noch mal überlegt wie denn eigentlich die Wertung aussieht. Jule hat mit zwei Ersten und einem Dritten die Führung, Senstchen mit 1, 3 und 4 war punktgleich mit mir (4, 2, 2) aber wegen der besseren Einzelplatzierung Zweiter. Also hat Jule das Ding so gut wie gewonnen, wenn es nicht mit einem Sieg für die Pummelfee und Jule zwei Plätzen dahinter ausgeht. Wie auch immer, ich wollte einfach mal nicht Gesamt-Dritter werden und das geht am besten, wenn man das letzte Rennen gewinnt :-)
Der Wind kam heute mehr von Osten und das hieß der Kurs liegt quer zum gestrigen und ist als Rechtskurs zu segeln. Dazu hat wohl jemand den Halbwind-Bann der Startboje gebrochen und die Linie war fast neutral ausgelegt! Na wenn das mal keine schönen Bedingungen sind! Wie der Start genau ablief könnte man sich jetzt in Youtube ansehen, wenn denn der Upload nicht ständig daneben gehen würde. Ich hab leider nur zwei der acht Teile hochladen können (in der Suche „OK Jolle“ eingeben). Die anderen gibt’s dann aber wohl bald auch in originaler Auflösung auf ok-jolle.de zu sehen.
Verbal beschrieben, war die Pin leicht bevorteilt, aber der große Haufen wollte doch unbedingt mal am Schiff starten, vielleicht wegen Entzugserscheinungen nach den gestrigen Halbwindstarts? Sensti stellte sich auf halbem Weg zur Pin in Lee von mir auf, ich machte die Lücke dann wieder etwas größer und 20s vor dem Start fand plötzlich Tilli genau die Lücke schön offen vor. Da hat das Training in Rerik wohl gefruchtet, in dem Moment fand ich das zwar nicht so prickelnd, aber mit einem kurzen Verholer Richtung Schiff hatte ich dann wieder genug Platz zum Fahrtaufnehmen.
Nach dem Start dann wieder allgemeines Wenden auf Steuerbord, nur Harti und Bernte zogen noch ein Stückchen nach Links und lagen damit genau richtig. Es setzte trotz Ufernähe dort drüben kräftig ein und die Beiden waren auf und davon. Dahinter ging ich auf den Raumkurs gefolgt von Senstchen und einem kleinen Pulk. Na das sah doch schon mal nicht übel aus! Ich folgte Bernd, mit seinem Schreiber/Gerlach/Oder??? (jedenfalls nicht gerade Raumrenner) würde er meinen Hein sicher bald im Nacken haben. Harti fand eine schöne Bö und war erstmal außer Sichtweite. Nach der Halsentonne hatte Bernd dann noch mit seinem Schotkneul zu kämpfen und ich glitschte in Luv durch. Harti ging als Erster ums Leefass und dann nach Rechts, weil er da einen deutlichen Dreher bei den Ixylons sah. Ich fuhr nach Links, denn Hinterherfahren ist ja nicht so clever, aber nur 10m wegen der vom Land ausgehenden Abdeckungsgefahr. Das Land schien aber aus luftdurchlässigen Bäumen zu bestehen, denn Senstchen und Jule kamen von noch weiter Links angeprescht und es drehte auch noch zunehmend nach Links. Das Ergebnis war, dass Harti Rechts völlig versackte und Senstchen knapp vor mir auf die Vorwind ging, hinter mir dann gleich Jule.
Und…, den Zwischenstand noch im Kopf? Die Pummelfee führt und Jule ist Dritte, das gefiel Senstchen mit Ausblick auf den Gesamtsieg sehr gut! Für mich bedeutete das Schreiberlingsplatz, das hieß also unbedingt wieder an Christian vorbei! Er ging wieder direkt nach Links Jule mit Ihm, also wendete ich sofort. Wer weiß, hier war ja Alles möglich! Kurz danach konnte ich die Luvmarke plötzlich anliegen, die beiden Links hatten schon Überhöhe. Oben reihten wir uns in der gleichen Reihenfolge wieder ein. Jule schaffte es auf dem ersten Raumschenkel (der zur Vorwind mutierte) sich in die Innenposition vorzuarbeiten und ging damit als Erste auf die zweite Raum. Jetzt war sie also wieder auf Siegeskurs, ganz schön spannend das Ganze!
