Stenungsund Segelsällskap / 18.04.09 – 19.04.09

Testbericht 2009 der Veranstaltung Stenungsund, SWE…

von Jule Hofmann 18.04.09

1. Kurzkennziffern:
Tester: Juliane Hofmann, Greg Wilcox
Ort: Stenungsund, Schweden, Westküste, ca. 50km nördlich von Göteborg
Veranstaltung: Regatta für OKs, Opti, Europes, Zoom8
Dauer: 2 Tage
Strecke von Potsdam: 1400km, davon 340 über Wasser und 1000 an Land

2. Voraussetzung:

Überprüfen Sie vor Reiseantritt Ihre Fahrzeuge. Sollte Ihr Trailer älter als 8 Jahre sein und nie eine Erneuerung erfahren haben, ist vor dem über 1000km-Tripp der Wechsel von Radlagern und Reifen zu empfehlen. Überprüfen Sie die Trailerauflagen und sorgen Sie für eine stromlinienförmige Packung der Boote zwecks Minimierung des Windwiderstands.

2.1 Beachten:
nach fest kommt ab

 

3. Anreise:
Wir empfehlen eine über-Nacht-Fährfahrt von Rostock nach Trelleborg. Besonders in der Wochenmitte ist die Überfahrt günstig (ab 310 Euro für Auto+Trailer return).

 

3.1 Tipp1:

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Planen Sie erholsame Versorgungstopps ein: hier mit HP Hylander (r.) und Mats Caap (m.) nach dem Frühstücken Boote und Kram angucken

Nehmen Sie sich Zeit und planen Sie ausreichend erholsame Versorgungstops ein. Z.B. Abendbrot an Warnemündes altem Strom in der Cubar (Spare ribs inkl. Salat und Kartoffelspalten nur 7,50 Euro in der Nebensaison plus Vorfreude auf den Sommer). Sparen Sie sich die Fährkabine (90 Euro oneway) und hauen Sie sich mit Isomatte und Schlafsack unter einen Caffeteriatisch. Ein Frühstücksbrunch in Varberg bei alten OK-Recken inkl. Klugschnacken und Erzählen alter Geschichten kann Sie schon im Vorfeld der Regatta aufs Segeln stimulieren.

 

4. Lokation und Infrastruktur:
Stenungsund ist ein kleiner Ort mit einem typisch schwedischem Segelclub (1 Holzhaus auf Schäre inkl. 3 Toiletten und 2 Duschen). Die gastronomische Infrastruktur beschränkt sich auf Ausschank von Kaffe, Tee und Kakau im Clubraum und ist dank etwa 200 Segler und 50 Betreuer nicht zur Versorgung einzuplanen. In der Nähe liegen gute Kneipen. Dank der sinkenden SWE-Kronen ist ein warmes Abendbrot durchaus bezahlbar (Burger mit Fritten und Salat 15 Euro). Hüten Sie sich aus ökonomischen und gesundheitlichen Gründen vor der Bar im gegenüberliegenden Yachtclub (1 Bier 6 Euro).

 

4.1 Beachten:
Erwarten Sie keine deutschen OK-Regattta-Standards wie Verpflegung-im-Startgeld-inbegriffen (trotz 30 Euro pro Boot) oder soziales Programm. Zelten/ im Auto campieren ist aufgrund der winterlichen Temperaturen (gefühlte 5 Grad) nicht zu empfehlen.

4.2 Tipp 2:

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Lokation und Infrastruktur: Viel los um Holzhaus und Schäre. Im Hintergrund: gefährlicher Yachtclub (weiß)

Erkundigen Sie sich vor Abreise in welcher Unterkunft die anderen Teilnehmer absteigen, kaufen Sie billiges Dosenbier auf der Fähre und generieren Sie eigene Sit-ins um der Veranstaltung eine soziale Komponente zu geben. Das schafft Pluspunkte bei den Gastgebern, die sowieso schon Aufgrund Ihres Besuchs von weit her positiv gestimmt sind.

