Kleine WM-Nachlese aus der Ferne

Meinung von Thorsten Schmidt   06.01.2014

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Foto: Lara Blasse

 

Die OK-WM 2014 in Melbourne ist Geschichte. Wir haben nach turbulentem Verlauf  mit Matt Stechmann einen neuen Weltmeister aus Neuseeland, der mit lediglich einem Punkt Vorsprung vor gleich  drei punktgleichen Konkurrenten gewann, Greg verpasste als Vierter nur denkbar knapp den Titel, die meisten Teilnehmer hatten trotz untypischer Segelbedingungen großen Spaß, auf der internationalen Seite der OKDIA finden sich wie immer spannende Berichte von Robert Deaves, im WM-Album finden sich tolle Bilder und so könnte man denken dies war eine OK-Weltmeisterschaft wie schon viele zuvor.
Dennoch war die WM-Ausgabe 2014 für mich als Zuschauer aus der Ferne doch etwas ganz Besonderes.
2015-01-01 11.15.36Zum ersten Mal hatte ich durch die täglichen Berichte von Jörg Sylvester das Gefühl mit dabei zu sein auf der anderen Seite der Welt. Dank der vielen Handyfotos und der Berichte von Jörg konnten wir alle Mitglieder des Teams sein und viele werden wie ich täglich gespannt auf neue Nachrichten aus Melbourne gewartet haben. Dafür bedanke ich mich nochmal ausdrücklich, wahrscheinlich auch im Namen der anderen „Follower“

 

Turnusmäßig gab es auch bei dieser WM die AGM-Sitzung, bei der wir als deutsche KV mit über die Zukunft der OKDIA, der technischen Entwicklung und der Klassenregeln entscheiden. Zwar hatte Peit als 1. Vorsitzender die einzelnen Punkte der Agenda mit Martin v. Zimmermann als technischem Obmann und Ralf Tietje vorbereitet und auch das dänische Abstimmungsverhalten erfragt, trotzdem gab es vor der Sitzung beim durch den Vorstand entsprechend “gebrieften”  WM-Teilnehmer Unsicherheiten zu einzelnen Punkten. Um in Zukunft eine breitere Grundlage für die Entscheidungsfindung zu erreichen und unser  Abstimmungsverhalten für alle deutschen OK-Segler transparenter zu gestalten, würde ich mir eine Meinungsbildung auf KV-Ebene wünschen.

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Originalzettel zur Abstimmung bei der AGM

Naturgemäß ist die Jahreshauptversammlung während der IDM zwar ein passendes Forum für solche Fragen, da die Tagesordnung der AGM in der Regel aber erst acht Wochen vor der nächsten WM fest steht, müssen wir auf andere Weise unser Abstimmungsverhalten als nationale KV festlegen. Ein Vorschlag wäre, das geschlossene Forum der Homepage zu nutzen und jeweils direkt nach Erscheinen der Agenda für die nächste AGM eine gemeinsame Linie zu erarbeiten. Dies setzt natürlich ein allgemeines Interesse der KV-Mitglieder an der Zukunft und der technischen Entwicklung  der Klasse voraus. Mitglieder der KV, die bisher noch keinen Zugang zum Forum haben bekommen die entsprechenden Anmeldedaten unkompliziert nach Anfrage per E-Mail beim Webmaster.
Das alles überlagernde Thema  dieser WM war aber die Disqualifikation des amtierenden Europameisters Jörgen Svendsen aus Dänemark im dritten Rennen, bei dem er als erster die Ziellinie überquert hatte. Als einer der Mitfavoriten gestartet, sprach die Jury auf Veranlassung des Chefvermessers Dick Batt nach dem Rennen eine Disqualifikation gegen Svendsen wegen unerlaubter Gewichtskonzentration aus.

Zwar war bei der Vermessung vor der WM der neue SOTA-Rumpf des Dänen nicht beanstandet worden, aber eine Überprüfung während jeder Wettfahrt ist nach den Regeln möglich und auch schon früher durchgeführt worden. Als  Versuch einer unerlaubten Gewichtskonzentration beanstandet wurden die aus Edelstahl bestehenden Unterlagen für die Ausreitgurtbefestigung am vorderen Schott der Plicht (Vermessungspunkt 2). IMG_4227Zusammen wiegen die beanstandeten Platten ca. 5,4 kg.  Neben dem Zeitpunkt der Disqualifikation während einer laufenden Regattaserie wird von dänischer Seite vor allem kritisiert, dass in der entsprechenden Regel der Klassenvorschriften eine Aussage zur Bauweise des Rumpfs, also Materialdicke usw. nicht aber zur Dimensionierung der Beschläge gemacht wird. Dennoch wertete die Jury die Stahlplatten als Verletzung der Intention der Regel 8 nach der Gewichtskonzentration ganz allgemein verboten ist.
Seitdem wird diese Entscheidung international in allen OK-Foren, auf Twitter und auf Facebook kontrovers diskutiert, zum Teil begleitet mit erheblichen Emotionen. Das Thema  hat sogar schon Nachhall in der dänischen Segelpresse gefunden. Klar geworden ist aber auch mal wieder der große Stellenwert eines OK-WM-Titels.
Ich bin sicher, dass die entsprechende Regel im technischen Komitee der OKDIA überarbeitet wird und auf einer der nächsten AGM eine Modifikation zur Abstimmung gestellt wird.
Die WM in Melbourne 2014 bleibt für viele auch wegen dieser Vorkommnisse  in Erinnerung als eine besondere Weltmeisterschaft.

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