Strelow’s back-to-back und das Palaver um den TackingMaster
von Stefan Rassau 02.09.2015
Am letzten Augustwochenende des Jahres Zwanzigfünfzehn konnten Organisatoren, Sponsoren und 37 fanatische OK-Segler aus vier Nationen hautnah miterleben, wie Oosterzee und das Tjeukemeer in Fryslan zum Hotspot des niederländischen Segelsports avancierte. Auf zwei gänzlich unterschiedlichen Revieren – Samstag Steuerbord der Insel und Sonntag dann Backbord – wurde den Seglern nicht nur sportliche Höchstleistung bei traumhaften Wetterbedingungen abverlangt, sondern auch ein höchst anspruchsvolles mentales und taktisches Umschalten auf variierende äußerliche Reviergegebenheiten. Um das Ergebnis vorweg zu nehmen, links der Insel ist Frank Strelow kaum zu schlagen und so hat er sich durch seine sonntägliche Überlegenheit auch hochverdient und wiederholt den Sieg gesichert und darf sich bis zum nächsten Jahr Back-to-back-Champion der Eastersee-Regatta nennen. Gratulation dazu!!
Aber der Reihe nach: Samstag Anreise, Boote aufbauen und der übliche Smalltalk über Neuigkeiten in der OK-Segelszene natürlich begleitet von Klängen aus Rod’s Klampfe. Dominierendes Thema selbstverständlich der Weltmeistertitel von unserem Segelsportkameraden Budzien, sein augenöffnendes Interview mit Schmitti (immer im Spielfeld bleiben) sowie seine groß propagierte 360-Revolution des Segel-Sports. Letzteres hatte nur außer mir bis dato keiner der Anwesenden mitbekommen und so konnte ich mit dem frisch erstandenen Taktik-Juwel TackingMaster ordentlich Eindruck schinden.
Optisch macht das Dingen ne Menge her (siehe Bild) und bei richtiger Bedienung wird jede Wende mehr zur Garantie auf den Gesamtsieg. Hauptsache du bleibst im Spielfeld. Bei nicht richtiger Bedienung eben dann halt auch nicht und so habe ich den allerersten Tagessieg meiner jungen OK-Karriere auch in der Wettfahrt eingefahren, in der ich den TackingMaster NICHT benutzt habe… André hatte leider auch erst nach der Regatta Zeit, mich telefonisch mit den Geheimnissen dieses Plastik-Gadgets vertraut zu machen. Palver um das Gerät gab es aber ausreichend und es wird sicherlich noch in naher Zukunft einen Platz in Schmitti’s Taktikkolumne bekommen (Anm. der Red.: Schmitti, ich unterstütze dich, sobald ich mit André telefoniert habe).
Ansonsten gab es am Samstag 3 Bft abnehmend und Traumwetter! Segeln in Badeplinte, T-Shirt und Lichtschutzfaktor 50! Selten in Fryslan, aber war so. In den drei Rennen rechts der Insel gab es dann drei unterschiedliche Sieger. Das Erste gewann Schmitti mit einem zu jederzeit ungefährdetem Start-Ziel-Sieg und im zweiten Rennen ergab sich ein für alle gewohntes Bild, nämlich Bo Petersens Boot nur von hinten zu sehen. Sybren Hornstra konnte auf Bo’s Schiff einen ebenfalls ungefährdeten Tagessieg für die Niederländer einfahren und grenzenlosen Jubel auf den umliegenden Booten entfachen. Die dritte Wettfahrt war dann die, in der ich aufgrund der Hektik durch menschliche Bedürfnisse im Vorfeld des Starts vergessen habe, den TackingMaster zu kalibrieren. Die Wenden passten irgendwie trotzdem wie von Zauberhand (reicht wahrscheinlich schon, dat Dingen am Handgelenk zu tragen) und ich erreichte das Luvfass als Erster. Vielleicht auch durch die diversen Ramazotti am Vorabend hatte ich dann erstmals auch die nötige Ruhe, das immer wieder auffahrende Feld doch noch irgendwie in Schach zu halten. Wie bereits erwähnt, war das mein erster Tagessieg in der Klasse und es ist ein großartiges Gefühl, endlich angekommen zu sein. Den Zwischenstand nach drei Rennen, in dem ich das Klassement angeführt habe, hab ich dann auch erst einmal groß medial in die Welt gepustet. Die Reaktionen waren diffus. Von meinem Sohn (9) kam: ist denn da keiner, der segeln kann? Egal!
