Drama in Australien?

Ein Teil des deutschen Teams verpasst die australischen Meisterschaften

Von Thorsten Schmidt 18.02.2024
Am 07.Oktober des letzen Jahres geschah der Terrorangriff der Hamas auf Israel. Seitdem führen Israel und die Hamas einen erbitterten Krieg im Gazastreifen. Zur Unterstützung der Hamas greifen die Huthi-Rebellen aus dem Jemen internationale Schiffe im Roten Meer an. Die USA bombardieren daraufhin Huthi-Stützpunkte und auch die EU startet mit deutscher Beteiligung einen Militäreinsatz, um die internationale Schifffahrtsroute durch den Suezkanal und das Rote Meer zu sichern. Als wäre der barbarische Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine nicht schon schlimm genug, erlebt die Welt seit einigen Monaten einen zweiten schrecklichen Krieg mit vielen Opfern und scheinbar ohne einen diplomatischen Ausweg.
Wir hier in Deutschland befinden uns scheinbar in weiter Ferne und wiegen uns in trügerischer Sicherheit. Und dennoch haben die beiden Kriege Auswirkungen auf unser Leben, insbesondere in sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht. Ängste, Sorgen, ein Unsicherheitsgefühl und eine unbestimmte Unzufriedenheit in unserer Gesellschaft nehmen zu und stärken, -angefacht von den sozialen Medien, die extremen politischen Positionen und gefährden letztlich auch unsere Demokratie.

Da scheint es beinahe banal und unbedeutend, mit welchen Folgen die internationale OK-Klasse „zu kämpfen“ hat. Bis ins ferne Australien zieht der Konflikt im Nahen Osten seine Kreise. In Brisbane findet in wenigen Tagen die OK-Weltmeisterschaft 2024 statt. Unter den 110 gemeldeten Teilnehmern sind auch viele Segler aus Europa und die allermeisten wollten mit eigenem Boot zur Vorbereitung auf die WM an der morgen, Montag den 19.02. beginnenden Australischen Meisterschaft teilnehmen. Durch die Beeinträchtigung des internationalen Frachtverkehrs in der Bab-al-Mandab-Straße haben sich die Container mit den europäischen OK-Jollen verspätet. Bereits am 14. Januar schrieb Jessica Finke: „..So wie es z.Z. aussieht, kommen die Boote nicht pünktlich an. Für die Nationals auf jeden Fall nicht- für die WM wird versucht alle Hebel in Bewegung zu setzen…

Auch die internationale OK-Community verfolgte den Wettlauf mit der Zeit über die sozialen Medien:

Zwar kamen die Container mit den OK-Jollen vor einigen Tagen in Australien an, aber die strengen Einreise-Bestimmungen auf dem Kontinent zum Schutz der heimischen Flora und Fauna sehen eine lange Quarantänezeit vor.

Seit gestern steht fest, die nationale Meisterschaft findet ohne die europäischen Boote statt. Bis zuletzt hofften die deutschen Teilnehmer noch darauf die Jollen rechtzeitig zur Verfügung zu haben, aber jetzt besteht Gewissheit und all das Hoffen und Bangen hat nichts genutzt. Sönke Behrens schreibt dazu:

Leider stehen uns die Boote noch nicht zur Verfügung. Voraussichtlich erhalten wir diese erst am Mittwoch oder Donnerstag. Ossi und Greg haben ein Leihboot und können immerhin, -wenn auch nicht mit eigenem Mast und Segel, an den Nationals teilnehmen. Der Rest des Teams wird sich ein Alternativprogramm suchen müssen…

Brent Williams hat mir angeboten heute für zwei Stunden sein Boot zu segeln. Immerhin kann man so den untrainierten Körper mal wieder fordern und ans Ausreiten gewöhnen. Vor allem hat man die Gelegenheit das Revier zu erkunden. Wir segeln ja nicht auf dem Pazifik sondern direkt vor dem Hafen, geschützt vor großen Wellen in der Moreton-Bay. Thermische Winde sollten vorherrschen und wenn die einsetzen wird die Welle in der Bucht kurz und steil. Und weil es hier ein Tidengewässer ist, wird man auch diesen Aspekt berücksichtigen müssen. Wenn die Boote schon nicht da sind, hat man jedenfalls genügend Zeit sich strategisch und taktisch gut vorzubereiten…

Angesichts von Kriegen, Zerstörung, Leid und Tod vieler Menschen schrumpft das „OK-Container-Drama“, -wie unser gesamter Sport auf eine Nichtigkeit. Dennoch, -wenn man schon um die halbe Welt fliegt, um mit seinen Freunden um die Wette zu segeln, wäre es schön gewesen, wenn alles so geklappt hätte, wie geplant. Glücklicherweise scheinen die meisten Betroffenen aus dem deutschen Team die Dinge mit einer gewissen Gelassenheit zu betrachten.

Sönke schreibt dazu: “Wenn der Verein schon ein Royal im Namen trägt, kann man ja schon ein gediegenes Ambiente erwarten. Neben der Ahnengalerie hängen dort einige imposante Bilder aus der Clubgeschichte von den frühen 18Footern bis zu den aktuellen Dinghy-Klassen. Alles ist hier größer dimensioniert. Schon der Yachthafen übertrifft den mir größten bekannten in Wedel um Längen. Und es gibt hier einen Bootsschuppen, in dem in drei Leveln übereinander gestapelt wird.

So bleibt für uns aus der Ferne nur, weiter die Daumen zu drücken für alle WM-Teilnehmer, allen eine schöne Urlaubszeit zu wünschen und euch zu ermuntern, weiter kleine Berichte zu schreiben, damit wir hier am anderen Ende der Welt zumindest virtuell dabei sein können.

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