Einstieg 2019 Teil 1

Interview mit Jonas Kroner vom Lippesee

von OK-Presse 15.12.2019
Es ist Adventszeit und die nächste Segelsaison scheint noch so fern zu sein. Das ist die Gelegenheit sich zurückzulehnen , das vergangene Jahr zu bilanzieren und sich auf das nächste zu freuen. Für manche Regattasegler ist es aber auch die Zeit sich neu zu orientieren, nach frischen sportlichen Herausforderungen zu suchen und sich vielleicht sogar Gedanken zu machen über einen Klassenwechsel.
Dabei stehen Dir als möglichem Neueinsteiger in die OK-Klasse die Fragen, Bedenken und vielleicht sogar Sorgen im Weg, die einen immer begleiten wenn man etwas Neues beginnt, egal ob im beruflichen oder privaten Umfeld.
Damit du dir eine bessere Vorstellung machen kannst wie ein Einstieg in die OK-Klasse verlaufen kann, was für persönliche Voraussetzungen du brauchst, was schwer und was leicht geht, wie du Hilfe bekommen kannst und mit wem du es vielleicht in Zukunft zu tun hast auf dem Wasser, haben wir Gespräche geführt mit fünf der Neueinsteiger der letzten Saison. Mit den Schilderungen der ganz unterschiedlichen Wege in die OK-Jolle und den ersten Erlebnissen mit Boot und Seglern ergibt sich ein buntes Bild unserer Klasse und das kann dir vielleicht helfen die Schwellenangst zu überwinden.
Zum Auftakt der Interview-Serie haben wir Jonas Kroner vom Lippesee bei Paderborn befragt.


Hallo Jonas, wie geht’s dir?
Mit geht’s gut, nur schade das die Segelsaison schon zu Ende ist.

Du bist in der zweiten Saisonhälfte mit der OK-Jolle der Klassenvereinigung gesegelt. Wie bist du auf die Idee gekommen dich zu bewerben?
Meine Eltern und meine Schwester segeln hier auf dem Lippesee und so habe ich irgendwann auch mit diesem Sport angefangen. Zuerst natürlich im Opti, danach im 420er und zuletzt im Laser.

Als du dich vor einem Jahr für die OK-Jolle beworben hast warst du erst 14 Jahre alt. Wie kommt ein 14jähriger auf den Gedanken in dieses Boot einzusteigen?
Ich bin 177cm groß und wiege 72kg und war ziemlich schnell zu groß und zu schwer für den 420er. Das Lasersegeln hat mir dann aber nie richtig Spaß gebracht. Außerdem haben wir bei uns im Verein einen Jugendtrainer, der die OK-Jolle noch aus DDR-Zeiten kennt und der mir immer von dem Boot vorgeschwärmt hat. Da wollte ich das einfach mal ausprobieren.
Ich habe mich dann auf der Homepage umgeschaut und natürlich kenne ich OK-Jollen auch vom See, mit Heiner und Louis haben wir ja zwei Aktive am Lippesee. Bei der Regatta im Herbst 2018 habe ich mir das Ganze mal live angeschaut. Dann im Januar, auf der Messe in Düsseldorf habe ich mit Andreas Pich, dem KV-Obmann gesprochen und auch Heiner hat mich ermuntert mich zu bewerben.

Du hast dann den Zuschlag für das Probeboot für die zweite Jahreshälfte 2019 bekommen. Wie waren deine ersten Erfahrungen?
Erst einmal fand ich das Boot ziemlich kippelig. Auch im Vergleich zum Laser kam mir das wirklich wackelig vor, man muss am Anfang echt aufpassen wie man sich bewegt und wo man hintritt.

Hast du dich denn direkt alleine aufs Wasser getraut?
Die ersten zweimal bin ich wirklich ohne andere OK-Segler auf dem Lippesee bei relativ wenig Wind unterwegs gewesen und habe natürlich ordentlich Lehrgeld gezahlt. Vor allem Vorwind bin ich ein paarmal baden gegangen. Geholfen haben mir die Segeltipps auf der OK-Homepage und nachdem ich dann auch ein paarmal mit Heiner trainiert habe, habe ich mich zunehmend sicherer gefühlt.

