Jubel in Segeberg

Von Jubiläen, Schwimmwesten und BH´s samt abschließender seglerischer Begriffserklärung und auch Segeln

von Daniel Gröschl 19.07.2023
Da stand es nun vor der Tür: das Jubiläum des Segeberger Segelclubs. Quasi-Brutstätte und Anfangsrevier von Hall-of-fame-Hitzi. Schon die Ausschreibung des SSC ließ viel vermuten und erwähnte – scheinbar abgedreht – ne „Weltpremiere“ eines Ex-OK-Seglers. Kein Wunder, dass gleich 37 OK-Jollen an den Start gingen. Insgesamt waren es auf dem vergleichsweise großen Tümpel der Karl-May-Festspiele und OK-Weltmeisterbrutstätte – mit den anderen Klassen (Taifun, IC, Laser Master und Europe) – rund 100 Boote, also eine organisatorische Herausforderung, die bravourös bestanden wurde.

An Land und auf dem Wasser ein Regattawochenende, das grandios bewältigt wurde von Dirk, Alex, Jörg, den Gronhölzern sowie Thomas Glas und all den anderen – sehr liebenswerten – SSClern. Habt aufrichtigen herzlichen Dank für all euer Engagement und teilweise auch eure Geduld.

Doch von vorne:
Nach 13 Jahren Segeberg-Pause war es einfach Zeit, wieder in heimatlichen Gefilden zu segeln. In Gefilden mit Geschichten vom „dunklen Wald“, dem Hand-in-Hand-Waldführer Karsten Hitz, dem Klacker und – wie ich von Nicole (Böhm) erfuhr – meinem damals liegengelassenem Handy mit Politiker*innummern (Radio- und TV-Zeiten halt). Danke für die gute Verwahrung.
Also:
Mittwoch Abfahrt in Neuss nach Strande, in Schilksee wieder mal mit den Hafenmeistern berüchtigten Kontakt gehabt und dann am Freitagmittag ab nach Segeberg. Poleposition für die heiße Schokolade (danke Frank Strelow – läuft wie ne 1 😊) und Schattenparkplatz für “Ole-Frederick“ (spätestens jetzt wisst ihr, dass mein T3 seit 23 Jahren so heißt).
Erstmal ankommen. Rauf aufs Fahrrad und ab durch den noch hellen Wald zum SSC, dort lauter Begrüßungen und – shame on me – Wiedererkennung ursprünglich altbekannter Namen, ein bisschen noch mit aufgebaut, festgestellt, dass die Bühne für Frank Schönfeldt längst steht, ein Bierchen am Bierwagen mit all den inzwischen Eingetrudelten, wie u.a. Ralf Mackmann, endlich mal wieder Jörn Wille, Thorsten Schmidt und zwei Laser-Seglern, so dass am nächsten Morgen die ersten 30 Liter fehlten. War übrigens ein netter Abend und am nächsten Morgen ein gemütliches gemeinsames Frühstück in der Innenstadt des niedlichen Bad Segebergs.
Samstag. Palaver. Mit dabei übrigens auch Karsten Hammer. Dann raus auf Wasser. Das ging dieses Mal aufgrund des großen Andrangs nicht vom Club aus, sondern der gesondert gekennzeichneten Fläche beim „Großen Freibad“ und damit vom Strand aus. Und frei nach Schönfeldt ging es mit einem „Start in Lee“ (für mich zunächst missglückt, daher mit Halse und gefundener Lücke) und dann eben doch nicht über links, sondern zunächst über die Mitte, rechts haltend bis vor den SSC und dann sanft mit jedem Dreher nach leicht links rüberrobbend. Zack, das lief im ersten – naja –, jedenfalls im zweiten und dritten Rennen, ohne dass der „Wind schlapp“ wurde und ohne, „dass ich hinterher gefahren wäre“ (vgl. zuvor eingefügter Link). Also links gestartet, dann weit nach rechts rüber bis 50cm vor den Steg vorm SSC und auf zur Tonne. Das ging. Weiß gar nicht, ob Cord heimlich Segeberg-Kenner wurde. Er hatte genau das jedenfalls drauf, fuhr souverän vorne weg und wurde bereits im ersten Rennen Erster, gefolgt von Jörn Wille und dem Vollstrecker, der so gar nichts Segebergerisches vergessen zu haben schien nach fast 40 Jahren Abwesenheit.
Zweite Wettfahrt das gleiche Rezept – also ordentlich Gedrängel am Pin-End und daher gleich mit einem Gesamtfrühstart, so dass wir hinter all den anderen Klassen wieder „eingereiht“ wurden.

