Q & A: `Offene´ oder `Geschlossene´ Regeln
von Ralf Tietje 09.06.2016
Zur Zeit findet sich auf der internationalen OKDIA-Website eine Menge an Informationen zu Regeln, Klassenorganisation, Material- und Bootsbauvorschriften und Vermessungsvorgaben.
Grund ist die seit etwa 2 Jahren betriebene Umgestaltung der bisherigen Klassenregeln der OKDIA zu einem neuen Format für internationale Bootsklassen, der SCR. Die Umwandlung der Regeln ist ein notwendiger Prozess, um unseren Status als internationale Klasse auch in Zukunft zu bewahren. Zudem kann einerseits die Einhaltung der Regeln einfacher kontrolliert werden und andererseits kann neuen technischen Entwicklungen in unserer Klasse besser begegnet werden.
Den Vorschlag für die Regeln im neuen Format findet ihr hier.
Über die dafür notwendigen Regeländerungen im Einzelnen könnt ihr euch hier informieren.
Alle Änderungen, aber auch die Umwandlung in das neue Format selbst müssen bei der WM in Frankreich auf der nächsten AGM-Sitzung beschlossen werden.
Die AGM-Tagesordnung, sowie die Regeländerungen im Detail werden zum besseren Verständnis in der nächsten Woche in deutscher Übersetzung veröffentlicht werden.
Wegen der Bedeutung der Regelumstrukturierung hat die OKDIA zudem eine neue Seite für technische Fragen online gestellt. Technical Website
Dort werden einige der neuen Regeln ausführlich dargestellt, zudem gibt es eine neue Rubrik Question & Answer , wo oft gestellte Fragen zu den Regeln, Definitionen und Begrifflichkeiten genauer erläutert werden.
Hier die erste Q & A in deutscher Übersetzung und Kommentierung:
Was ist der Unterschied zwischen `Geschlossenen´ und `Offenen´ Regeln, One Design und Entwicklungs-Regeln? Was gilt derzeit und was werden wir nach den neuen Regeln haben?
Bei `Geschlossenen´ Klassenregeln gilt, alles was nicht ausdrücklich erlaubt ist, ist verboten.
Bei `Offenen´ Klassenregeln gilt, alles was nicht ausdrücklich verboten ist, ist erlaubt.
One Design-Regeln gelten für Klassen, in denen die Schiffe so identisch wie möglich innerhalb kleiner festgeschriebener Toleranzen liegen.
Entwicklungs-Regeln gelten, wenn es der Zweck der Klassenregeln ist, nur die Parameter eines zulässigen Boot zu definieren.
Die aktuellen OK Dinghy Regeln werden als One-Design bezeichnet. (Class Rule No.1). Als solches ist die Vermessung des Bootes durch die festgeschrieben Toleranzen vorgegeben.
Mit der Einführung von SCR (STANDARD CLASS RULES) werden One-Design und Entwicklung Klassen durch `Geschlossene´ und `Offene´ Regeln ersetzt.
Somit müssen gemäß SCR / ERS die Regeln in `Geschlossene´ Regeln oder `Offene´ Regeln eingestuft werden. Jeder Abschnitt innerhalb der Regeln kann entweder `Offen´ oder `Geschlossen´ sein. Wenn z.B. ein Abschnitt `Offen´ ist, dann ist alles aufzulisten (und das bedeutet, absolut alles), was nicht erwünscht ist.
`Offene´ Regeln können für Entwicklungsklassen eingesetzt werden, wo es keine Notwendigkeit für strenge Vermessungen gibt und wo es nicht erwünscht ist, die Boote identisch zu haben. Daher Entwicklungsklasse. In einigen Fällen würden jedoch auch hier geschlossen Regeln funktionieren.
Die OK-Regeln basieren auf Messung und Toleranz, um die Boote so identisch wie möglich zu halten. Somit können wir `offene´ Regeln nicht anwenden.
Da unsere neuen Regeln entweder `Offen´ oder `Geschlossen´ sein müssen, werden die vorgeschlagenen neuen Regeln als `Geschlossen´ eingestuft. Dies wird in der Einleitung zu den neuen Regeln und zu Beginn von Teil II angegeben. Dies gilt für alle Abschnitte in Teil II (C – G).
Sinn und Zwecke der `Geschlossenen´ Klassenregeln und der One Design-Regeln sind identisch. Der geringfügige Unterschied ist der, dass in `Geschlossenen´ Regeln alles vollständig einbezogen sein muss. Die aktuellen OK Regeln sind quasi `Geschlossene´ Regeln, abgesehen von einigen Ausrüstungsteilen die wir schon immer benutzt und akzeptiert haben, die in der Tat jedoch nie in den Regeln erwähnt wurden.
Zum Beispiel wird die Pinne nie erwähnt. Bei den `Geschlossenen´ Regeln muss sie enthalten sein.
Es gibt viel mehr Beispiele und eine der Aufgaben der Umwandlung ist es, alle diese “akzeptierten” Teile und Praktiken in das Regelwerk aufzunehmen.
Etwas weiter ausgeholt…. wenn wir die 40 Internationale Bootsklassen mit Schwert betrachten finden wir folgendes:
Bisher haben 20 Klassen auf dieser Liste die SCR angenommen. Von diesen 20 Klassen sind 11 Klassen industriell hergestellt und haben nur wenige oder keine Vermessungspunkte. Die restlichen 9 Klassen werden individuell vermessen.
Allerdings haben alle 20 Klassen `Geschlossene´ Regeln.
Soweit ich weiß hat keine internationale Schwert-Bootsklasse die SCR auf Grundlage der `Offenen´ Regeln anerkannt.
Tatsache ist, dass nichts oder nur sehr wenig bei der Umwandlung von One-Design-Regeln zu `Geschlossenen´ Regeln verändert wird. Der Vorteil ist, dass die Art und Weise in der OK Jollen hergestellt und vermessen werden besser definiert wird und kontrolliert werden kann.
Die Einhaltung der Regeln kann leichter und einfacher durchgesetzt werden.
Indem man sagt, dass die neuen Regeln `Geschlossen´ sind, anstelle von One-Design, haben wir auch ein gutes Beispiel dafür, dass die neuen Regeln klarer und präziser sind und dadurch einige der Unklarheiten derzeit geltender Regeln beseitigt werden.
Der Versuch alle Unklarheiten zu beseitigen ist sicherlich sinnlos, stattdessen liegt der Hauptgedanke für das Umschreiben der Regeln darin die Unklarheiten auf ein Minimum zu reduzieren.