Rubrik: Wie segle ich meine OK-Jolle?
Heute Frage 56: Was mache ich eigentlich mit dem Schwert?
von Thorsten Schmidt 14.02.2016
Immer wieder ist zu hören, es sei doch ganz einfach: An der Kreuz soll das Schwert soweit wie möglich nach unten und Raumschots/Vor dem Wind ziehen wir das Schwert irgendwie nach Gefühl nach oben-fertig!
Kann man so machen. Gerade dir als Einsteiger erleichtern aber ein paar simple Markierungen am Schwerthals, also dem über Deck sichtbaren Teil des Schwertes die optimale Einstellung ohne großes Nachdenken auf allen Kursen.
Kommt der Wind von hinten oder schräg von hinten brauchen wir das Schwert vor allem für die Stabilität, also schlicht um nicht zu kentern. Zuviel Schwert im Wasser bietet aber einen großen Widerstand und macht dich langsam. Wenig Schwert im Wasser bietet weniger bremsenden Widerstand, aber das Boot wird kippeliger und es wird auch schwieriger zu steuern, weil die seitliche Abdrift zunimmt. Eine Kenterung ist von allen Optionen immer die Langsamste. Es gilt also einen Kompromiss zu finden zwischen Schnelligkeit und Sicherheit.
Das Schwert der OK-Jolle ist an der Vorderkante nur wenige Zentimeter unter der Wasserlinie drehbar gelagert. Zudem ähnelt die vom Wasser benetzte Fläche des Schwertes einem nicht gleichschenkeligen Trapez. Kleine Veränderungen am Schwertkopf haben durch die exzentrische Drehbewegung große Auswirkungen auf die sich im Wasser befindliche Schwertfläche und bewirken so auch dramatische Veränderungen auf die Segeleigenschaften deiner OK-Jolle.
Weil kleine Positionsveränderungen einen so erheblichen Einfluss auf den Lateralplan haben, helfen sich viele OK-Segler mit einem Trick. Sie markieren sich eine Standardeinstellung für das Schwert bei achterlichem Wind. Für die meisten ist das die Schwertposition, bei der die hintere untere Ecke des Schwerts mit dem Rumpf abschließt. In dieser Stellung ragt das Schwert nicht mehr sehr tief, dafür aber über fast die gesamte Schwertkastenlänge ins Wasser: So erreicht man einen niedrigen Widerstand bei der nach vorne gerichteten Fahrt durchs Wasser und gleichzeitig eine hohen seitlichen Widerstand für Sicherheit und Spurstabilität- fast wie bei einem Langkieler.
An Land kannst auch du diese Markierung ganz einfach anzeichnen. Bring dein Schwert in die gewünschte Position und markiere am Schwerthals in Höhe des Schwertkastens diese Stellung mit einem Strich. Ab sofort hast du ganz leicht eine Orientierung über die Schwertstellung während des Segelns. Bei mehr Wind kann das Schwert ausgehend von dieser Standardeinstellung weiter abgesenkt werden, wenn das Boot zu instabil wird. Bei wenig Wind kannst du das Schwert auch über diese Marke hinaus nach oben ziehen-Vorsicht, viele haben auf diese Weise sogar bei Flaute schon unfreiwillig gebadet.
Aber an der Kreuz sollte die Schwerteinstellung doch eigentlich einfach sein, maximal nach unten mit dem Ding und auf diese Weise schön Höhe fahren, oder?
Auch hier lohnt es sich an Land einen Blick auf das Unterwasserschiff zu werfen.
Die Klassenregeln schreiben vor, dass das Schwert an seinem tiefsten Punkt maximal 80cm von der Rumpfunterseite entfernt sein darf. In dieser Maximalposition wird aber der dickere nicht profilierte obere Anteil des Schwertes nah des Schwertkastens bereits vom Wasser angeströmt und sorgt für große Turbulenzen. Viele Segler stellen daher das Schwert so ein, das gerade eben nur der profilierte Anteil des Schwerts im Wasser ist und verzichten auf den letzten Zentimeter.
Greg Wilcox, seit längerer Zeit Weltranglistenerster beschreibt in seiner Trimmanleitung, veröffentlicht im OK-Magazin 5/2015 Seite 16, wie er seine Grundeinstellung für das Schwert an der Kreuz findet. Er markiert sich an seinem Schwerthals die Position, bei der die Hinterkante des Schwertes im rechten Winkel zur Rumpfunterseite in Höhe des Schwertkastens steht. Dadurch erreicht er eine optimale Anströmung des Wassers entlang der Profilierung des Schwerts. Die fehlenden zwei Zentimeter Wassertiefe in dieser Schwertposition haben nach Greg dagegen ein nur geringen Effekt auf die seitliche Abdrift.
In jedem Fall kannst du bei sehr viel Wind das Schwert an der Kreuz ruhig einige wenige Zentimeter nach oben ziehen. Dadurch lässt sich das Boot auch bei “Überlebensbedingungen” gegen den Wind aufrechter segeln und du bist deutlich schneller als bei stark gekränktem Boot oder flatterndem Segel.