Für den Samstag Abend war das Programm-Highlight eine von Jelle Jan und seinem Sohn Robert de Jong gesponserte Tour auf der SKÛTSJE FRISIA – eine Hommage an das Wattenmeer-Segeln in Holland im frühen 20sten Jahrhundert (skûtsje = Fries voor ‘schuitje’ = Pendelverkehr). Geplantes Ablegen war 19.15h (angeschlagen an der Ankündigungstafel gleich über „bring the toiletpaper back clean“), was nicht viel Zeit für andere Dinge zwischen „An-Land-kommen“ und Ablegen der Tjalk ließ. Familie Mackmann hatte sich deshalb schon vorsorglich auf Katzenwäsche und Deo beschränkt, aber es leider trotzdem nicht rechtzeitig geschafft, weil Jelle Jan kurzer Hand um 19.10h den Anker lichtete (Grund: unbekannt, vielleicht 5min Zeitverschiebung zwischen MEZ und Fryslan). Die Enttäuschung bei den Mackmanns war dementsprechend groß, nicht in den Genuss dieser historischen Kuttertour zu kommen, aber Jelle der Kutterking hatte offensichtlich sein eigenes Ding am Gange. Er hatte auch kein Erbarmen dafür, dass ich nochmal kurz von Bord bin, um für die alkoholische Verköstigung während dieses 180qm-Segelttuch-Ausflugs (immerhin 21,82 OK-Segel) zu sorgen. Ich kam schön mit meinen drei frisch gezapften Heinekens aus dem Zelt und sah den Kreutzer schon auf offenem Teich. Gut, hab ich halt eins selbst getrunken, die anderen zwei den Mackmanns gegeben und mir das Schauspiel von Land angesehen. Prost!
Der Rest des Abends ist schnell erzählt: sensationelle Grillage und Salate, ausreichend Bier und Wein und ordentlich Palaver. Natürlich war auch der TackingMaster wieder Gegenstand der Diskussionen. Soll man den Einzug von Hightech in den traditionellen OK-Segelsport verbieten oder muss sich auch das OK-Segeln der Zeit und seinen technologischen Revolutionen stellen? Was ist mit den dünnen Schwertern der Dänen, was ist eigentlich aus den Initiativen zum Schwingtest geworden und hat Dirk Dame jetzt auch Pflegeprodukte für Kurzhaarbärte? So halt….
Sonntag war dann Backbord-Tag. Die Bahn wurde wegen der Presse und des großen Zuschauerandrangs in den südlichen Teil des Tjeukemeer verlagert – von Land halt links der Insel und besser einzusehen. War auch im Gegensatz zum Vortag keine Drohne mehr in der Luft, die das Geschehen hätte publikumswirksam einfangen können. Strelows Zeit war gekommen, seine ganze Reviererfahrung aus dem letzten Jahr in zählbare Erfolge umzumünzen. Keine Ahnung wo und was der Kollege an dem Morgen gefrühstückt hat, aber in den vier Wettfahren, die bei klasse Windverhältnissen (relativ konstant 3Bft) und aufklarendem Himmel stattfanden, keulte der Teufelskerl drei Tagessiege und einen Zweiten aus der Pinne. Nichts zu machen und Frank kürte sich mit 17 Punkten Vorsprung souverän zum Fryslan-Koning. Den Sieg im fünften Lauf und am Ende Platz 2 sicherte sich Schmitti. Ralf „die rechte Schulter schmerzt“ Mackmann leistete sich seine „obligatorische“ Kenterung in der 6. Wettfahrt und Dirk Dame hat die 5. Wettfahrt nicht beendet. So konnte ich dann doch noch Platz 3 nach Hause retten und mich auf dem Podium platzieren. In der Kategorie bester Alumast gewann Koen Schelling aus den Niederlanden, bester Holzmast wurde der Klampfenvirtuose Rod Andrew mit BEL 1 und den Preis für die beste Frau erzielte souverän Susanne Mackmann auf Platz 16 in der Gesamtwertung. Man beachte in diesem Zusammenhang insbesondere noch Rennen 2! Platz 7: Susanne Mackmann und Platz 8: Ralf Mackmann. Eine erstmalige Konstellation in der Familie Mackmann. Die mausgraue Stute hat gewiehert.
Am Ende bleibt festzuhalten, dass wir zwei wundervolle Tage mit sieben tollen Läufen in Friesland verlebt haben und an einer hervorragend organisierten Eastersee Regatta teilnehmen konnten. Für das nächste Jahr hat sich diese Veranstaltung daher auch zurecht als Open Dutch National Championship qualifiziert. Herzlichen Dank an dieser Stelle an alle Beteiligten und ich bin im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder dabei!
