Ganz schlimm

Tag 4 der OK-WM 2023

von Sönke Behrens 26.06.2023
Ach, was war das gestern für eine schöne Zeit auf dem Wasser, bei viel Wind, Welle und Sonnenschein. Leider war es nur das Practice-Race, aber trotzdem, Stunden zum genießen.

Heute zählte es wirklich, schließlich standen die ersten beiden WM-Rennen für die 143 OK-Segler auf dem Programm. Und auch heute verbrachten wir genug Zeit auf dem Wasser, -insgesamt waren wir 7 Stunden draußen, aber es war überhaupt kein Spaß! Im Gegenteil, im Moment denke ich, insbesondere das zweite Rennen des Tages gehört zu den schlimmsten Segelerfahrungen in meinem Leben.

Aber fangen wir am Anfang an: Der Wetterbericht sagte „leichten Wind bei bewölktem Himmel“ voraus mit „erheblichen Drehern im Verlauf des ganzen Tages“. Wie profan und doch präzise der englische Wetterbericht das ganze Grauen in wenige Worte gefasst hat- so war es haargenau!

Nach einiger Wartezeit setzte gegen Mittag leichter Wind ein und nach den üblichen Fehlstarts gingen beide Felder unter Black Flagg auf die Reise. Aber leider hielt das anfängliche Lüftchen um die 6-8 Knoten nicht lange durch und beide Felder wurden bei Totalflaute zurück zum Start geschickt. Erst am frühen Nachmittag setzte dann erneut Wind ein zunächst sogar um die 12Ktn, der dann aber zwischenzeitlich auf 3 Knoten abflaute und um nicht weniger als 30° hin und her drehte wie ein Lämmerschwanz.

Die Krönung war dann Rennen 2 des Tages, wieder wurde nach einiger Verzögerung wegen der Winddreher der Start eingeleitet. Die tapfere Wettfahrtleitung versuchte ihr Bestes und verzog die Tonnen ein ums andere mal. Irgendwann am Nachmittag schickte sie uns erneut auf die Bahn. Ich war in der zweiten Startgruppe  und startete am Pin End zusammen mit André Budzien und Bo Petersen. Aber während die beiden sich irgendwie noch verholten, -Andrè wurde noch 9. und Bo gewann sogar den Lauf, ging es bei mir immer weiter nach hinten. Gefühlt war ich die Hälfte der Zeit Allerletzter.

Alexa Müller

Der 30° Dreher nach rechts erwischte uns als Starter auf linken Seite auf dem völlig falschen Fuß und auch der  folgende 60°Dreher spülte mich nicht nach vorne. Und obwohl die Wettfahrtleitung alles versuchte und den Kurs verzog so gut es ging, ohne der anderen Flotte in die Quere zu kommen, endeten wir bei furchtbaren Anliegerkursen. Die Hauptaufgabe im Folgenden war es eine ausreichende Banane in seinen Anliegerkurs mit einzubauen um ein riesiges Flautenloch mitten auf dem Kurs zu umfahren. Zwischenzeitlich lag ich auch völlig im Öl und nur 50 Meter in Lee oder Luv auf irgendeiner Windkante konnten andere voll hängen. Schreckliche Szenen spielten sich ab, wie wir sie sonst nur von irgendwelchen Tümpeln kennen, das Ganze nur in ganz groß und bei einer WM mit 143 Startern.

Es war zum Abgewöhnen und mir hat es heute überhaupt keinen Spaß gemacht. An Land habe ich gemerkt, dass es vielen anderen aus dem deutschen Team auch so gegangen ist: Andreas Pich war tief frustriert und Lutz Boguhn psychisch total erschöpft und entnervt.  Selbst das Aftersail-Bier wollte uns nicht richtig schmecken. Nur Ralf „Ossi“ Tietje hatte es zweimal prima erwischt mit den hervorragenden Plätzen 13. und 8. (Gesamt-15.).
Entsprechend unerschütterlich gut war seine Laune nach dem segeln.

Andrè Budzien spielte seine ganze Erfahrung aus und nach Platz 3 im ersten Rennen konnte er sich im zweiten Lauf trotz Starts auf der falschen Seite noch als 9. ins Ziel retten.  Bei solch schwierigen Bedingungen und insgesamt 10 Rennen zahlt sich am Ende immer Konstanz aus und zumindest ist er als aktuell 7. (ohne Streicher) nur wenige Punkte hinter der Spitze.

Greg Wilcox

Greg konnte mit den Plätzen 18. und 8. noch den Schaden begrenzen und auch Ulli Kurfeld enttäuschte nicht mit den Plätzen 19. und 22. Die Ergebnisse findet ihr unten verlinkt.

Eigentlich kann es morgen nur besser werden, aber vor lauter Frustration habe ich ganz vergessen nachzuhören, wie es morgen werden soll. Es kann eigentlich nur besser werden!

Ergebnisse

Video des Tages von Robert Deaves