10. OK Matchrace 2004

matchrace / brandenburg: 06.11.2004

Von alten Legenden und neuen Siegern

von Erik Bork 24.11.2004

Wer hätte das gedacht, ich darf also auch mal einen Bericht schreiben!

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spannende duelle

Charly hatte letztes Jahr das Matchrace gewonnen und somit fand es dieses Jahr in Brandenburg statt. Beginn war mit 09:00 uhr reichlich früh angegeben, besonders wenn man am Freitag noch Vereinssitzung mit anschließender „Auswertung“ hatte. Sehr unausgeschlafen gings dann also zu sechst (drei Teilnehmer und drei Zuschauer) von Rangsdorf aus los.
Wettertechnisch klärte es sich grad‘ zum Wolkenbruch auf, aber das wurde bis Brandenburg dann immer besser, vor Ort Sonnenschein und Wind mit 3-4 Bft – perfektes Segelwetter also. Wenn nur nicht die Kälte wäre! Gegen die sollten später an Land der Glühwein und auf dem Wasser die Zweikämpfe sorgen. So langsam trafen auch die restlichen Truppen ein und mit der Gelassenheit von viel zu früh geweckten Langschläfern wurden die Boote vom Fruchtzverch und Charly aufgeriggt. Wie das so ist, wenn Segel rascheln werden Segler wach und die ersten Disskussionen über Charlies Segel kamen auf. Einmal sein neues Laminatsegel auf seinem Boot und dann ein „normales“ auf dem vom Fruchtzverch. Jeder zupfte mal an den Streckern und gab‘ seinen Kommentar zum neuen Segel ab, von „viel zu bauchig“ bis „warum ist da überhaupt noch ein Fenster drin“ war so ziemlich alles bei. Mehr dazu später.

Um 10:00 ging es dann zu Auslosung der ersten Runde. Jule meinte zwar vorher noch, sie würde nicht mitfahren – wegen irgendwas mit Sehnenentzündung oder so – aber plötzlich war dann doch ein Zettel mit Ihrem Namen bei. Richtig so! Was einige der mitgebrachten Zuschauer betrifft, die Rate Zuschauer/Teilnehmer wird sich, deren Gesichtern wärend der Rennen nach zu urteilen, beim nächsten mal sicher verbessern. Mit 16 Leuten gab es also 8 Läufe im ersten Durchgang. Da der Wind ablandig und quer zum Beetzsee stand, wurde vor dem Wind gestartet, die Leemarke gerundet und in’s Ziel gekreuzt. Etwas ungewohnt vorm Wind zu starten, aber bei diesen Bedingungen gut, da man Starts und Zieleingänge gut vom Ufer aus sehen, und vor allem auch kommentieren konnte!

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voll den durchblick

Die ersten Läufe waren nicht so spannend – die wurden entweder von verpatzten Starts oder Problemen mit den Bedingungen vorentschieden. Pech für die ersten Ausgeschiedenen aber aufschlußreich für die nächsten Starter. Unterschiede bei den Booten waren noch nicht zu erkennen, nahezu gleiche Anzahl an gewonnenen Rennen. Ich hatte meinen ersten Start mit „Hakuna Matata“ und konnte mir das mit dem neuen Segel gleich mal ansehen. Auf der Vorwindstrecke war natürlich nicht so viel an Unterschied zu bemerken. Da einige über zu tiefes Profil und wenig Höhe auf den Kreuz klagten, hab‘ ich das Outhaul kurz vor der Leetonne einfach auf Anschlag gezogen und mich überraschen lassen. Mit einigem Vorsprung hieß es nur noch bis zum Ziel sauber mitzuwenden, und da hat sich ein deutlicher Vorteil des Laminats gezeigt: Kein Rumsuchen nach dem Gegner mehr! Man kann zwar keine Einzelheiten durch das Tuch erkennen (dafür braucht mann dann doch das Fenster), aber eine Wende entgeht einem auf keinen Fall mehr! Für ein Matchrace also optimal.

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lecker suppe

Nach der ersten Runde gab es dann erstmal lecker Kartoffelsuppe und belegte Brötchen, als wir dann da so beim Essen saßen, war schon zu merken, daß einige sich mehr versprochen hatten und etwas enttäuscht waren. Was mich betrifft: Ich war jetzt schon zufrieden, eine Runde weiter – alles weitere wäre mehr als erwartet.
Glücksfee Claudia hat dann draußen (der Glühwein verfehlte seine Wirkung also nicht) die nächsten Begegnungen gezogen. Mit mir wurde Ulli gezogen, sie fährt eigentlich Europe, aber das ja wohl recht erfolgreich. Sie ist noch leichter als ich, es sah bei dem Wind also nicht so schlecht für mich aus. Nach dem Start hatte ich dann noch eine kleine Extraböe und war an der Tonne ein paar Längen vorn, wenn ich da nur nicht so eine miserable Rundung hingelegt hätte wäre das wohl wieder ganz einfach gelaufen. So kam sie aber um einiges näher und außerdem mit den Laminatsegel sehr gut zurecht. Nach 10 Wenden lag sie dann sehr dicht und auch noch etwas voraus in Lee von mir. Sichere Leestellung! Jede Böe richtig ausreizen und bloß nicht in Ihren Dreck kommen hieß es also! Sie versuchte mich auszuluven und das nicht schlecht – manchmal waren nur einige Zentimeter dazwischen. Es war aber noch eine Wende auf Bb. ins Ziel nötig und hat dadurch doch ganz knapp für mich gereicht und das hieß Halbfinale!

