von Juliane Hofmann 01.06.2015

Alles steht zur Eröffnung bereit (Einer sitzt)

Wenn frau ein Kind bekommt, ändert sich alles. Aber manches bleibt. Komme, was wolle. Regattasegeln muß für mich auch mit Baby gehen. Wo sonst kann man sich mal so richtig den Kopf durchblasen lassen, wenn nicht auf dem See beim ewigen Kreisen um die Tonnen? Auf Arbeit ist mein Baby ja auch immer mit dabei und bestimmt den Tag. Zum Glück habe ich einen Mann, der es klasse findet mit auf Regatta zu fahren, den ganzen Tag unsern kleinen Frieder zu betuddeln, wozu er in der Woche keine Zeit hat, und generell der (Frei)bierkultur zugetan ist, während ich mich an Fenchel-Anis-Kümmel-Tee halte. Und so kommt es, daß Frieder erst dreieinhalb Monate alt ist, ich aber schon vier Regatten in zwei Bootsklassen segeln konnte. Danke Jens ***!

Letzte Schnellfütterung

Also ab nach Rangsdorf zum Karpfenteich des Genossen Beamten Bork.
Das vierköpfige Support-Team (mein Mann hat auch noch zwei größere Kinder, die 14tägig da sind), einen Haufen Campingzeug und alles fürs Baby….. paßt wie ein Wunder in den Daci. Angekommen suche ich zuerst den Kühlschrank. Nicht um wie früher ein Bier zu entnehmen, nein, die mühsam unter der Woche abgepumpte und nun tiefgefrorene Muttermilch muß sicher deponiert werden für die nächsten zwei Tage. Sonst kann die Mutti an Land bleiben. Das Boot mit dem seit drei Jahren nicht mehr benutzten weicheren Mast ausstatten (wiege neuerdings unter 60 kg), halb ab in den Trockenanzug, nochmal schnell stillen und raus geht’s.

Frisch durchgepustet

War im letzten Jahr Flautenschieben angesagt, hackt es jetzt aus südlichen Richtungen und Drehern aus unterschiedlichen Richtungen. Da Greg noch bei den FinnMasters in Kavala/ Griechenland ist, steht die Frage: wer kentert nicht und siegt dafür? „Neuzugang“ Deutschi, bekannt aus Finn und Ixylon, mit vom Dissel frisch restauriertem „KugelSchreiBär“ GER 234 freut sich seines für das Wetter passenden Körpers. Auch Charly, frisch aus der Nachtschicht, schüttelt vorfreudig den Pelz. Wir andern setzen auf die Überholspur beim Halbwindfliegen. Nach sportlichen drei Rennen liegt Rainer in Führung, gefolgt von Erich und mir! Dabei segeln wir Dreieck, Bockwurst, Dreieck, Ziel, es hat also genug Kreuzen, aber die Halbwindschläge sind auch schön lang. Falk hat ausgiebig gegründelt, Ute hat aufgegeben, Charly, Hartmann und Euli mußten abgeborgen werden. Der Schlick ist hartnäckig im Teich und kommt schon nach 1,5m. An Land wird die halbe Flotte abgeriggt, es gilt Masten zu spülen und Kuchen zu essen. Ich geh stillen statt klugschnacken. Am liebsten würde ich gleich im Auto liegen bleiben, aber Frieder wurde den ganzen Tag schlafend von seinen Geschwistern im Wagen rumgefahren und freut sich jetzt auf die Mutti.

Drei Viertel des Supportteams

ChilliConCarne steht auf dem Speiseplan – nichts für stillende Mütter, aber Dank Euli und Kerstin, die mir eine „Extrawurst“ braten, bekomme ich auch ein leckeres Abendbrot. Der Abend klingt geruhsam aus bei filmischer Auswertung aus Perspektive von Erichs Heck und gitarrengezupftem Selbstgedichteten. Gern würde ich noch einfach so mal dasitzen, aber Frieder ist nun doch des Wagens müde und will ins Bett. Mit sieben Grad wird es eine verdammt kalte Nacht. Ich wache besser alle Stunde auf um zu prüfen, ob Frieder auch ja warm genug ist. Ihm geht’s super, er schläft mit kurzer „refill“-Unterbrechung bis um
sieben durch.

