Die Belgische 2006

Belgische Meisterschaft / Antwerpen: 02-03.09.2006

von den Folgen übermäßigen Aalkonsums

von Jörg Rademacher  13.10.2006

START

Start “Verschiebung”

 

Nachdem viele Segler aus dem RADOK Team Haltern wiederholt von der Belgischen geschwärmt haben, habe ich mich dieses Jahr auch mal dorthin aufgemacht. Da Ralf M. aus R. mit kompletter Familie und Wohnwagen anreisen wollte, haben wir Freitag sein Boot noch auf meinen Anhänger geschmissen und sind am Samstag nach exakt berechneter Abfahrtszeit losgefahren. Mit Tommy und Klaus wollten noch zwei weitere Halteraner anreisen. Meine Zeitplanung war aber durch einen Stau auf der Autobahn schnell im Eimer und nach einem falschen Abbieger in Antwerpen wurde es dann richtig eng. 15 Minuten vor Startbeginn lenkte ich das Gespann auf das Gelände des Antwerpener Segelclubs und Ralf war hocherfreut, dass er seinen Joller endlich aufbauen konnte. Die Belgier waren aber so nett den Start ein wenig zu verschieben und nach einer alarmmäßigen Aufbau- und Umziehaktion schafften wir es noch rechtzeitig.

Bei leichten Winden wurden auf dem sehr überschaubaren See drei Wettfahrten gesegelt, die vom schmerzlosen Bohrer in Vollstreckermanier auch alle gewonnen wurden. Ich selbst belegte die Plätze 5, 2 und 3. Lokalmatador Paul zeigte durch die Plätze 2, 3 und 2, dass er sich auf dem Galgenweel gut auskennt. Kaum an Land angekommen, bin ich erst einmal zu meinem Auto gestürmt um Stützbiere zu holen, dummerweise ließ ich die Autoschlüssel im Wagen liegen. Natürlich waren auch alle Pinne runter, aber Michel knackte die Karre in Rekordzeit mit einem Drahtkleiderbügel. Damit dachte ich eigentlich, ich hätte meinen Fauxpas für dieses Wochenende verballert, aber wie sich später noch herausstellte, war das eine Fehleinschätzung. Die Veranstalter bauten dann ein umfangreiches Buffet auf und so ließen wir bei einem leckeren Essen mit Bier und Wein denn Segeltag noch einmal Revue passieren.

Mackmann

Schmerzloser Bohrer

 

Später luden die Belgier noch zu einem Aalfest bei einem anderem Segelverein ein. Das war für mich natürlich eine Pflichtveranstaltung und nach einer kurzen Autofahrt tranken wir noch ein paar Biere. Irgendwann, nach einer kleinen Pinkelpause, entschloss ich mich spontan zur Heimreise, dummerweise ohne den belgischen Gastgebern Bescheid zu sagen. Zu Fuß machte ich mich also auf den Weg, wie sich später herausstellte lag eine Strecke vor mir, die in 30 Minuten locker zu schaffen ist. Aber bedauerlicherweise setzte bei mir schlagartig eine Phase des “unkontrollierten Handelns” ein. Als ich nach ca. einer Stunde wieder halbwegs die Kontrolle über mich hatte, war es bereits zu spät. Ich steckte bis zur Brust in einem schlammigen Morastloch und die Gegend um mich herum sah überhaupt nicht nach Antwerpen aus. Ich hatte vielmehr das Gefühl in die dunklen Wälder aus der Twin Peaks Serie geraten zu sein. “Zahlen und fröhlich sein” dachte ich mir, befreite mich aus dem Matschloch und lief los. Irgendwann müsste ich doch wieder in eine bewohnte Gegend kommen, wo ich mir ein Taxi krallen könnte. Stattdessen wurde es immer unwirklicher und ich bahnte mir meinen Weg durch Schilfgebiete und weitere Moraste. Von Maschendrahtzäunen ließ ich mich schon längst nicht mehr aufhalten und befand mich plötzlich auf dem Gelände einer Erdölraffinerie. Um mich herum zischten und fauchten die Rohrleitungen und Ventile, aber von Menschen war weit und breit nichts zu sehen. Ich spielte kurz mit dem Gedanken ein bisschen an den Ventilen zu drehen um eine Begegnung mit potentiellen Taxianrufern herbei zu zwingen, aber ich entschied mich dann doch dagegen.

