Einfach kann doch Jeder…
von Cornelia Wirbeleit 16.05.2017
Wie in den vergangenen Jahren schon oft ging dem „Goldenen Beil“ auch diesmal das Bangen um die ranglistengerechte Teilnehmerzahl voraus. Dass die Jollen einiger der infrage kommenden Segler in den Container nach Barbados geschichtet waren und Rainer P. sich nach Medemblik aufgemacht hatte, machte die Lage nicht besser. Knut und Erich, die auf dem Langen See und Seddinsee einen Großteil ihrer Segeljugend verbracht haben, sind zwar schon aus Traditionsgründen weitgehend sichere Kandidaten. Aber um die „Zehn“ voll zu kriegen, musste schon mit Engagement vorgegangen werden! Dazu „lockte“ Erich die OK-Neueinsteigerin Alexa aus Stade nach Berlin – denn dort war eine regionale Regatta gerade wegen zu geringer Meldezahlen abgesagt worden.
Auch Organisator Bernd stieg mal wieder auf die OK und überließ Sohn Tobias die Wettfahrtleitung. Einer von Bernds Vereinskameraden – wenn auch mit Finn-Statur – nutzte die Gelegenheit, auf der von uns mitgebrachten 590 mal wieder OK-Jolle zu segeln (und er fand es super!)
Wunderbarerweise hatten sich auch zwei Nachwuchssegler, Florian und Justin, mit zwar betagten, aber durchaus segelfähigen Booten in die Startliste eingetragen. Reinhard – gerade seit einer Woche wieder im Lande – kam ebenfalls nach Karolinenhof, genauso wie Udo, der stolz sein neues Rigg präsentierte.
So war es nur fair, dass auch Rasmus ein Einsehen zeigte und etwas Wind schickte. Am Samstag säuselte der Wind aus Ost-Nordost, also hieß es zum Seddinsee zu schleppen oder zu segeln.
Der angesagte Wind von etwa 2 Beaufort verhieß nicht allzu viele körperliche Strapazen, dafür gab es aber andere lustige Herausforderungen, wie beispielsweise der gelegte Mast des Startschiffs, der den Start am Schiff zumindest etwas interessant machte. Beim Ablegen konnte man eine ähnliche Situation schon mal üben, denn am Steg ragte ebenfalls ein gelegter Mast ins Fahrwasser. Wer weiß, warum die Karolinenhofer ihre Masten nicht hinstellen – die Flugzeuge fliegen zwar hier schon tief, aber sooo tief nun doch nicht…
Ein wenig Durcheinander kam dann noch mal vor dem Start auf, als Zahlenwimpel 9 als Bezeichnung des zu segelnden Kurses hochgezogen wurde. Nicht genug damit, dass – sofern man wie ich keine Flaggen-Tafel im Boot kleben hat – spätestens ab Wimpel „Drei“ Schluss ist im Kopf, sondern auf einigen verteilten Kursblättern bedeutete Kurs „9“ einen Vorwindstart (??) Kurzes ratloses Haare-Raufen auch bei der Wettfahrtleitung, bis sich herausstellte, dass alte Kursblätter unter die aktuellen gerutscht waren. Flugs stand die Bojenfolge dann mit Edding auf einer Tafel auf dem Startschiff – und das war für alle sowieso das Beste.
Wir starteten auf den Up-und Down-Kurs nach den 14 Piraten und vor den 420ern und ein paar Lasern, und obwohl die Kreuz für Seddinsee-Verhältnisse relativ kurz war, verteilte sich alles gut. In der ersten Wettfahrt setzten sich Erich und Knut gleich ab, aber ich war nicht so weit weg, und ging als Dritte um die erste Tonne. Auf der langen Vorwind fiel mir ein: Man müsste mal Puls messen, wenn der Wind von hinten einsetzt und der Rest des Feldes geschlossen aufrückt…
Zum Glück war ich rechtzeitig an der Leetonne, um auf der Kreuz den Abstand zu den anderen wieder etwas zu vergrößern. Das hielt dann über die zweite Kreuz und Vorwind bis ins Ziel. Erster war Erich nach einem harten Wendeduell gegen Knut, ich war immer noch Dritte, und Alexa fuhr unter geschickter Ausnutzung eines Drehers an Reinhard, Udo und Micha vorbei und wurde Vierte.
Dann folgte eine längere Pause, denn ein alter DDR-420er mit gefühlt 50 Jahre altem Rigg nutzte die Zeitbegrenzung von 30 Minuten bis auf die letzte Minute aus.
Beim zweiten Start hatten Alexa und ich die Nase vorn, und ich schaffte es auch noch bis zur Luvtonne, die Führung zu halten, aber Vorwind fuhren Erich und Knut dann doch davon, und von hinten kam Udo mit seinem frisch getunten Schreiberschiff immer näher und mein Puls stieg wieder. Die zweite Kreuz brachte mich wieder etwas nach vorn, und zur Zielkreuz hatte ich mich dann ein Stück an Knut herangearbeitet, der sich den zweiten Platz aber natürlich nicht nehmen ließ. Diesmal schaffte es Alexa nicht, den Endspurt einzulegen, und so kamen Reinhard, Udo und Micha auf den Plätzen Vier, Fünf und Sechs über die Linie.