 

5. Wettfahrtleitung und Regatta:
5.1 Der Wettfahrtleiter
hat sowohl Verwandte in Brandenburg als auch am Bodensee.

 

5.1.1 Tipp 3:
Bleiben Sie gelassen und entspannt. Nehmen Mittel oder betreiben Sie Yoga. Ein Buch oder ein Spiel an Bord kann für Ablenkung und kurze Freude zwischendurch sorgen.

 

5.2 Der Regattakurs
liegt etwa 5km vom Land entfernt und bedarf der langen An- und Abreise. Er ist mit zwei weiteren Klassen zu teilen, wird jedoch als Loop gesegelt, dessen OuterLoop fast an den Schären kratzt. Ein Aluschwert ist hier vorteilhaft.

 

5.2.1 Beachten:
Starten Sie nie an der immer bevorzugten Pin, Sie werden nicht mit Backbord über die Linie kommen und im Gewühl der 30 Boote und durch den stetigen Strom unter die Tonne in das direkt neben der Tonne liegende Peilungsboot gedrückt.

 

5.2.2 Tipp 4:
Verunsichern Sie das Race Committee auf keinen Fall mit gut gemeinter Kritik. Selbst wenn Sie zum wiederholten Male mit weiteren Teilnehmern im Tonnenpeilungsboot einschlagen, werden Sie dafür kein Verständnis erhalten.

 

5.3 Die Wartezeiten
vor und nach jeder Wettfahrt können bis zu 2 Stunden dauern.

 

5.3.1 Tipp 5:
Machen Sie es sich so angenehm wie möglich: nehmen Sie eine elektrische Heizdecke gegen den kalten nordischen Wind mit sowie ausreichend Nahrung. Am besten halten heiße reichhaltige Suppen die Energie. Ein kleiner Kocher an Bord kann zur frischen Zubereitung Gold Wert sein. Genügend Zeit steht während der Pausen zur Verfügung.

 

5.3.2 Beachten:
Halten Sie sich während der Pausen aus dem Europe-Feld raus. Jede Europe wird von mindesten 1 Gummischlauchboot betreut, die mit Tunnelblick auf die zu versorgende Europe brettern und für überraschendes Naß im eigenen Cockpit sorgen können. Vorsicht mit offenem Feuer oder Elektrizität!

 

5.4 Das Zurücksegeln
ist die letzte große Herausforderung: neben starkem Strom und nachlassendem Wind werden Sie mit Motorbootwellen der hereingeschleppten Europes konfrontiert.

 

5.4.1 Beachten:
Nehmen Sie ein GPS-Gerät, ein weißes Topplicht und Dextroenergen für die Bordapotheke mit. Es kann nicht gewährleistet werden, dass der Landfall vor Sonnenuntergang erfolgt. Gehen Sie nicht irrtümlicherweise davon aus, dass Sie von den zahlreichen Motorbooten geschleppt werden. Hier wie überall gilt: als OK-Segler müssen Sie autark sein.

 

5.4.2 Tipp 6 – für besonders Abenteuerlustige:
Nehmen Sie Ihre Campingausrüstung mit zur Wettfahrt und übernachten Sie auf den Schären. Das spart Ihnen den Rückweg und den Hinweg am Sonntag. Dieser ist zwecks frühem Start (10.00) und Gegenwind gegen 8.30 anzutreten. 5.4.3 Beachten: Über Nacht kann sich das sonnige kalte Wetter mit 3-4 Windstärken in graues Starkwindwetter ändern.

 

5.4.3 Beachten:

50

Gründen Sie einen Pussiclub

Über Nacht kann sich das sonnige kalte Wetter mit 3-4 Windstärken in graues Starkwindwetter ändern.

 

5.4.4 Tipp 7:
Bleiben Sie einfach an Land und gründen den „Pussiclub“. Schnell werden Sie mit anderen Gleichgesinnten im warmen Clubhaus sitzen, heißen Kaffe schlürfen, Stories erzählen, neue Freundschaften schließen, den Deal Ihres Lebens machen und einen generell angenehmen Tag verleben.

