Kehraus / Haltern: 08.-09.10.2011

Der verschenkte Sieg

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Endlich komme ich mal dazu den fehlenden Bericht von der Kehraus Regatta in Haltern zu schreiben. Es ist schon einige Wochen her, aber so richtig vergessen kann ich das Wochenende noch nicht. Seit Anfang der 70er Jahre, als das OK Segeln in Haltern begann, werden im Frühjahr und im Herbst die Kehrein- und die Kehrausregatta veranstaltet und seit ich segele bin ich dabei!

Schon immer war die OK-Klasse hier in Haltern sehr groß und ist mit über 15 Booten sicherlich seit Jahren die Hochburg des OK-Segelns. Leider fehlen uns ein wenig die Wellen, das weite Meer und die Strömung. Dafür haben wir die Insel- und Baggerumrundungen bis zur Perfektion geübt und auf vielen Regatten/Meisterschaften unsere Duftmarken in Pokalen und Meisterschalen eingraviert hinterlassen!

Seit 18 Jahren wird die Kehraus vom SCST durchgeführt und der Verein versucht jedes Jahr dieses Wochenende für uns Segler zum absolut speziellen Event zu gestalten. So auch mal wieder zur Kehraus 2011. Für einen reibungslosen Zugang zum Strand wurden eigens angefertigte Rampen aufgebaut und viele Helfer organisierten das Slippen.

Bei besten Segelbedingungen trudelten bis zum Start 35 hoch motivierte Wettkampfstrategen ein. 5 Belgier, 2 Niederländer und ein Franzose gaben der Veranstaltung den würdigen internationalen Touch! Insgesamt waren 5 Wettfahrten ausgeschrieben. Bei Sonnenschein, milden Temperaturen und um die 3 Windstärken ging es hinaus auf den See. Die Regattabahn mussten wir uns mit den 470ern teilen, was jedoch durch den lang gezogenen Dreieckskurs völlig entspannt wurde.

Um 14 Uhr der erste Start. Da am Samstag die Startkreuz sehr kurz war, wollte gut überlegt sein, welches die bessere Seite war. Obwohl die linke Seite deutlich bevorzugt war, entschied sich der größte Anteil traditionell für das Startboot. Also los! Kurz nach dem Start auf Steuerbord gewendet und fast der Anlieger ans Luvfass. Die einzigen die von Lee durchkamen, waren der hoch motivierte Antwerpener Gefahrensucher Jörg mit dem aalglatten blauweißen Schiff und der brandenburgische Segelmacher. Charly verlor leider wieder seine gute Position und Jörg hing mir nun an den Fersen.

Auf dem zweiten Raumschenkel konnten wir uns beide vom Feld etwas absetzen. So ging es dicht an dicht über den Kurs. Zum letzen Drittel des 1. achterlichen Kurses fuhren wir parallel mit Backbordbug auf die Leetonne zu. Nachdem ich auf Steuerbordbug geschiftet hatte, wurde der Aal etwas schneller. Anstatt auf Kampfkurs zu gehen um die Innenposition zu behalten, ließ ich Jörg noch vor der Tonne reinfahren. Sollte man nicht machen, denn auf der folgenden Kreuz fuhr Jörg souverän einige Meter Vorsprung heraus, ohne sich aber absetzen zu können.

Auf der vorletzten Kreuz wurde er dann doch nervös. Sönke und Rübe, die eigentlich weit abgeschlagen uns folgten, konnten durch einen starken Dreher noch etwas herankommen. Jörg rettete seine Führung bis zur Luvtonne, gefolgt von mir und etwas Abstand mit Sönke, Peter und Rübe. Weil der Wind leicht gedreht hatte, fuhr ich auf dem letzen achterlichen Schenkel etwas nach links. Jörg der beharrlich rechts blieb hatte keine Chance mehr! Meter um Meter konnte ich mich absetzen und die anschließende Zielkreuz entspannt zu Ende segeln! Jörg musste noch ordentlich zittern, da Sönke und der Rest immer näher kamen.

Die zweite Wettfahrt begann wie die erste, gleiche Bedingungen, gleicher Start des Feldes!Diesmal war die Traumfrau mit dem Böhmaten und Jürgen Illers an meiner Seite bzw. an der Luvtonne. Das gleiche Spiel, wir konnten uns vom Feld etwas absetzen. Uwe verlor etwas den Anschluss – Jürgen und ich fighteten um die Führung. Als Jürgen dann auf der dritten Kreuz beharrlich auf die rechte Seite fuhr, da war es um ihn geschehen. Auf dem folgenden Dreieck und dem Schenkel konnte ich den Vorsprung ruhig ausbauen. Rübe konnte sich noch an der Traumfrau vorbei auf den zweiten Platz segeln. Jürgen rutschte leider noch bis zum 6. Platz durch.

Bevor die dritte Wettfahrt gestartet werden konnte zog eine Gewitterfront auf und das Rennen wurde auf Sonntag verschoben. Am Strand erwarteten uns schon viele Helfer und wir wurden mit etlichen Kaltbierschalen verköstigt. Das abendliche Buffet war mal wieder vom Feinsten, im Zelt spielte anschließend die Huckesteinband zum rocken auf! Klasse Party, die irgendwann im Morgengrauen endete!

