Kieler Woche 2008

Kieler Woche / Kieler Förde 21.-24.06.2008

  – alles nur geträumt?

von Thomas Glas  23.09.2008
Wisst Ihr eigentlich was für Glückspilze wir sind! Was für ein Glück, keine olympische Bootsklasse zu sein! Wie langweilig ist doch der olympische Teil der Kieler Woche. Kein Gedränge im Hafenvorfeld, keine Party an Land, leere Backfischbuden, mehr Motorboote als Segelboote im Wasser. Das ist wie Kiel im Winter, wie – naja – wie Kieler Woche ohne Telefonzelle, ohne After Sailing Bier, ohne Bericht – unvorstellbar!

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Telefonzellenlocation

Nun aber für alle Daheimgebliebenen zum Geschehen: natürlich wurde die Kieler Woche durch die mittlerweile traditionelle Freitagabendtelefonzellengrillparty eröffnet. Leider weiß ich davon nichts zu berichten, da ich ein wenig Schlaf nachholen musste. Es sind diesmal keine Ausschreitungen durch den Parkplatzwächter oder Anwohner überliefert. Am nächsten Morgen war dafür ich derjenige der einen dicken Kopf hatte. Gut dass wir einen leibhaftigen Doktor dabei haben: ein paar lustige Pillen abgeholt und schon war wieder alles schön. Was für ein Glück dass wir keine olympische Bootsklasse sind – steht das Zeug auf der Dopingliste?

Das Segeln gestaltete sich dafür wie von Schmiddi im Vorfeld angekündigt: bei Kaiserwetter. Sonne und Wind. Der sogar aus allen Richtungen – für jeden war bestimmt mal ein Dreher dabei. Gesegelt wurde wie immer vor der Steilküste vor Bülk. Dabei teilten wir uns mit den Contendern und den Piraten die Bahn. Da Inner- und Outer Loops gesegelt wurden gab es zum Glück kaum unliebsame Begegnungen, zu meinem Leidwesen jedoch auch keine Raumschotkurse. Nach dem Segeln wurden wir wieder mit etwas belohnt, um das uns so viele beneiden: das After Sail Bier an der Rampe. Drei Wettfahrten boten genügend Stoff zur Nachbereitung. Depp des Tages war nicht zum ersten Mal der Wetterfrosch: seine Ankündigungen gingen mal wieder komplett daneben.

 

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Schieben statt Segeln

Die diesjährige Kieler Woche sollte uns noch eine Neuerung bescheren: eine feste Startzeit. Start Sonntag Punkt 11:00. Es kam wie es kommen musste: die Hälfte (auch ich) war zum Startschuss nicht rechtzeitig am Start. Als Ausrede kann ich immerhin anführen: es war flau. So flau, dass die Verspätung am Start nicht weiter ins Gewicht fiel und so flau, dass die Wettfahrt nach der zweiten Kreuz gezeitet wurde. Mit vier Wettfahrten der Streicher sicher – ein Glück für so manchen…Plötzlich aufkommender Wind bescherte uns beste Binnenseebedingungen mit lustigen Winddrehern und -löchern. Anlass genug für den einen oder anderen sein Punktekonto weiter aufzufüllen.

Das Hafenrace litt unter vollkommen eingeschlafenem Wind. Trotz eines offensichtlich nahenden Gewitters sahen sich die meisten Mobos nicht genötigt, mal einen Schlepp aufzumachen. Ergebnis: einige wurden von der folgenden Gewitterbö noch auf dem Wasser oder – schlimmer noch – im Hafen kalt erwischt. Gerissene Segel und kaputte Lümmelbeschläge waren die Folge. Fünf Minuten später war der Spuk vorbei und wir konnten zur Tagesordnung übergehen: Hafenbier. Besprechungsstoff gabs natürlich genug. Außer Fussi am Abend und dem großen Zittern vor dem nächsten Tag („Habt ihr schon gehört – morgen kommt Stum!“) kann ich nichts Besonderes berichten.

 

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Heute keine Wettfahrt

Nächster Morgen: irgendwas rüttelt am Bus. Irritierter Blick aus dem Fenster: es ist der Wind… Herrje, das kann ja was werden – Erinnerungen werden wach: Polen letztes Jahr, haushohe Wellen, fliegende Kühe und Haie sollen auch gesichtet worden sein. Weichei Nr.1 zieht sich die Decke nochmal höher über den Kopf… Aber Petrus hat ein Einsehen, legt nochmal ne Schippe drauf und bewegt die gestern noch gnadenlose Wettfahrtleitung zum Einlenken. Heute keine Wettfahrt, also alles entspannt. So verbringen wir den Tag mit der Förderung unserer Kernkompetenzen: Pennen, Klugschnaken, Fressbuden abklappern, Klamottenstände besichtigen, trainingswütigen Olympioniken zugucken, notwendige Reparaturen am Boot vergessen und auf die OK-Party am Abend vorbereiten.

Die OK-Party – eine echte Konstante im Leben des OK-Seglers. Alles was wichtig ist oder sich dafür hält, versammelt sich beim TSVS, lauscht gespannt Peits Worten – um dann das immer gleiche Buffet zu stürmen. Das alles natürlich nicht ohne die intensive Aufarbeitung der Geschehnisse des Tages. Da diese nun weitgehend ausgeblieben waren, hatten wir genügend Gelegenheit, die anwesende Presse zu interviewen. Diese hatte sich in Form von Ralf Abratis in das Teilnehmerfeld gemischt, um täglich Berichte seiner Selbsterfahrungstrips direkt von der Bahn auf Papier zu bannen. Sehr schön! Ein weiteres Highlight ist sicher das OK-Buch Completely OK von Robert. Ein echter Knüller und sicher ein Muss für alle die noch kein Buch besitzen und für die die schon eins haben.

 

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überglücklicher Sieger

Dienstag – letzter Tag: die Wettfahrtleitung macht Ernst und hat den Start auf menschenunwürdige 10:30 vorgeschoben. Nur den Dänen konnte wieder nicht schnell genug gehen und so treffe ich noch vor dem Frühstück Jörgen bereits umgezogen an. Immerhin: auch für mich hats noch locker bis zum Start gereicht, denn es ist wieder Kaiserwetter: Sonne und Wind. Ach ja: den sogar wieder aus allen Richtungen. Ich will Euch hier Details ersparen – nur soviel: drei Wettfahrten, Black Flag und eine Menge Frühstarts. Das gab für den einen oder anderen nochmal volle Punktausbeute – und zum Glück auch einen zweiten Streicher. Kenterkönig war eindeutig Onkel Olli: Luvkenterung an der Luvtonne in aussichtsreicher Position und weils so schön ist das gleiche beim Hafenrace noch einmal – so wird das nichts mit der Titelverteidigung.

Den dicken Pokal durfte ein überglücklicher Thomas Hanson-Mild mit nach Hause nehmen – völlig verdient, eine super Serie ohne Ausrutscher. Nick landete nur auf Platz drei – ob er vor der WM schon alles gezeigt hat? Überraschend stark war Team Polen mit drei Booten unter den ersten zehn. Das lässt auf eine spannende WM hoffen. Bevor Kiel wieder in den langen Winterschlaf fällt, werden noch eine Handvoll olympische Bootsklassen gestartet – keine überfüllten Klos, keine Parkplatznot aber auch keine bunten Segel, keine lustigen Feiern, keine sinnlosen Radiosondenaufstiege, kein Hafenbier. Bis zum nächsten Jahr (Treffpunkt Telefonzelle)

Thomas

 

 

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