 

5.4.5 Beachten:

54

Preisgelder für 2 (Greg Wilcox),3 (Janne Nystedt) und 1(Thomas Hansson-Mild). Hans (hinten r.) ging leer aus.

 
Sollten Sie unter den Top3 sein ist Tipp 7 zu ignorieren: es gibt Preisgelder bis zu 150 Euro in bar für die ersten Platzierungen.

 

6. Rückreise:
Verlassen Sie Stenungsund spätestens um 15.00, damit Sie in Varberg erneut einen Versorgungstopp einlegen können. Hier können Sie auch qualitätssteigernd eine Evaluierung der Wettfahrtleitung bei dem zuständigen Vertreter des Schwedischen Seglerverbandes abgeben, damit die Regatta im nächsten Jahr weder Erfrierungs- noch Hungertote zu verzeichnen hat und auf 8h Segeln pro Wettfahrttag beschränkt wird.

 

6.1 Beachten:
Reißen Sie sich zusammen und bleiben Sie auf keinen Fall in Varberg in der Couch kleben, sonst verpassen Sie die Fähre.

 

6.2 Tipp 8:
Leisten Sie sich von dem gewonnenem Preisgeld eine Kabine (855 SWE-Kronen). Ihr ausgemergelter Körper wird es Ihnen danken, besonders wenn Sie vor Arbeitsbeginn am Montag noch schnell von Rostock nach Potsdam preschen müssen.

 

7. Auswertung:
Stenungsund lohnt sich als Frühjahrsreise, wenn gewisse harte und weiche Faktoren erfüllt werden.
– Passen Sie unbedingt ein Hochdruckgebiet ab.
– Bringen Sie extrem warme Segelbekleidung und viel Nahrungsmittel mit.
– Sorgen Sie für ein beheizbares Cockpit sowie Unterhaltungs-, Ablenkungs- und Beruhigungsmöglichkeiten an Bord.
– Checken Sie, ob der Wettfahrtleiter im Laufe der Saison eine Weiterbildung erhalten hat und diese anwenden kann.
– Kombinieren Sie die Reise mit dem Besuch von Freunden und/oder Geschäftspartnern.
– Checken Sie den SWE-EUR-Kurs: wenn der Euro weniger als 10 Kronen wert ist, kann es zu finanziellen Engpässen kommen.
– Nehmen sie Tausch- und/oder Handelswaren mit.

In jedem Falle werden Sie viele nette Schweden und Dänen treffen. Besonders die langjährigen OK-Freunde schätzen Ihren Besuch und kümmern sich sehr aufmerksam um Sie. Generell werden Sie auch viele neue interessierte Segler treffen, die unglaubliche Geschichten auf Lager haben und um Ihr Wohlbefinden besorgt sind. Das Segeln in der beeindruckenden Schärenlandschaft ist durchweg zu empfehlen.

 

8. Selbsttest:
Bin ich geeignet für Stenungsund?

Bei mehr als 2 Ja-Antworten empfehlen wir das unten beschriebene Alternativ-Reiseangebot oder den Besuch einer anderen Regatta.
– A: Legen Sie bei einer Regatta die Priorität auf gutes Segeln (harter Faktor)?
Bei Ja: Warten Sie bis Warnemünde.
Bei Nein: Überprüfen Sie unter 7. genannte Faktoren bevor Sie sich auf den Weg machen.
– B: Legen Sie bei einer Regatta die Priorität auf die soziale Komponente (weicher Faktor)?
Bei Ja: Warten Sie bis zur SPR.
Bei Nein: Kaufen Sie trotzdem auf der Fähre ausreichend billiges Dosenbier und beachten Sie die unter 7. genannten Faktoren.