Am Sonntag gab es ein umfangreiches Frühstück und nach dem ersten Kaffee sahen alle Gesichter schon wieder etwas entspannter aus. Über dem See hing eine dicke Nebelwand. So war Warten angesagt. Irgendwann lichtete sich der Nebel und die Sonne kam raus. Eine leichte Brise strich über den See und die Regattaleitung gab das Zeichen zum Auslaufen. Eigentlich war schon fast alles klar. Ich führte souverän mit 5 Punkten Vorsprung vor Rübe und 6 Punkten vor Sönke. Natürlich kann immer etwas passieren aber ich hatte ein gutes Gefühl. Aber es kam alles anders als gedacht, na ja: Hochmut kommt vor dem Fall!

Dadurch, dass der Wind etwas gedreht hatte wurde diesmal ein Up’n Down gefahren. Die linke Seite war erneut bevorteilt, aber durch die Dreher und der drohenden linken Landabdeckung risikoreich. Also in der Mitte gestartet um dann frühzeitig nach rechts rüber fahren zu können. Leider wollten das nicht die Boote über mir! Mist! Bis die Lücke dann da war, war es auch schon zu spät. So reihte ich mich oben am Luvfass schön um den 10. Platz ein. Da meine direkten Mittstreiter um den Sieg auch noch nicht so weit vorn waren, war alles noch im grünen Bereich. So ging es dann über den Kurs, rauf und runter.. ein zwei Plätze vor und auch zurück. Dabei wurde mir wieder mal klar, mitten im Feld wird auch gut gesegelt und richtig langsam ist da auch niemand. Außerdem fährt man irgendwie ständig in irgendwelchen Abwinden rum. Rübe und Sönke konnten sich langsam aber stetig einen Platz um den Anderen nach vorne schieben, dass entging mir natürlich nicht. Zu meinem Wohlbefinden trug dass nicht so richtig bei und ich versuchte dem entgegen zu wirken!

Anstatt in Ruhe zu segeln und auf seine Chance zu warten, der Anschluss war ja da, denn das Feld/Gegner waren noch immer sehr dicht zusammen, versuchte ich es mit der Brechstange. Aber der erlösende Vollstreckerschlag sollte nicht gelingen, alles was ich versuchte, es ging nach hinten los. Ich fiel immer wieder auf den 10. Platz zurück. Rechne, rechne, wie viele Punkte hat Rübe/Sönke. Auf der Zielkreuz war klar Rübe und Sönke sind vorne, aber alles war noch drin! Selbst der zweite Platz war gefährdet! Nein, ich will nicht schreiben!

Was man alles sieht und nicht sieht. Hoffnungsvoll warteten Rübe und Sönke oben am Ziel. An der Leetonne war ich 7ter oder 8er, dann auf die linke Seite gewendet und mit Steuerbordbug zum Ziel. Das sah eigentlich recht gut aus, aber ca. 50 Meter vor dem Ziel der Dreher den ich überhaupt nicht gebrauchen konnte. Die Boote, die ich schon überholt hatte waren wieder vor mir und ich ging als 10ter über die Linie! Ein erlösendes und verständliches Grinsen und Freude bei Rübe und Sönke, Frust und Fassungslosigkeit bei mir. Mitleidiges Schulterklopfen an Land und das kühle Willkommensbier schmeckte überhaupt nicht mehr. Na ja, eigene Schuld. Gratulation an Rübe und Sönke die einfach beständiger gesegelt sind.

Trotzdem war es, ich denke für alle Beteiligten, ein super Wochenende mit einer guten Wettfahrtleitung und phantastischer Cluborganisation mit allen Drum und Dran für wenig Geld.

Bis dann der Vollstrecker (oder auch nicht..)

Fotos … 

ergebnisse

1 GER 773 Prinz, Rüdiger 5 2 1
2 GER 690 Behrens, Sönke 3 5 2
3 GER 771 Mackmann, Ralf 1 1 10
4 GER 775 Rademacher, Jörg 2 8 4
5 GER 599 Böhm, Uwe 9 3 7
6 GER 697 Posny, Joerg 13 7 3
7 BEL 220 Poelman, Ronny 11 4 14
8 GER 643 Illers, Jürgen 14 6 12
9 GER 735 Gericke, Dirk 7 12 15
10 GER 766 Goronzi, Gunnar 12 18 5
11 BEL 214 Verrijdt, Paul 6 10 19
12 GER 693 Gröschl, Daniel 16 13 8
13 GER 642 Stockhardt, Claus 10 15 13
14 GER 567 Beckmann, Jan 19 9 11
15 GER 662 Breitbart, Gerd 17 14 9
16 GER 715 Beye, Sven 8 19 17
17 GER 774 Wolf, Michael 20 20 6
18 GER 665 Stephan, Peter 4 11 DNC
19 GER 651 Ridder, Heinz 18 30 16
20 GER 749 Wehmeier, Jens 26 17 22
21 GBR 2043 Döblitz, Olaf 21 26 21
22 NED 555 de Vries, Jan Siebe 15 DNF 18
23 FRA 1820 Dodard, Raymond 25 27 20
24 BEL 1 Andrew, Rod 22 22 29
25 BEL 203 Rommelaere, Joost 27 24 23
26 GER 748 Kath, Karsten 23 16 DNC
27 GER 664 Neveling, Thomas 29 21 26
28 GER 637 Fuchs, Sebastian 30 23 24
29 GER 646 Bock, Jens 24 28 28
30 GER 728 Kath, Wilhelm 28 25 DNC
31 GER 653 Mackmann, Susanne DNS 29 25
32 GER 357 Gerbig, Ralf 33 31 30
33 GER 587 Borchers, Uli 32 32 31
34 BEL 29 Andrew-Becker, Johanna DNS 34 26
35 NED 638 Bancken, Robert 31 33 DNC