Lustiges Runden-Drehen auf dem Lippesee
von Thorsten Schmidt 27.10.2021
Ein wirklich herrliches Herbstwochenende hatten sich die 30 OK-Segler da ausgesucht um in Paderborn am Lippesee um die Wette zu segeln. Der Samstag begann mit milden Temperaturen, strahlender Sonne und einer launigen Begrüßung durch die Wettfahrtleitung vom gastgebenden SVPB. Und die hatte offensichtlich ebenso viel Lust auf ein schönes Regattawochende wie wir OK-Segler. Man einigte sich schnell auf einen Up-and-down-Kurs, schließlich sollte der Wind am Nachmittag aus West kommen und für ein vernünftiges Dreieck gibt es einfach zu viele Inseln auf dem „Paderborner Meer“. So aber konnten wir den „neuen“ Teil des Lippesees, der wirklich von Jahr zu Jahr größer zu werden scheint, nutzen. Dieses schlauchartige Stück vom See liegt genau in Ost-West-Richtung, bietet aber auch einige Ecken und Kanten und sanfte Buchten. So war es kein Wunder das am Ende des Tages viel von „Kap-Effekt“ , „Ansaugbriesen“ und ähnlich gelehrigem Kram aus den Taktikbüchern die Rede war.
Die ausgezeichnete Wettfahrtleitung wartete zunächst ein wenig bis sich die angesagten zwei Windstärken überall auf dem Kurs durchgesetzt hatten und ließ uns dann im ersten Rennen drei Runden drehen, in Luv mit Ablauftonne, in Lee mit einem Gate. Damit kam noch mehr taktische Würze ins Spiel und das eigentlich immer dicht zusammenliegende Feld wurde zumindest etwas auseinander gezogen. Sönke Behrens konnte nach lustigem Hin und Her in der Spitzengruppe den Lauf nach ca 50 Minuten gewinnen.
Offensichtlich rechnete die Wettfahrtleitung mit abflauendem Wind und ließ eine kurze Wettfahrt mit nur zwei Runden folgen. Nach nur 35 Minuten waren wir wieder im Ziel. Durch eine „Privatböe“ hatte ich mich auf dem ersten Vorwindgang absetzen können und so blieb mir kaum Zeit so richtig nervös zu werden, schwuppdiwupp, -schon war das Rennen zu Ende.
Das konnte die Wettfahrtleitung so nicht auf sich sitzen lassen: Der dritte und letzte Lauf des Tages sollte über sage und schreibe fünf Runden gehen und der eine oder andere fragte nach Tafel und Kreide um Striche zu machen. Die alternativ mit dem Takelmesser eingeritzten Kerben im Deck ersparte uns aber glücklicherweise Thomas Sander. Unser Mann von der Sorpe ergriff bereits nach der Startkreuz die Initiative und führte weit vor der restlichen Meute. Nur mit seinen Pfadfinder-Aufgaben beschäftigt und nicht durch taktische Geplänkel abgelenkt, gelangte Thomas nach etwas mehr als einer Stunde und fünf mal Auf und Ab ins Ziel. Mit seinem souveränen und hochverdienten Tagessieg ersparte er den anderen die lästige Zählerei und freute sich an Land beim „Aftersail-Bier“ wie Bolle.
Unsere Gastgeber Heiner und Louis hatten beide einige Tage zuvor Geburtstag und sorgten wie selbstverständlich für die Getränke. Die Stimmung bei den Ok-Seglern war nach diesem schönen Segeltag ausgelassen, ja geradezu enthusiastisch und das lag vor allem an dem leicht hin und her pendelnden Wind, der trotzdem faire Segelbedingungen bot und wirklich allen Spaß machte.
Beinahe nahtlos schloss sich das Abendprogramm an: Keine 300m vom Clubhaus entfernt erwarteten uns in der „Seemöve“, einem muckelig-warmen Bistro mit Seeblick viele gemütliche Sofas und Sitzgruppen und wie immer leidenschaftlich vorgetragene Segelgeschichten. Dazu gab es Gulasch und Getränke und die Aussicht auf einen schönen Segel-Sonntag.
Die Nacht war richtig kalt und morgens lag eine Eisschicht auf den Decks. Aber nach dem ausgiebigen Frühstück an der langen Tafel im Clubhaus mit persönlich vom Vizepräsidenten Heiner aus der großen Pfanne serviertem Spiegelei waren Sonne und Segler schon kräftiger und auch die Schoten im Schiff wieder aufgetaut.
Der Blick auf den See versprach einen schönen Segeltag, allerdings hatte der Wind um fast 180 Grad gedreht und kam nun mit etwa 2-3 Windstärken aus Südost. Der Up-and-down-Kurs lag im „alten“ Teil des Lippesees und all die am Vortag frisch erworbene Expertise über die zu erwartenden Dreher war nichts mehr wert. Insbesondere rund um die Luvtonne pendelte der Wind in kurzen Abständen hin und her und wer hier den richtigen Rhythmus bei seinen Wenden fand war ganz vorne dabei. Am besten gelang das in beiden Rennen des Tages Olli Gronholz. Mit breitem Grinsen und sichtlichem Spaß absolvierte er das immer wieder entscheidende letzte Drittel der vielen Kreuzkurse im richtigen Groove. Ob er aber aus Freude oder um den richtigen Takt zu halten, tatsächlich leise vor sich hin gesungen hat, wie der eine oder andere gehört haben will, ließ sich abschließend nicht sicher klären.
Nach den beiden Rennen an Land war klar: Nicht nur Olli, der Gesamtsieger hatte Spaß. Überall gab es begeisterte Menschen und viele hätten sich noch ein weiteres Rennen bei jetzt zunehmendem Wind gewünscht. So aber war am frühen Nachmittag Schluss und insbesondere Murks Nissen mit der weitesten Anreise aus Bayern wird nicht traurig darüber gewesen sein. Wolfgang Höfener gelang nach seinem Wiedereinstieg mit neuem Boot eine tolle Serie. Er war konstant in allen Läufen vorne dabei und hat mit seiner Rückkehr in die beste Einhand-Klasse offensichtlich die richtige Entscheidung getroffen.
Dank gilt dem Segeler-Verein Paderborn und unseren OK-Gastgebern Heiner, Louis und Peter für ein richtig tolles Wochenende.