Heißgetränke und Waffeln

Grand Slam 2022

von Maik Westfehling 31.12.2022
Die Vorfreude auf ein Regattawochenende (04./05.11.2022) half den Fingern bei ihrer dilettantischen Arbeit auf der Tastatur. Gleich war das Tagewerk vollbracht und der Dienstrechner konnte in den Feierabend geschickt werden. Und dann ging es auch schon los. Bevor das Reiseziel für dieses Wochenende anvisiert werden konnte, musste noch kurz das Sportgerät abgetakelt, verpackt und verladen werden. Noch einmal wurden die Finger gefordert, dann gab das Navi den Weg vor. Das Ziel war der von mir bisher nicht bereiste Deutsch-Britische Yacht Club an der Unterhavel in Berlin.

Mit jedem gefahren Kilometern wurde die Sorge um eine mangelhafte Ladungssicherung geringer, wobei sich langsam eine gewisse Anspannung hinsichtlich der frühen Dämmerung in Verbindung mit dem unbekannten Vereinsgelände einstellte. Nachdem der Weg kurz vor der Ankunft auf Grund von stumpfsinnigem Vertrauen in die Technik noch ein wenig korrigiert werden musste, wurde schnell klar, dass weder das fehlende Tageslicht noch der bisher dunkle Fleck auf der persönlichen Landkarte eine unbezwingbare Herausforderung darstellen sollten.

Direkt bei der Auffahrt auf das Vereinsgelände wurde man herzlich willkommen geheißen und bekam alle notwendigen Informationen, um sich zurechtzufinden und einzurichten. Künstliche Beleuchtung ließ einen das Tageslicht nicht vermissen. Schnell war ein Grundstück auf Zeit für den rollenden Zweitwohnsitz gefunden. Die Lage direkt am Clubhaus sollte sich am Ende der Veranstaltung allerdings noch als semi-optimal herausstellen. Anschließend ließ sich die Jolle ohne zu murren entpacken und in einen einsatzbereiten Zustand versetzen. Ein ruhiger Platz neben ein paar Artgenossen musste auch nicht lange gesucht werden. Von den Eigner:innen war aber leider weit und breit nichts zu sehen. Ein negativer Trend konnte zwar zuletzt der Meldeliste entnommen werden, aber es sollte doch
hoffentlich wenigstens ein kleines Feld zusammenkommen. Ich entschied mich für einen Rückzug ins Wohnmobil, um dort nach einem kleinen Imbiss frühzeitig in die Welt der Träume zu entfliehen. Meine kleinen Mädels gestehen meiner Frau und mir zwar mittlerweile regelmäßig ununterbrochene längere nächtliche Schlafphasen zu, aber die Aussicht auf eine volle Mütze Schlaf ohne Bewegungseinschränkungen übte dann doch einen unwiderstehlichen Reiz aus. Ichmöchte mich an dieser Stelle bei meiner Familie und insbesondere bei meiner Frau für das freie Wochenende bedanken. Vielen Dank!

Der nächste Morgen begann entspannt und tatsächlich trafen dann auch nach und nach ein paar bekannte Gesichter ein. Mit ein wenig mehr Ausdauer hätte ich wohl auch am Vorabend noch den einen oder anderen begrüßen können. Nach ein paar Gesprächen und den notwendigen Vorbereitungen für den Spaß auf dem Wasser wurde die Gemeinschaft der Teilnehmenden von den Vertretenden des ausrichtenden Clubs begrüßt und mit letzten Informationen für die anstehenden Rennen versorgt. Das Umziehen ging ich dann doch etwas zu entspannt an, so dass ich irritiert feststellen musste, dass die anderen OK-Jollen bereits auf dem Wasser waren. Der Grund für diese Eile wurde mir dann aber recht schnell klar, als ich die Horde der International 14 erblickte. Auch wenn es manchmal eine Herausforderung darstellen kann unser Sportgerät zu Wasser zu lassen, so scheint es bei diesen Zweipersonen-Skiffs ungleich schwerer zu sein. Als dritte Klasse bei dieser Veranstaltung teilten sich übrigens die Europe’s mit uns eine Bahn. Die Skiffs drehten ihre Runden auf einer separaten Bahn. Nun hieß es also Beeilung. Es ging aber alles gut. Auch Dank des grandiosen Supports der Helfenden lag das Bötchen bald im Wasser und gemeinsam erreichten wir die Startlinie noch rechtzeitig. Die Bedingungen waren eher schwachwindig mit vielen Drehern. Wenn ich mich recht erinnere legte der Wind bei einer Luvtonnenrundung auch mal ein Nickerchen ein.

Im Großen und Ganzen konnten die drei Wettfahrten des ersten Tages aber gut gemeistert werden. Erwähnenswert ist vielleicht noch der Wechsel von dem Dreiecks-Kurs im ersten Rennen zu dem Up-And-Down-Kurs im zweiten Rennen. Das Spannende war, dass es plötzlich eine Ablauftonne gab und diese natürlich auch gerundet werden musste. Der Umgang damit war vielfältig. Sowohl kostspielige Korrekturen als auch vehemente Ignoranz konnte beobachtet werden. Am Ende lief dann aber doch alles in geordneten Bahnen.