Die Wettfahrtleitung schickte uns daraufhin nach Hause, wohl in der Hoffnung, dass am Sonntag wie vorhergesagt etwas mehr Wind noch zwei Wettfahrten ermöglichen würde. Am Vereinsgelände angekommen, zogen vom Grill schon leckere Düfte an den Steg. Anlegebier gab es auch – und da der angesagte Regen ausblieb, wurde es ein gemütlicher Abend. Nachdem Alexa und Erik gemeinsam ihre luftlassenden Rolli-Räder repariert hatten, machten wir es uns an der Feuerschale gemütlich. Ich malte mir aus, wie schön es wäre, einmal den Bericht zu schreiben, sprich Dritte zu werden…. Dann zog die Kälte empfindlich an, und wir nahmen dankbar Bernds Angebot an, im Jugend-Bungalow zu nächtigen. Dort war sogar die Heizung an – eine echte Wohltat!
Gut ausgeschlafen und nach einem gemütlichen Frühstück waren wir am Sonntagmorgen voller Tatendrang – doch leider konnte sich Rasmus weder hinsichtlich Richtung noch Aktivität entscheiden. Wir sagten uns dennoch: „Bereit sein ist alles“ – und brachten unsere Jollen zu Wasser, um den vielleicht doch noch einsetzenden Wind schnell ausnutzen zu können.
Leider gab es noch einen weiteren unangenehmen Grund für die Verzögerung: In der Nacht zum Sonntag hatten Unbekannte ein Schlauchboot und mehrere Motoren aus dem Verein gestohlen. Die Polizei war vor Ort und nahm Fingerabdrücke – also schon aufregend! Wie wir später erfuhren, waren die Diebe offenbar gestört worden – das Gestohlene wurde (fast) unversehrt in der Nähe aufgefunden und den Eigentümern zurückgegeben. Also nochmal Glück gehabt….
Und so ertönte dann also doch das Startsignal zur dritten und letzten Wettfahrt. Der Wind hatte auf Nord-West gedreht und wir konnten „vor der Haustür“ auf dem Langen See bleiben.
Letztendlich lief fast alles wie immer: Erich und Knut bewarben sich um die Plätze 1 und 2, und Erich schaffte es wieder als Erster ins Ziel. Ich hatte mit Bernd und Udo zu kämpfen, die ich erst auf der Zielkreuz abschütteln konnte. Inzwischen schien nun auch endlich die lange angekündigte Sonne.
Dann schlief der Wind ein, und eine vierte Wettfahrt kam nicht mehr zustande. So hatten wir noch eine Menge Sonntag übrig. Erik erfreute Alexa mit einem Baum-Niederholer Marke „Bork“, der auch sogleich angebaut wurde. Wir verabredeten uns für Steinhude, von Alexa treffend als „Trainingslager“ ins Auge gefasst. Florian und Justin erkundigten sich nach Quellen für Material und nach Möglichkeiten, mehr zum OK-Segeln zu erfahren.
Bei der Siegerehrung hatten wir dank Eriks Sieg wieder den Riesen-Pokal einzupacken – zum Glück waren wir nicht mit dem Mini da! Da sich Bernds Arbeitgeber Bauhaus einmal mehr als sehr freundlicher Sponsor zeigte, gab es Preise für alle Teilnehmer.
Insgesamt war es – trotz nicht so optimaler Windbedingungen – ein sehr schönes Wochenende: Bei einem gastfreundlichen Verein, mit Jugendlichen, die sich alte OK-Jollen flott gemacht haben, einem gemütlichen Teil an der Feuerschale, und drei fairen und umsichtig organisierten Wettfahrten.
Eine gute Ausgangslage fürs nächste Jahr – vielleicht erreichen wir die zehn Starter auch mal mit etwas weniger Anstrengung.
Euli – OK 633
Ergebnisse:
1 | 695 | Erik Bork | 1 | 1 | 1 | 3 |
2 | 751 | Knut Ramin | 2 | 2 | 2 | 6 |
3 | 633 | Cornelia Wirbeleit | 3 | 3 | 3 | 9 |
4 | 700 | Reinhard Graßmel | 5 | 4 | 6 | 15 |
5 | 189 | Udo Bengsch | 6 | 5 | 5 | 16 |
6 | 636 | Alexa Müller | 4 | 7 | 7 | 18 |
7 | 590 | Michael Kallies | 7 | 6 | DNC | 24 |
8 | 385 | Florian Olschewski | 8 | 8 | 8 | 24 |
9 | 660 | Bernd Willmann | DNC | DNC | 4 | 26 |
10 | 520 | Justin Hennig | 9 | 9 | 9 | 27 |