Der Lotse bleibt an Bord

Norbert Petrausch ist Ehrenvorsitzender der OK-KV

von Thorsten Schmidt 15.10.2017
60 Jahre ist es her, das Knut Olsen 1957 die OK-Jolle gezeichnet hat. Die internationale  OK-Gemeinschaft feiert dieses Jubiläum schon das ganze Jahr 2017 gebührend bei allen großen Segelregatten.

Die deutsche OK-Geschichte ist allerdings nicht ganz so lang.

Zunächst  breitete sich diese neue, segeltechnisch herausfordernde Einhand-Jolle nämlich vor allem in den skandinavischen Ländern aus. Der Siegeszug durch die beiden deutschen Staaten begann erst mit einigen Jahren Verzögerung. Im Westen etablierten sich schnell zwei Keimzellen: In Hamburg  musste man Mitte der 60er Jahre einfach OK segeln, wenn man jung war und dazu gehören wollte, zu den unangepassten langhaarigen Rockstars des Segelsports. Aber auch in Kiel  bildete sich schnell eine Flotte beim TSVS.

Das da auf der Hängebank mit Brille ist -Peit! (c): Hamburger Abendblatt 09.01.1967

Einer der ersten deutschen OK-Segler überhaupt ist Norbert Petrausch, den alle nur Peit nennen. Schon 1965 segelte er mit GER 39, einem Eigenbau über die Förde. Bereits im Folgejahr baute er sich mit Freunden erneut eine OK –GER 46. Damals entstanden auf einem Bauernhof in der Nähe von Kiel direkt 12 Jollen auf einmal. Zwar gab es anfangs Schwierigkeiten, die neuen Boote aus der Form herauszubekommen,-das verwendete Trennmittel funktionierte nicht, aber nach etlichen Versuchen gelang es mithilfe von Wasserdruck die Rümpfe aus der Form zu pressen, wenn nur nicht immer die Flanschen abgerissen wären!

1968 war es dann soweit: Die erste eigene, von einer Werft gebaute OK-Jolle, eine dänische Henriksen trug die Nummer GER 101 und war ganz aus Kunststoff und damals der heißeste Scheiß auf dem Markt. Auch heute noch kann man diese Jolle und ihren Steuermann in Aktion bewundern. Beim TSVS hängt eine großformatige Fotografie (in schwarz-weiß selbstverständlich) von einem Regattafeld mit der OK GER 101 mittendrin und beim nächsten Frühstück während der Kieler Woche lohnt sich sicher ein Blick in die OK-Vergangenheit und auf Peit in jungen Jahren.

In der Folgezeit folgte ein neuer Joller nach dem anderen:  GER 218 und 243 1971, dann die Nummer 330, eine OK von der Scharping-Werft in Wedel 1973. Natürlich half es, dass sein Elternhaus nur 300 m vom neuen Olympiazentrum in Schilksee stand, aber es gab einfach auch nichts schöneres und wichtigeres für Norbert als OK zu segeln.  1980 kaufte er erneut eine nagelneue Henriksen -OK GER 563. Zuletzt erwarb Peit die Hein-OK  GER 630 „Pitty-Platsch“ -im unverkennbaren Farbdesign, mit der er seit 1986 bis zum heutigen Tag über die See fährt.

Peit in den Warnemünder Wellen 2013 Foto: (c): Angela Kauschke

Peit mit Martin bei der Siegerehrung

Wer soviel Herzblut für das OK-Segeln hat, der engagiert sich auch irgendwann für die Klasse.  Bereits 1983 wurde Norbert Petrausch zum 2. Vorsitzenden der deutschen OK-Klassenvereinigung gewählt und von 1990 bis 2017 hat er als 1. Vorsitzender die Geschicke der Klasse gelenkt.  Peit organisierte in dieser Zeit viele internationale OK-Events mit, sorgte reihenweise für perfekte deutsche Meisterschaften unserer Klasse, kümmerte sich um Regattakalender, OK-Infos und all den lästigen Kram, der mit einem eingetragen Verein in Deutschland verbunden ist.

Unsere Klasse profitiert buchstäblich seit Jahrzehnten von den guten Verbindungen Peit’s zu praktisch allen wichtigen Menschen in Segel-Deutschland. Jeder kennt und schätzt Norbert, er hat  mal eben so verhindert, dass wir aus dem Programm der Kieler Woche gestrichen werden, organisiert nach kurzfristigen Absagen von Regattaveranstaltern Ersatz und übernimmt seit  Jahren als Einmann-Team die Organisation und Wettfahrtleitung unserer Pfingstregatta.

Kein Wunder also, dass er bereits 2008 anlässlich der WM in Warnemünde in die „Hall of Fame“ der OKDIA aufgenommen wurde und auch auf internationaler Ebene seine Verdienste anerkannt werden.

Peit und Heike-Serviceboot für die WM-Teilnehmer

Die Klasse steht unter seiner Führung gut dar, die OK-Szene verzeichnet ein großes internationales Wachstum, viele Neubauten und Neueinsteiger auch in Deutschland zeigen, gegen den allgemeinen Trend in vielen Regattaklassen, die ungebrochene Attraktivität der OK-Jolle und sind Indiz für Norberts gute Arbeit.

Nun übergibt Peit nach mehr als 30 Jahren Vorstandstätigkeit die Geschicke der Klasse an Andreas Pich. Auf der Jahreshauptversammlung in Glücksburg wurde Norbert Petrausch einstimmig zum Ehrenvorsitzenden der OK-KV gewählt.

Peit bei der Wahl zum Ehrenvorsitzenden –Foto: R. Foest

Dass er sich aber nicht zur Ruhe setzen darf, sondern weiter wichtiger Teil unserer Gemeinschaft ist zeigt schon das Geschenk der OK-Segler:  Peit kann in der neuen Saison mit einem nagelneuen OK-Segel und der persönlichen Segelnummer GER 1 über die Regattabahnen fahren. Gerade jetzt kümmert er sich weiter um unseren Stand auf der Bootsmesse Berlin und natürlich ist er Teil des Organisationsteams für die OK-WM in Warnemünde im kommenden Jahr.

Auch in stürmischen Zeiten für den Segelsport braucht uns also um die OK-Klasse nicht bange zu sein:

Der Lotse bleibt an Bord- Danke Peit!