Überholen war auf der nun sehr spitzen Halbwindstrecke natürlich nicht drin, schon gar nicht Jule, aber in der Heckwelle festkrallen ging ganz gut. Also sollte die Zielkreuz wohl entscheiden, wer nun gewinnt, schreiben muss oder Zweiter wird. Jule wollte wieder links bleiben und Christian wendete sofort nach Rechts, damit blieb mir nur ein kurzer Verholer auf Stb um dann wieder nach Links zu gehen. Da kam dann aber erstmal gar nichts, statt dessen zog Senstchen in einem Windfeld in der Mitte los, in das ich nicht reinkamen um ihn zu unterwenden. Also doch wieder auf den Linksdreher warten? Nö, brauchte man gar nicht, denn den hatten Dieter und Walter der Maurer grad voll abgefasst, wo auch immer sie herkamen, als mich die beiden passierten war ich irgendwie nicht mehr motiviert genug um einen Fünften Platz ins Ziel „zu retten“. Jule wurde hinter der Pummelfee Zweite und hatte somit dem Gesamtsieg, ich machte mich schon mal auf den Heimweg, vielleicht würde ich ja wenigstens beim Reinfahren mal gewinnen ;-)
An Land machte Harti sich erstmal Luft, über den See, die Wettfahrtleitung und überhaupt. Auch wenn er damit ja schon manchmal daneben lag, ich konnte nur zustimmen! Für seinen See kann ja niemand was, aber wie eine Startlinie liegen sollte, man den Kurs so platziert, dass die Luvtonne nicht immer am Ufer scheuert und wann man unbedingt abzubrechen hat, haben wir schon so oft angesprochen. Sogar wirklich konstruktiv formulierte Hilfestellungen hat Jan Fischer dazu von mir erhalten, aber da scheint man gegen eine Wand zu sprechen! So kann ich das „Glückwunsch trotzdem!“ bei der Siegerehrung von ihm nur als Ironie verstehen. Lächelnd nicken konnte ich dann aber auf Eulis Satz hin: „Na bei dem Pokal kannst Du ja nur froh sein, nicht gewonnen zu haben!“ Haha, das Ding hat den Charme einer 50er-Jahre Blumenvase. Viel Spaß Jule beim Verstecken der Trophäe in Eurer Loft!
Nach nämlicher, endlos langer Siegerehrung (da ist alles bestens gelaufen, das Landprogramm scheint wichtiger zu sein als das was auf dem Wasser passiert) haben wir uns dann noch die Filme der ja bei mir montierten Kamera angesehen. Wie sich nun herausstellte war die Aufhängung noch recht windempfindlich und zappelte sehr, aber das habe ich mittlerweile schon verbessert, damit man beim Betrachten der nächsten Filmchen nicht mehr seekrank wird :-)
Mein Fazit für dieses Wochenende sieht wie folgt aus: Hermannswerder ist einfach klasse, um mal richtig in der Natur zu entspannen! Nur was eine gute Regatta betrifft, sollte man sich nicht allzu viele Hoffnungen machen. Da muss unbedingt auf Seiten der Wettfahrtleitung mal was passieren, sonst wird sich der eine oder andere zweimal überlegen noch mal da hin zu fahren!
Euer Erik mit ch GER-695
ergebnisse
1 GER 699 Hofmann Juliane 1 3 1 2
2 GER 710 Senst Christian 3 1 4 1
3 GER 695 Bork Erik 4 2 2 DNF
4 GER 716 Senst Dieter 5 7 3 3
5 GER 745 Pospiech Rainer 2 4 7 DNC
6 GER 577 Kaminski Yves 6 6 9 4
7 GER 659 Hagemann Falk 7 5 5 6
8 GER 660 Willmann Bernd 12 8 11 5
9 GER 404 Willmann Tobias 9 11 6 9
10 GER 120 Hartmann Christian 13 10 8 8
11 GER 640 Marchot Sven 10 13 10 10
12 GER 189 Graßmel Reinhard 11 9 12 11
13 GER 160 Wirbeleit Cornelia 8 12 14 12
14 GER 570 Arlt Karsten 14 14 13 7
15 GER 143 Wirbeleit Till 15 15 15 13