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kommentatoren

Dirk D. hatte das andere Viertelfinale gewonnen und passt vom Gewicht her perfekt zu Charlies Boot. Wieder das Rumgewende und Gehalse kurz vor dem Start in der Hoffnung eine Böe zu finden und gleich besser weg zu kommen. Beide sind wir dann fast nebeneinander losgefahren, ich weiter links, wäre ja an der Leetonne viel wert. Das hat sich Dirk auch gedacht und fleißig versucht mich nach Links zu überlaufen. Von „richtigem Kurs“ war kurz vor der Marke dann nicht mehr viel zu erkennen, aber ich habe die Innenposition halten können und ging vor Ihm rum. Die Kreuz war dann eine wahre Wendenschlacht. Er kam, wie es dann immer ist, bis an meinen Spiegel ran und bei so mancher Wende paßte wohl nur die berühmte Zeitung zwischen seinen Bug und mein Ruderblatt. Irgendwie konnte ich das Ganze aber vor dem Ziel auf die linke Seite verlagern und er hatte dadurch weniger Wind als ich, da konnte auch sein Aufschießer und Raumbrüller nicht mehr helfen. Also nun sogar Finale gegen Dissel!
Es hieß nochmal Boote tauschen – ich war froh darüber, denn das Laminatsegel lief zwar nicht ganz so hoch, hatte aber deutlich mehr Druck und zog besser an. Der Vorwindkurs verlief unspektakulär, wieder hatte ich die Innenposition und war leicht voraus. Aber das mit der Leerundung muß ich wohl eindeutig nochmal üben! Nach seiner Wende auf Bb. lag Jan mehr vor mir als in Lee und war vorbei. Diesmal mußte ich also angreifen. Wende zur rechten Seite, die schien den ganzen Tag besser zu sein, nur jetzt wo ich da hinwende nicht. Jan sah das wohl genauso und hat nicht mitgewendet, schwerer Fehler im Matchrace! Kurzum, Rechts kam doch ein bißchen mehr Wind, ich hab‘ ein bißchen mehr Fahrt machen können und so waren wir beide kurz vor dem Ziel wieder gleichauf. Wie das dann bis in’s Ziel genau ablief weiß ich nicht mehr, da muß man Andere Fragen – ich hatte zu viel zu tun. Auf jeden Fall wieder Wenden ohne Ende, aber dann irgendwann nur noch dieses zufriedene, glückliche und gemeine Lächeln auf dem Gesicht. Meinem Gesicht! So richtig war mir noch nicht klar was ich da fertiggebracht habe, erst mit dem Applaus vom Ufer und Andreas anschließendem Spruch: „Glückwunsch! Du weißt schon, daß wir nun im nächstes Jahr ein Matchrace ausrichten dürfen?“, hab ich gemerkt, daß ich nicht träumte!

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knickspanttanz

Anschließenden haben wir uns die Bilder des Tages noch am Projektor angesehen, Daniels Knickspanttänze auf dem Vorwindkurs und diverse Fast- und Wirklichkenterungen bewundert. Charly hat dann die Siegerehrung vollzogen, ich meine Siegerrunde gegeben und wir uns alle zum Abendbrot an der gemütlichen Schänke in der Schifferstube der SG Einheit eingefunden. Beim Plaudern mit Charly kam dann von mir irgendwann ein: „Ich hab‘ das echt gewonnen!?!“ und er meinte „Ja, hast Du und bis Du das kapierst, dauert es noch ’ne Weile, war bei mir letztes Jahr auch so!“ Es war dann noch ein sehr amüsanter Segler-Abend, mit Geschichten aus alten OK-Zeiten (sehr interessant Charly, was mein Club-Trainer mit den BSG-ern so nach den Regatten „trainiert“ hat).
Die ganze Sache hatte neben allem Wettstreit vor allem einen großen Spaßfaktor und war wirklich ein angemessener Saisonabschluß! Danke nochmal an Charly, seinen Vater und alle anderen Beteiligten und gleichzeitig eine Einladung an alle zum Matchrace 2005 bei uns in Rangsdorf. Die Messlatte ist zwar recht hoch gelegt aber wir hoffen doch eine genauso gute Veranstaltung hinzubekommen!

Euer „Erik mit CH“ (Danke Dissel für DEN Spitznamen!!!), OK 18

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