von Michael Nissen 22.05.2022
Neulich hatte ich Gelegenheit über das Training in Steinhude und über die Wende in der OK-Jolle nachzudenken. Jeder nimmt ja von so einem Training wie dem in Steinhude etwas als besonders gut mit. Für mich war das die Wende.
Ich fahre – insbesondere über 14 Knoten, notorisch schlechte Wenden. Beim Seitenwechsel mache ich zu viele Schritte und komme ins Stolpern. Das Boot wendet zu schnell. Ich bin noch nicht im neuen Luv und muss nachfieren. Wenn ich mich dann sortiert habe, stelle ich fest, dass ich auf dem neuen Bug nicht auf Amwind-Kurs bin und erstmal anluven und reichlich Schot einholen muss. Das Resultat ist ein satter Verlust in nahezu jeder Wende.
Klingt vertraut? Hier die Lösung. (Hoffentlich).
In Steinhude ist mir klar geworden, das meine Schwierigkeiten wohl zwei Ursachen haben.
Ursache 1:
In der OK-Jolle hängt man ja seitlich vom Schwertkasten und muss um diesen in der Wende nach hinten herumlaufen. Da ist die Versuchung groß, das in mehreren Schritten zu tun. Ein schön schlechtes Beispiel sieht man auf dem Video https://www.youtube.com/watch?v=P6II3OBWuLU. (2min 6sec) Als schwerer Mann in Trippelschritten nach Luv: da wackelt das ganze Boot, das dauert und ist langsam.
Besser: man muss den vorderen Fuß (auf Backbord-Bug den rechten Fuß) zuerst aus dem Gurt nehmen und in die Mitte hinter den Schwertkasten stellen. Auf diesem Fuß dreht man sich und bringt den anderen direkt unter den neuen Luv-Hängegurt. So macht man nur einen Schritt. Man muss auf jeden Fall dem scheinbar einfacheren Weg widerstehen, den hinteren Fuß zuerst in die Mitte zu bringen. Dann muss man nämlich noch einmal umbelasten, denn der hintere Fuß muss ja nach vorn unter den Gurt auf der neuen Seite. Wie man die Ein-Schritt-Wende korrekt macht, sieht man in einem Manöver von Greg in dem gleichen Video (1min 52sec).
Ursache 2:
Aber obwohl mir diese Schrittfolge schon ab und an mal geglückt ist, sind meine Wenden immer noch schlecht und damit komme ich zur zweiten Ursache. Während des Trainings in Steinhude sagte Greg zu mir, dass ich viel zu viel Ruder in der Wende geben würde. Das Ende meiner Pinne wäre weit außerhalb des Achterdecks und der neuen Luv-Scheuerleiste. Ich dachte, das hätte ich im Griff, weil ich den Ausleger soweit wie nur möglich gekürzt habe, aber dem war nicht so. Man schaut halt während der Wende nicht nach hinten. Der Grund für den Ruderausschlag war die Art und Weise, wie ich meinen Ausleger in der Wende führe.
Vom Laser her halte den Ausleger ganz am Ende vor der Brust (ähnlich wie Greg auf dem Foto) und drücke ihn im gleichen Griff in der Wende an der Großschot vorbei. Damit bestimmen die Länge von Pinne und Ausleger, wie weit ich Ruder lege und das ist zu viel.
Die weiteren drei Fotos zeigen Greg, wie er in der Wende den Ausleger über das Achterdeck führt. Bei dieser Technik kann man den Ruderausschlag sehr gut mit der Position des Griffs auf den Ausleger bestimmen. Man kann den Ausleger dabei flach rotieren (siehe unten Nick Craig) oder aufrecht durchführen, sobald der Baum im neuen Lee ist.
Ein Tipp von Ossi: Eine Gummischnur an der Pinne und mittschiffs befestigen. Der größer werdende Widerstand signalisiert dann den Ruderausschlag!
Aber keine Rose ohne Dornen: Man muss den Ausleger vor der Wende umgreifen in einen Bratpfannen-Griff und neben den Körper bringen. Dennoch werde ich diese Art Wende jetzt üben. Ich hoffe, dass sie sich auch bei Schwerwetter einsetzen lässt.
In dem OK-Trainingsvideo der Engländer (https://www.youtube.com/watch?v=0UQweGbblWk) gibt es eine schöne Leichtwetterwende von Nick Craig (6min 44sec). Er rollt das Boot reichlich nach Luv und macht dann eine Ein-Schritt-Wende. Die Pinne ist zu keiner Zeit außerhalb der Scheuerleiste. Der Ausleger wird über das Achterdeck flach rotiert. Aber auch er hat nach der Wende übersteuert und muss nachluven.
Interessant sind auch die Wenden von Thomas Hansen-Mild. Seine Wendetechnik zeigt folgendes Video https://www.youtube.com/watch?v=4y6Eb7CW8VM auf 0min 13sec und 43sec. Er wendet mit dem Rücken zur Fahrtrichtung, insbesondere bei 43sec zeigt er zwei gute, glatte Wenden und das sehr kurz nacheinander. Diese Technik ist mir zu aufwändig zu lernen. Ich habe immer mit dem Gesicht zur Fahrtrichtung gewendet.
Beste Grüße
Michael