Nach der Segelei gab es zwar kein Stegbier aber dafür Heißgetränke und Waffeln. Es gab also keinen Grund für Beschwerden. Kulinarisch wurde der Tag von Nudeln mit vegetarischer oder nicht-vegetarischer Soße abgerundet. Beim anschließenden Rahmenprogramm waren die OK-Jollen-Segelnden nur spärlich vertreten. Dennoch hatten die Anwesenden ihren Spaß. Ich muss gestehen, dass ich dann auch früh eingeknickt bin. Eigentlich wollte ich nur meine Familie kontaktieren. Der Käfig auf vier Rädern hat mich dann aber nicht mehr aus seinen Fängen entlassen. Am nächsten Morgen sprang ich elegant und vor allem rechtzeitig in meine Segelklamotten, um mich dann aufs Wasser und zur Regattabahn zu begeben. Der Wind wehte am zweiten Tag etwas stärker und aus einer anderen Richtung.
Hinsichtlich der Dreher gab es keine nennenswerten Veränderungen. Es ist mir zwar etwas peinlich, aber ich möchte nicht verschweigen, dass ich aus den Ereignissen des Vortags eine wichtige Sache nicht verinnerlicht hatte. Nach der ersten Luvtonnen-Rundung des Tages konnte ich es wohl nicht erwarten zum Gate zu kommen. Lediglich die Nachfrage eines Mitstreiters, ob ich denn die Ablauftonne gerundet hätte, ließ mich bewusst werden, dass aktuell die Anforderungen des Up-And-Down-Kurses berücksichtigt werden mussten und ich kläglich versagt hatte. Zähneknirschend musste ich also wieder aufkreuzen und meinen Fehler zu bereinigen. An dieser Stelle möchte ich einen weiteren Dank aussprechen. Ich danke dir, Henry, fürs Bescheid geben und ich habe natürlich volles Verständnis dafür, dass du es gefühlt erst Mitte des Vorwindgangs getan hast (Augenzwinker-Smiley).

Ansonsten bleibt zu berichten, dass das mit dem Zählen immer eine solche Sache ist. So waren sich im Anschluss ans zweite Rennen drei Segler nicht sicher, ob tatsächlich bereits die erforderlichen vier Runden absolviert worden waren. Kurzentschlossen ging es nochmal rund um den Kurs. Am Ergebnis änderte dies nichts, denn die Start- und Zielschiffbesatzung und übrigens auch das restliche Feld waren sich absolut sicher, dass das eine nicht erforderliche Extrarunde war. Auf die Nennung von Namen verzichtet ich an dieser Stelle aus Diskretion. So ging der seglerische Teil des diesjährigen Grand Slams zu Ende.
Und an Land waren nun die meisten mit den Vorbereitungen für die anstehende Rückreise beschäftigt. Das rege Treiben wurde lediglich kurz von der Preisverteilung unterbrochen. Bei uns wurde der Titel des Berliner Meisters verliehen, mit dem Greg sich nun schmücken darf. Herzlichen Glückwunsch! (Alle weiteren Ergebnisse können der Ergebnisliste entnommen werden.)

Abschließend bleibt mir zu berichten, dass der von mir gewählte Stellplatz für mein Wohnmobil auch eine Schattenseite hatte. Ich stand zwar in erster Reihe zum Clubhaus, aber zwischen mir und der Ausfahrt war der gesamte Parkplatz mit anderen Fahrzeugen zugeparkt. Nach zähen Verhandlungen und einer kleineren oder vielleicht auch etwas größeren Umpark-Aktion, konnte auch ich die Heimreise antreten. Zukünftig sollte ich wohl mehr als einen flüchtigen Gedanken auf die Parkplatzwahl verwenden. Ich hoffe, dass ich wenigstens diese Erkenntnis verinnerlichen kann. Unabhängig davon steht fest, dass ich die Regatta sehr genossen habe. Das Segeln hat Spaß gemacht. Die Teilnehmenden auch der anderen Klassen waren nett und entspannt. Die Organisation war super. Wenn es in der nächsten Saison passt, werde ich wieder teilnehmen.
Ich freue mich schon sehr auf die kommende Saison. Ein paar Regatten habe ich bereits ins Auge gefasst. Ich würde es großartig finden, wenn ich im nächsten Jahr viele von euch auf meinem Heimatrevier dem Ratzeburger See begrüßen dürfte. Die Frühjahrsregatta findet Anfang Juni im Segler-Club Hansa, einem benachbarten Segelclub meines eigenen Vereins, statt. Ansonsten wünsche ich euch frohe Weihnachten und einen guten Start ins neue Jahr.
Viele Grüße, Maik (GER 17)

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