Das andere Viertel als Siegerehrungsvertreter

Die Sonne gibt schnell ihr Bestes, das Frühstück ist schon bereitet, der Wind hat etwas nachgelassen, doch die Dreher sind wieder mal speziell. Noch zwei Rennen stehen an und Falk, Erich und Rainer kämpfen hart um die Platzierungen. Ich halte mich etwas zurück und stürze mich am Ende auch noch in den See, weil der Hartmann bei meinem Überholversuch einen Touretteanfall bekommt und ich mich tierisch erschrecke. Irgendwie bin ich ganz schön fertig. Wie hab ich das früher bloß gemacht, als ich noch die halbe Nacht gesoffen und/ oder getanzt habe?

Zur Siegerehrung schaff ich es nicht. Beim Stillen eingeschlafen. Jens vertritt mich.

Glücklicher Sieger und zufriedene Platzierte

Herzlichen Glückwunsch an Rainer, der endlich seine falsche Bescheidenheit aufgegeben hat und seine zweite Ranglistenregatta gewinnt. Und weil Hochsaison in der Segelmacherei ist und mein Baby auch jeden Tag mehr unterhalten werden will, freu ich mich wie Bolle, jetzt auch noch den Bericht zu schreiben zu dürfen, da Falk seinen ja schon am Müggelcup ersegelt hatttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttttt ups, beim Bericht schreiben eingeschlafen.

Viele Grüße
von Jule

Da Jule ja reichlich mit dem Sozialteil beschäftigt war, ergänze ich in Absprache mit ihr ein wenig den seglerischen Teil:
Im Vorfeld der Regatta hatte ich schon Bedenken, dass wir die Rangliste voll bekommen. Letzendlich waren immerhin 15 Boote am Start, davon zwei Umsteiger, für die die Bedingungen dann schon eine echte Herausforderung darstellten. Selbst die “Alten Hasen” hatten mit den Elementen zu kämpfen, auch mich hat es im dritten Lauf, in Führung liegend (wann sonst?) erwischt. Mit der üblichen Extrabö während der Halse legte ich mich schön auf die Seite und konnte zusehen, wie Rainer und Jule mich überholen. Das Ganze gab es dann abends, von der Heckkamera in HD dokumentiert, auf der Leinwand zu bewundern, immerhin mit respektvollen Kommentaren zur Aufrichtgeschwindigkeit :-)

Der samstägliche Zwischenstand wurde nach dem ersten Lauf am Sonntag noch spannender: Jule und Falk fast punktgleich im Kampf um den Dritten, Rainer und meinereiner punktgleich mit zwei Ersten und zwei Dritten im Siegerwettstreit. Entscheidung also im allerletzen Lauf! Rainer hat der Einfachheit halber noch einen Sieg eingefahren, dahinter ich und dann Falk. Knapper geht’s wirklich nicht! Ein absolut verdienter Regattasieg für unseren Rainer P. aus B. – freudig nahm er dann zur Siegerehrung den Pokal entgegen, nicht weniger freute sich Till über seinen 7. Platz nach längerer Segelpause. Überhaupt nur strahlende Gesichter ringsum, was gibt es Schöneres für einen Veranstalter? Vielen Dank möchte ich noch Ronny Richter für die wirklich gute Wettfahrtleitung sagen, wie auch allen Helferlein für die Hilfe im Vorfeld und während der Regatta! Es war eine rundum gelungene Veranstaltung und wir sehen uns in drei Wochen bei Charly am Seeschlösschen zum sicherlich wieder schönen Gardenacup.
Erik mit ch