Im zweiten Rennen ging Cord auch nach der zweiten Runde vor mir um die Luvtonne und vergab so seinen sicheren ersten Platz. Wir drehten schleunigst um, als wir merkten, dass wir schon ins Ziel sollten und was für mich noch eine ziemliche Herausforderung wurde im Fight mit Johannes Jahnsen, der Zweiter und Martin von Zimmermann, der Dritter wurde.
Für die dritte Wettfahrt war Cord wieder auf Höhe und gewann erneut klar vor mir und Lokalmatador Oli.
Dennoch: war am Samstag schon ein bisschen Topfschlagen und – um mit Jessica zu sprechen – „Segeberg halt“. Und doch tat es fast schon gut, dass der männliche Groupie Karsten Hitz dann meinte: Mensch, Daniel, dass Du so souverän weit vorne segelst – hättest Du das nach all unserem Training nicht schon früher mal klarmachen können!?
Jedenfalls ließ sich niemand ärgern durch die Rennen und auch nicht dadurch, dass der Strom für den Bierwagen erforderlich war. Wären während des Duschens die Durchlauferhitzer des SSC allzu sehr beanspruch worden, hätte das Bier nicht gekühlt werden können. Das ging gar nicht. Und so duschten nur Bierverschmäher, während die anderen im See baden gingen. Klare Zielsetzung.
300 Liter waren es insgesamt an jenem Abend (gutes Zeichen für die exorbitant tolle Veranstaltung oder kritisch für den Regattasport!?!?). Dazu trugen dann auch sicher die Schwimmwesten bei. Oder anders: die Weltpremiere und Start der Europatour von „Frank Schönfeldt und die Schwimmwesten“ begann. Übrigens der erste Live-Auftritt ever.

Großer Auftritt. Jedenfalls flog mindestens ein BH, tausend rote Rosen und Fan-Schilder – jedenfalls laut Frank auf facebook

Jedenfalls hatten alle, die Vereinsmitglieder, die Regattateilnehmer und sonstigen Gäste, verdammt viel Spaß, insbesondere wenn man Wurmi und Hitzi so zuschaute. Letzterem war es wohl zu schmerzlich am nächsten Morgen dem OK-Treiben nochmal zu zuschauen. Dafür ging dann am Sonntag Frank Schönfeldt mit an den Start. Und zwar im Boot von Jörg Sylvester (Glückwunsch zum 30.Hochzeitstag lieber Jörg, und übrigens auch Dir, Harald Zangenberg zum 35.). Ich hätte Frank also meine alte und jetzige Trainings-OK, die völlig atypische von ihm gebaute GER-595, mit dem Pink Floyd Cover von The Dark Side Of The Moon mitbringen sollen. Aber vielleicht für Plön. Und außerdem fuhr ja mit Katharinas GER-606 bereits eine Schönfeldt-OK mit.

Dass er aggressiv starten kann, stellt der Regnoc-Macher dann auch noch unter Beweis.
Dem Abend folgte der Morgen und dem Morgen der Sonntagsstart. Erster Start über rechts, zweiter über links.
Während des ersten Sonntags- und damit vierten Gesamtrennens kam Maik Westfehling groß raus, fuhr konsequent schnell und gut vorne weg und wurde schließlich zweiter hinter Cord und vor Alexander Migge. Und in der zweiten Wettfahrt des Tages wurden dann die Karten etwas neu gemischt. Oli trumpfte auf, zeigte, dass er hier zu Hause ist und gewann vor Ralf Mackmann und Thorsten Schmidt. Ich hingegen verstand die Welt nicht mehr als ich im ersten der beiden Rennen als Dritter um die Tonne ging. Die beiden – ich glaube Cord und Mackmann – fuhren davon, ich blieb stehen und das Feld von hinten – ob rechts oder links – sammelte mich fast ein. Hab´s nicht kapiert. Wahrscheinlich gab´s nichts zu verstehen.
Jedenfalls wurde ich 13. und 11. Nun gut, dachte ich. Das ist jetzt der Vierte. Da komme ich ums Schreiben herum. Und was war: am Ende heißt es vom SSC-Gronholz während der Ehrung als Dritter: „Habe schon geschrieben, Du bist dran.“ Hätte ich den Steinhudebericht für´s Halbmodell schon fertig gehabt, hätte ich ja noch kontern können. Aber so. Selber schuld also, wenn man mit Steinhude nicht hinterherkommt. Da fühlt man sich fast wie ein Vorschotidiot (wenngleich der Vergleich etwas hinkt. Aber ich wollte das von Frank und seinen Jungs gesungene Stück unbedingt noch hier einbringen 😊).

Was soll ich sagen: War eine einfach tolle Veranstaltung, die so eindeutig nicht wiederholbar ist und einmalig war. Wie auch. Ein 75-jähriges Jubiläum gibt es nur einmal. Herzlichen Glückwunsch lieber SSC. Toll, dabei gewesen zu sein. Und wie schön, dass der OK-Style nicht stirbt und sich auch andere neue Segler sukzessive zunehmend in diesen OK-Style einfinden.
Hier übrigens mal die ganze Ladung von Bildern aus Segeberg und nun natürlich auch die Gesamtergebnisse unten.
Etwas Unschönes zum Schluss: Da will ich gerade aufbrechen. Und was ist: Cord ist immer noch da. Grund: Sein Mast-Cover war weg. Bei den OKs klaut niemand was (ansonsten gibt´s Ärger). Also: falls jemand versehentlich zwei Mast-Cover hat, einfach mal bei Cord melden.
Fazit: Segeberg, wunderschön und Urlaub pur. Toller Club, nette Leute, kleine Regatta. Wiederkommen ist zwar nicht Pflicht aber jedenfalls ratsam. Macht einfach Spaß dort und hat Geschichte. Und jetzt sogar noch mehr mit dem Beginn der Europatour von Frank Schönfeldt und den Schwimmwesten. Und von denen ein bisschen Begriffserklärung für euch zu Hause.

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