Paul

Lokalmatador

 

Hitzi meinte später, dann hätte ich diesen Bericht nicht selber schreiben müssen, das hätte dann wohl die Belgische Presse übernommen, aber das ist so schon in Ordnung. Nachdem ich weitere Zäune überwunden hatte verließ ich die Anlage wieder und so langsam machte ich mir doch Sorgen um meine Startbereitschaft für die letzen Wettfahrten. Nach allerlei Schilffeldern, Matschlöchern und Zäunen kam ich gegen 6:00 Uhr an einem Bauernhof vorbei. Ich ließ meinen Blick über mein Outfit schweifen und verwarf den Plan den Bauern aus dem Bett zu klingeln. Stattdessen legte ich mich zu einem kleinen Nickerchen, ich war mittlerweile Hundmüde, auf einem Strohballen hin. Gegen 7:00 Uhr wurde ich allerdings von einem Regenschauer geweckt und ich setzte meine Reise fort. Nach 30 Minuten kam ich dann tatsächlich in einen kleinen Vorort. Unter verwunderten Blicken von ein paar Frühaufstehern steuerte ich auf eine kleine Kneipe zu, die zwar noch nicht geöffnet hatte, aber die Crew turnte schon hinter dem Tresen rum. Da ich aussah wie eine Moorleiche wollten sie auch zunächst nicht aufmachen, aber schließlich waren sie doch so nett mir ein Taxi zu rufen. Als das kam war der Fahrer nicht sofort bereit mich mit zu nehmen, aber als ich ihm den Ernst der Lage erklärte, ließ er mich einsteigen. Auf der 10 minütigen Fahrt (hätte ich eigentlich auch noch laufen können) schilderte ich ihm kurz die Vorkommnisse und er kam aus dem kichern nicht heraus.

Am See angekommen, lief ich an einem verdutzt schauendem Klaus Stefan, der schon auf den Beinen war, vorbei und hielt auf mein Auto zu, wo ich am Abend vorher schon meine Pritsche aufgebaut hatte und verschlief die restlichen Wettfahrten. “Schreiben brauche ich nicht” waren meine letzten Gedanken vor dem Einschlafen, da Ralf sowieso vor mir platziert war und Klaus und Tommy auch vorbeiziehen würden. So staunte ich nicht schlecht, als ich um 14:00 Uhr aufwachte, das Rennen noch im vollen Gange war, und Tommy die Sache in Zivil vom Ufer aus verfolgte. Er war wegen zu starkem Wind nicht gestartet und so komme ich in den Genuss vom Geschehenen zu berichten. Ich denke ich werde es im nächsten Jahr ein wenig ruhiger angehen lassen und nehme zur Vorsicht mal ein GPS Gerät mit.

Glückauf
Jörg

ergebnisse
1 GER 723 Ralf Mackmann 1 1 1 1 1 DNF 110,0000
2 BEL 219 Paul Verrijdt 2 3 2 4 3 1 102,1429
3 LUX 1 Michel Lesure 6 4 4 3 2 3 94,2857
4 GER 615 Klaus Stephan 10 6 6 2 4 2 86,4286
5 BEL 205 Stefan Wuyts 4 5 5 6 5 DNF 78,5714
6 BEL 1 Rod Andrews 8 8 8 5 6 DNF 70,7143
7 BEL 2090 Ronny Poelmann 3 7 OCS 7 7 DNF 62,8571
8 GER 730 Jörg Rademacher 5 2 3 DNC DNC DNC 55,0000
9 BEL 210 Joost Rommelaere 7 9 9 8 DNF DNF 47,1429
10 BEL 441 Philippe Baete 11 13 11 9 8 DNF 39,2857
11 GER 664 Thomas Neveling 9 10 7 DNC DNC DNC 31,4286
12 BEL 29 Johanna Andrews 13 11 10 DNF 9 DNF 23,5714
13 BEL 128 Jan Taelman 12 12 12 DNC DNC DNC 15,7143
14 BEL 116 Mark Geboes 14 DNC DNC DNC DNF DNC 7,8571

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