Euer Fonz
Ergebnisse:
1 | GER 791 | Frank Strelow | 3 | 6 | 2 | 1 | 2 | 1 | 1 | 10 | |
2 | GER 790 | Thorsten Schmidt | 1 | 10 | 10 | 3 | 1 | 10 | 2 | 27 | |
3 | GER 799 | Stefan Rassau | 5 | 5 | 1 | 5 | 6 | 8 | 7 | 29 | |
4 | GER 750 | Dirk Dame | 4 | 2 | 5 | 12 | DNF | 4 | 3 | 30 | |
5 | GER 77 | Ralf Mackmann | 6 | 8 | 3 | 4 | 3 | 22 | 6 | 30 | |
6 | GER 595 | Daniel Gröschl | 10 | 14 | 4 | 2 | 9 | 2 | DNS | 41 | |
7 | NED 664 | Peter van der Schaaf | 17 | 4 | 12 | 6 | 7 | 9 | 5 | 43 | |
8 | BEL 220 | Ronny Poelman | 7 | 9 | 13 | 8 | 10 | 6 | 4 | 44 | |
9 | GER 642 | Claus Stockhardt | 13 | 3 | 9 | 17 | 8 | 3 | 11 | 47 | |
10 | GER 737 | Christian Heinze | 11 | 12 | 6 | 10 | 11 | 5 | 15 | 55 | |
11 | NED 6 | Sybren Hornstra | 22 | 1 | 11 | 18 | 4 | 15 | 9 | 58 | |
12 | LUX 1 | Michel Lesure | 2 | 18 | 7 | 9 | 12 | 18 | 16 | 64 | |
13 | GER 643 | Jürgen Illers | 8 | 16 | 16 | 7 | 13 | 16 | 8 | 68 | |
14 | GER 680 | Jan-Dietmar Dellas | 20 | 19 | DNF | 14 | 5 | 7 | 14 | 79 | |
15 | NED 663 | Stephan Veldman | 15 | 15 | 19 | 11 | 14 | 14 | 10 | 79 | |
16 | GER 771 | Susanne Mackmann | 14 | 7 | 8 | 26 | 21 | 20 | 18 | 88 | |
17 | GER 651 | Frederik Roentgen | 9 | 25 | 15 | 28 | 17 | 12 | 12 | 90 | |
18 | NED 652 | Jan Siebe de Vries | 19 | 13 | 14 | 19 | 15 | 21 | 13 | 93 | |
19 | GER 748 | Wilhelm Kath | 21 | 23 | 17 | 23 | 20 | 11 | 17 | 109 | |
20 | NED 180 | Sander Vogelenzang | 23 | 11 | 21 | 15 | 18 | 27 | 23 | 111 | |
21 | GER 779 | Marina Dellas | 24 | 26 | 22 | 16 | 16 | 13 | 21 | 112 | |
22 | GER 78 | Karsten Kath | 18 | 22 | 26 | 13 | 25 | 19 | 19 | 116 | |
23 | BEL 203 | Joost Rommelaere | 12 | 17 | 20 | 22 | 23 | 23 | 26 | 117 | |
24 | NED 500 | Albert de Brouwer | 27 | 20 | 18 | 25 | 22 | 17 | 20 | 122 | |
25 | NED 555 | Harm de Vries | 28 | 30 | 27 | 20 | 19 | 26 | 25 | 145 | |
26 | GER 691 | Phillipe Cowez | 26 | 29 | 24 | 24 | 24 | 28 | 22 | 148 | |
27 | BEL 1 | Rod Andrew | 25 | 27 | 28 | 27 | 26 | 30 | 24 | 157 | |
28 | NED 666 | Koen Schelling | 33 | 31 | 29 | 31 | 27 | 25 | 28 | 171 | |
29 | DEN 1421 | Alex Rijnink | 16 | 21 | DNF | 21 | DNF | DNS | DNS | 172 | |
30 | BEL 29 | Johanna Andrew-Becker | 29 | 32 | 25 | 32 | 28 | 34 | 30 | 176 | |
31 | LUX 11 | Francois Podevyn | 31 | 33 | 30 | 29 | 30 | 29 | 29 | 178 | |
32 | NED 647 | Germ Brekeveld | 32 | 34 | 32 | 33 | 29 | 24 | 31 | 181 | |
33 | NED 658 | Jef Delhez | 34 | 28 | OCS | 30 | OCS | 31 | 27 | 188 | |
34 | NED 580 | Kor-Marten | 30 | 24 | 23 | DNS | DNS | DNS | DNS | 191 | |
35 | NED 258 | Teus Baars | 35 | 36 | 31 | 35 | 31 | 33 | 32 | 197 | |
36 | NED 229 | Bart ter Haar | 36 | 35 | 33 | 34 | 32 | 32 | 33 | 199 | |
37 | NED 667 | Hessel Hoekstra | DNS | DNS | DNS | DNS | DNS | DNS | DNS | 228 |