Du bist dann nach kurzer Zeit schon Regatten gesegelt.
Die OK-Jolle hat mir beim Segeln so viel Spaß gemacht, da wollte ich das auch mal im Wettkampfmodus ausprobieren und außerdem bin ich mit den anderen Booten vorher ja auch Regatten gesegelt.

Die erste Regatta für dich war dann direkt die niederländische Meisterschaft mit über 40 Booten auf dem Easterzee.
Das war wirklich super. Ein internationales Feld, alle waren freundlich zu mir und haben mir unaufgefordert mit vielen Dingen geholfen. Obwohl ich natürlich als Einsteiger im hinteren Feld gesegelt bin habe ich mich sofort respektiert gefühlt. Viele haben mir Tipps gegeben und sich einfach für mich interessiert. Ich muss sagen die OK-Klasse ist von der Gemeinschaft her die beste Klasse in der ich bis jetzt gesegelt bin.

Stört es dich nicht, das viele OK-Segler deutlich älter sind?
Das ist für mich überhaupt kein Problem. Die Altersstruktur ist ja wirklich breit gestreut, es gibt doch auch einige jüngere und das Alter oder die persönliche Erfahrung ist an Land meist kein Thema. Am Ende geht es doch vor allen Dingen ums Segeln selbst, um die Erlebnisse auf dem Wasser und da stehen alle vor der gleichen Herausforderung, egal ob jung oder alt.

Was macht dir am meisten Probleme ?
Auf der einen Seite macht das segeln mit der OK großen Spaß, aber es ist eben körperlich auch sehr anstrengend. Auch die Manöver erfordern viel Übung, insbesondere die Halsen. Am Sorpesee bin ich zum ersten Mal bei viel Wind gesegelt und habe da dann doch wieder ganz neue Erfahrungen gemacht. Außerdem ist das Niveau in der Klasse aus meiner Sicht sehr hoch. Mit den anderen Booten konnte ich eigentlich bei Regatten immer gut mithalten. In der OK habe ich mich erst mal ziemlich weit hinten angestellt. Auch zuletzt bei der Regatta auf dem Lippesee, meinem Heimatrevier, habe ich diese Erfahrung gemacht. Nur ein Fehler und ich bin von ganz guter Ausgangsposition ziemlich schnell im Feld weit zurück gefallen.

Du hast dir im Anschluss an deine Zeit mit dem KV-Boot sofort selbst eine OK-Jolle gekauft.
Ja, ich bin so begeistert, das ich meine Ersparnisse und das Geld aus den Ferienjobs zusammen gekratzt habe und mir ein gutes, gebrauchtes Schiff mit Carbonmast und passendem Segel für 2400 € gekauft habe. Jetzt kann ich es kaum erwarten, das die neue Saison wieder los geht und ich mein Schiff ausprobieren kann.

Was ist dein Tipp für andere Einsteiger?
Es lohnt sich wirklich die OK mal Probe zu segeln. Man muss einfach selbst ausprobieren wie viel Spaß das macht. Außerdem ist es gut nicht sofort eigenes Material zu kaufen sondern sich ein bisschen in der Klasse umzusehen. Viele Gebrauchtboote tauchen gar nicht auf der Homepage im Bootsmarkt auf sondern werden von Segler zu Segler direkt weiter verkauft. Dadurch, dass ich ein halbes Jahr im KV-Boot Erfahrung gesammelt habe, andere OK-Segler kennen gelernt habe, viele OK-Jollen gesehen habe, konnte ich jetzt die Angebote an gebrauchten Booten viel besser einschätzen und habe jetzt ein tolles Regattaschiff kaufen können. Also, wer nicht sofort fündig wird auf dem Gebrauchtmarkt sollte mal andere OK-Segler ansprechen, den  zuständigen Regional-Obmann kontaktieren oder einfach eine kostenfreie Suchanzeige im Bootsmarkt schalten.

Lieber Jonas, vielen Dank für das Gespräch.