 

9. Empfehlung:
Für Low-Budget-Reisende oder 2x-Ja-Sager im Selbsttest empfehlen wir, statt der OKs ein Faltboot mitzunehmen. Dadurch verringern sich die Reisekosten extrem (weniger Fähre, da kein Hänger, kein Startgeld) und Sie können trotzdem Schweden und den malerischen Stenungsund geniessen. Kombinieren Sie Ihre Reise dennoch unbedingt mit den Faktoren
– erholsame Versorgungstopps bei Freunden einlegen
– billiges Dosenbier auf der Fähre kaufen
damit Ihr Aufenthalt ein Erfolg wird.

Für die Abteilung Tourismus, im Auftrag der OKDIA.

 

10. Anlagen:
1. Ergebnisliste 2. Filmchen (rechts unter „jollesegling“)

Eure Jule z.Z. OK GER 225

 

 

ergebnisse

 

1 SWE 100  Thomas Hansson-Mild  1 1 1 3 (36 DNS)
2 NZL 522  Greg Wilcox  8 2 2 1 (36 DNS)
3 SWE 66  Jan-Eric Nystedt  2 6 -7 4 2
4 SWE 99  Hans Elkjaer  -13 7 8 6 1
5 DEN 1368  Christian Hedlund  4 3 6 10 (36 DNC)
6 SWE 2782  Jan-Erik Engholm  16 4 3 2 (36 DNC)
7 SWE 2772  Ingemar Janson  3 -21 11 9 6
8 SWE 2746  Stefan Fagerlund  9 -20 4 16 7
9 SWE 2743  Lennart Hansson  7 11 -21 12 8
10 SWE 2770  Jonas Andersson  20 -23 12 7 3
11 SWE 222  Per Jaensson  -18 13 17 5 10
12 SWE 123  Max Nystedt  12 -28 23 8 11
13 SWE 2599  Lasse Hansson  10 17 -20 18 9
14 SWE 11  Bengt Strömberg  23 -27 16 13 4
15 DEN 1265  Malte Pedersen  15 -19 15 14 12
16 DEN 4  Jørgen Holm  14 5 5 (36 DNC)  36 DNC
17 SWE 2741  Ulf Dagerbrant  (36 OCS)  9 36 DNF  11 5
18 SWE 2672  Bengt Larsson  5 8 22 (36 DNC)  36 DNC
19 GER 225  Juliane Hofmann  11 16 9 (36 DNC)  36 DNC
20 SWE 2591  Arne Malm  (36 DNS)  24 24 15 13
21 SWE 111  Bertil Eliasson  19 12 10 (36 DNC)  36 DNC
22 SWE 2780  Claes Ahlström  22 10 13 (36 DNC)  36 DNC
23 SWE 2740  Karl-Johan Östh  21 14 14 (36 DNC)  36 DNC
24 SWE 64  Jonas Lindahl  6 15 (36 DNF)  36 DNC  36 DNC
25 NOR 467  Jens Makholm  17 22 19 (36 DNC)  36 DNC
26 SWE 2721  Peter Rudblom  26 26 27 17 (36 DNC)
27 SWE 2019  Magnus Gillgren  24 25 18 (36 DNC)  36 DNC
28 SWE 2710  Anders Widding  (36 OCS)  30 25 19 36 DNS
29 SWE 2738  Peter Aebeloe  (36 OCS)  18 26 36 DNC  36 DNC
30 SWE 77  Björn Gustafsson  25 29 (36 DNF)  36 DNC  36 DNC
31 DEN 1363  Bo Staffan Andersson  (36 DNC)  36 DNC  36 DNC  36 DNC  36 DNC
31 SWE 2733  Thomas Olsson  (36 DNC)  36 DNC  36 DNC  36 DNC  36 DNC
31 DEN 1366  Svend Erik Molbech  (36 DNC)  36 DNC  36 DNC  36 DNC  36 DNC
31 SWE 266  Mats Petersson  (36 DNC)  36 DNC  36 DNC  36 DNC  36 DNC
31 DEN 1364  Jørgen Lindhardtsen  (36 DNC)  36 DNC  36 DNC  36 DNC  36 DNC