Ein Traininingslager am Anfang der Saison
… das ist ein alljährlicher Wunsch, der leider nur selten umsetzbar ist. Umso willkommener war Ronalds Idee, in seinem neu erstandenen Haus am Kummerower See zu einigen Trainingstagen einzuladen – im Frühjahr vor den ersten größeren Regatten (z.B. Medemblik). Das Wochenende 16.-19. April wurde als idealer Termin gefunden – 2 Wochen nach Ostern – 1 Woche vor Haltern – 2 Wochen vor Medemblik.
Der Kummerower See ist der viertgrößte See in Mecklenburg Vorpommern und liegt im Norden der Mecklenburgischen Seenplatte im Naturpark Mecklenburgische Schweiz. Er weist mit einer Fläche von ca. 33 km2 eine Größe auf, die dem Steinhuder Meer gleichkommt. Die Ausdehnung von ca. 11 x 4 km lässt ihn jedoch größer erscheinen. Ronalds Grundstück, in dem kleinen Ort Salem am Westufer des Sees, ca. 1 Autostunde von Rostock entfernt (etwa 60 km vom Autobahnkreuz Rostock A20/A19), mit einem kleinen Hafen mit Slip, geschützt durch einen Schilfgürtel, stellte sich als ideale Basis für eine solche Aktion heraus. Dass Greg seine Teilnahme als Trainer zusicherte, war die nächste gute Nachricht – und wenn wir nicht vorher schon sicher gewesen wären, dass wir dorthin fahren wollen, wäre das der letzte Anstoß gewesen.
Und so machten wir (Erik und Euli) uns am Mittwoch Abend auf den Weg nach Norden. Wir kamen gleichzeitig mit Greg an – und eben noch rechtzeitig, um uns von Ronald in der letzten Abendsonne die ausgedehnten Ländereien zeigen zu lassen. In der Küche stand schon leckeres Abendbrot – bereitet von Ronalds Mutter, die auch die nächsten Tage für unser leibliches Wohl sorgte, was natürlich sehr zur Wohlfühlatmosphäre beitrug. Wie es auf dem Dorf so ist, kennt hier jeder jeden, und so kam noch Nachbar “Steini” zu Besuch, von dem wir gleich noch Einzelheiten zu Salem, dem See und den Segelaktivitäten vor Ort erfuhren. “Und, Ihr wollt jetzt hier mit Jollen trainieren? Ist das nicht noch zu kalt?” War sein erster Kommentar zu unserem Vorhaben…
Später am Abend kam dann Falk, der Harti mitbrachte, und nach Mitternacht fuhr Ronald nochmal los, um die beiden Paderborner, Heiner und Jan, im Nachbarort einzusammeln und zum Trainings-Hafen zu geleiten.
Der Donnerstag begann demzufolge noch etwas verhalten – doch immerhin schafften wir es vormittags, die Boote aufzuriggen. Vorher musste noch Ronalds Boot befreit werden, indem ein beträchtlicher Sand-Berg mit vereinter Kraft weggeschaufelt wurde, der vor dem Stalltor abgekippt worden war. Sozusagen als kleine Erwärmung. Nach dem Mittagessen ließ Greg seinen kritischen Blick über die Boote schweifen. Holepunkte und Streckerführungen wurden diskutiert und verändert. Dann gings aber raus auf den See – klares, dunkelblaues Wasser unter einem ebenso blauen Himmel, bei 3 bis 4 Windstärken und kräftigen Böen. Das nutzen einige aus unserer Truppe auch gleich zum gründlichen Wässern ihrer Boote. Greg, auf einem schnittigen Motorboot, das Ronald von seinem Neffen organisiert hatte, schickte uns auf kurze Kreuzen, Raum- und Vorwindstrecken. Abends bekam beim Abarbeiten des Notizzettels jeder einige nützliche Ratschläge. Danach machten wir einen Spaziergang zum nahen Seglerhafen. “Hier müssen wir unbedingt mal die Pfingstregatta machen!”, waren sich alle einig, und sie beschlossen, in den nächsten Tagen die nötigen “Strippen” vor Ort zu ziehen. Wieder in unserem gastlichen Quartier, war natürlich wieder Auswertung bei Rotwein und Bier angesagt.
Der Freitag begann etwas geordneter, als Besonderheit allerdings auch mit einem Geburtstagslied für Euli. Um 11 Uhr wurde dann zum Training abgelegt, nicht ohne vorher an Land die korrekte Technik von Wende und Halse zu demonstrieren und deren Umsetzung auf dem Wasser anzumahnen. Kontrolliert und dokumentiert wurde das vom Trainer per Extreme-Cam, und bereits in der Mittagspause sahen wir dann unsere Sünden auf dem Laptop. Nachmittags wurden mit zwei Booten die Manöver nochmals trainiert, die anderen Segler durften sich auf dem Motorboot natürlich nicht ausruhen, sondern hatten bei der Demo der Chancen und Risiken ihrer Kollegen genügend lehrreiches Anschauungsmaterial, und nach dem Umsteigen die Chance es besser zu machen. Abends gab es zwei Bleche voll selbstgefertigter Pizza vom Geburtstagskind, danach wieder OK-Kino mit Kommentaren.
Am Samstag sah es wärmer aus als die Tage vorher, doch das entpuppte sich leider als Täuschung. Auch Rasmus meinte es immer noch sehr gut, und so kam es, dass nach den Trainingsdreiecken des Vormittags endgültig alle Segler im kalten Seewasser gebadet hatten. Nachmittags stieß noch Kai Wehmhörner zum Häuflein der Trainingswütigen. Rasmus zeigte sich in der zweiten Tageshälfte nicht mehr so ehrgeizig, zum Glück für alle, die vom Vormittag etwas erledigt waren. Etwas Schonung war umso wichtiger, als am Samstag Abend die große Einweihungsparty für Ronalds neues Anwesen stieg. Das riesige Stallgebäude, zur Festhalle umdekoriert, erstrahlte mit Laserlicht und Partybeleuchtung, durch die Band “The Spirit of Frau Schultz” zusätzlich akustisch, und erhielt mit einem Buffett aus den Küchen unzähliger Freunde kulinarischen Pep.
In Ronalds Begrüßungsrede wurden die tapferen Segler freundlich erwähnt, die den Wind und das kalte Wasser im frühlingsfrischen See nicht gescheut hatten. Die Gunst der Stunde nutzend, stellte Harti das Vorhaben “Pfingstregatta” sogleich den Vertretern eines der vier ansässigen Seglervereine und dem Salemer Hafenmeister vor, und die ersten Einzelheiten über Liegeplatz, Startschiff und Rampe nahmen bereits konkrete Formen an. Nachdem Ronald und Erich in Rekordzeit noch einen Gas-Heiz-Strahler montiert hatten, wurden den Band-Mädels auch die Hände nicht mehr kalt. Den Gästen gelang die Erwärmung recht schnell per Tanzbein und Gläserheben.
Für den Sonntag war noch ein kleines Abschluss-Race geplant. Allerdings hatte Rasmus wohl den Verdacht, dass nach der Mega-Party keiner mehr zum Segeln imstande sei. So schickte er nur eine kleine Brise, die uns gerade noch so über den Kurs treiben ließ.
Den vorliegenden Bericht wollte eigentlich der Dritte der Abschlusswettfahrt schreiben – aber da dieser offenbar noch immer vom Training erschöpft ist, übernehmen wir das jetzt einfach mal. Denn dass dieses Trainingslager einen Bericht verdient hat, ist ja mal klar. Nicht nur wegen der gemütlichen warmen Unterkunft, der tollen Verpflegung, dem schönen Revier, oder der originellen Weinbecher samt Geschichte, die wir uns beim Töpfer noch aussuchen durften. Im nächsten Jahr würden wir super gerne wiederkommen – und sicher sind jetzt einige sehr neugierig geworden, oder?? Da kann man nur sagen: Das müsst Ihr mal erlebt haben!!! Ein großes Dankeschön an Ronald für die Idee und die Organisation, an Greg für seine Zeit und die vielen guten Tipps, die uns ein ganzes Stück schneller gemacht haben, und an Ronalds Mutter für die super Verpflegung!
Euli, Erich (i.V.f. das Harti)
Und zum Schluss noch .. Mythen und Sagen …