Interview mit Volker Klinger vom Liblarer See
von OK-Presse 21.12.2019
Nachdem das Gespräch mit Jonas Kroner den Auftakt gemacht hat zu unserer 5-teiligen Interview-Serie mit Neueinsteigern aus dem Jahr 2019 haben wir im 2. Teil das Vergnügen mit Volker Klinger vom Liblarer See zu sprechen.
Volker, du bist Anfang des Jahres bereits in die OK-Klasse eingestiegen. Wie kam es dazu?
Ich habe, wie die meisten Regattasegler, im Opti angefangen und bin dann weiter über 420er, 470er in der Europe gelandet. Damals waren die OK’s für uns als Europe-Segler die „Großen“ und irgendwie hatten die wilden Jungs aus Hamburg um Thomas Jungbluth und Alex Hagen auch Heldenstatus. Die OK-Jolle war damals Kult und wer damit segelte war ganz vorne. Ich war zu der Zeit aber viel zu leicht dafür.
Wie ging deine Segelkariere dann weiter?
Ich habe meine Jollensegelei im Alter von 23 Jahren beendet und bin dann im damaligen „Euro-Funboard-Cup“ bei den Regattasurfern unterwegs gewesen. Zwischenzeitlich bin ich dann auch mit dem Hamburger Tom Ross ziemlich erfolgreich J24 gesegelt. Jetzt im Alter 57 Jahren, mehr oder weniger ein Vierteljahrhundert nach meiner letzten Europe-Regatta und als Vater von 2 Kindern habe ich mich erneut nach einem Einhand-Boot zum Regattasegeln umgeschaut. Irgendwie hatte ich keine Lust auf den Laser und der Europe war ich mit 70kg und 179cm endgültig entwachsen. Bei der Suche nach einem geeigneten Boot hat vor allem die Homepage der OK mein Interesse geweckt und mir einen guten ersten Eindruck von der Klasse geboten.
Was waren die Kriterien bei der Wahl deiner zukünftigen Klasse?
Ich wollte in einer Einhand-Klasse segeln um unabhängig von einem Vorschoter zu sein. Außerdem wollte ich mit anderen Leuten auf der Bahn sein, die richtig gut segeln können, wo das Leistungsniveau hoch ist und ich dennoch nicht der einzige mit grauen Haaren bin. Es sollten auch genug Regatten im Umkreis von 200km rund um Kerpen (Anmerkung der Red.: im Westen von Köln) stattfinden.
Wie war der erste Kontakt mit der Klasse?
Über die Homepage nahm ich wegen eines Probesegelns Kontakt auf mit Christian Heinze vom SCV am Liblarer See. Das ist nur 25 Minuten von meinem Wohnort entfernt, also sehr gut für mich zu erreichen. Nachdem ich mit Christian nur einmal gesprochen hatte, ließ der nicht locker bis wir uns dann im März beim SCV zum ersten Mal zum segeln trafen. Nach einem weiteren Probesegeln in Liblar war ich überzeugt die richtige Klasse für mich gefunden zu haben.
Wie würdest du die Segeleigenschaften der OK beschreiben?
Die Europe ist sicher kippeliger als die OK, aber vielleicht trügt mich nach den Jahrzehnten auch die Erinnerung. An der Kreuz jedenfalls fühle ich mich in der OK richtig geborgen, das Hängen ist angenehm aber sportlich. Nur vor dem Wind fühle ich mich insbesondere bei Druck noch unsicher.
Wie hast du deine OK-Jolle gefunden?
Das war gar nicht so leicht. das Angebot im Bootsmarkt war überschaubar und ganz viel Geld für ein annähernd neues Schiff wollte ich nicht ausgeben. Die Regatta in Liblar kam ohne eigenes Boot leider dieses Jahr noch zu früh für mich, sodass ich dann an diesem Wochenende zugucken musste. Statt mit zu segeln habe ich so den kleinen Film ‚Slow Motion‘ aufgenommen. Aber an diesem Wochenende habe ich viele OK-Segler kennengelernt und einen richtig guten Eindruck von der Gemeinschaft bekommen. Michael Wolf aus dem Norden von Köln hatte dann auch den entscheidenden Tipp für mich: In seinem Club war eine ältere Hein-OK GER 673 für einen vernünftigen Kurs zu verkaufen.
Was hast du ausgegeben?
Ich habe das Boot für insgesamt 2500.-€ gekauft, dann einige Kleinigkeiten, -Strippen und so was erneuert und ein ordentliches gebrauchtes Segel von Dirk Dame dazu gekauft. Die teuerste Anschaffung neben der OK selbst war ein neuer Straßentrailer.
Du hast dich dann richtig in die Regattasaison gestürzt und bist in deiner ersten Saison direkt 7 Regatten gesegelt.
Es hat mir einfach von Anfang an riesigen Spaß gemacht. Natürlich habe ich bei den Regatten erst mal ordentlich Lehrgeld gezahlt, aber das ist ganz normal. Es dauert eben bis du Gefühl entwickelst für die Jolle und weißt wie man an Schot und Lenker ziehen muss.
Was wirklich toll ist: Egal, ob du Siebzigster oder Dritter bist, das Leistungsniveau ist hoch, alle können segeln. Du bist immer gefordert und es ist nie langweilig, egal wo im Feld du dich befindest. Die OK erlaubt durch die geringen Geschwindigkeitsunterschiede richtig anspruchsvolles taktisches Segeln und an Land ist es völlig nebensächlich wie du abgeschnitten hast. Es gibt keine Klassenunterschiede innerhalb der Klasse!
Fühlst du dich mit 57 nicht schon ein bisschen zu alt für so eine kleine Jolle?
Nach einem Tag mit viel Wind kommen einem schon mal solche komischen Gedanken, alles tut weh und am nächsten Morgen sind die Oberschenkel ein einziger Brei aus Schmerzen. Natürlich brauchst du zum OK-Segeln eine gewisse Fitness. Aber das ist doch genau der Ansporn, den ich mir wünsche um das ganze Jahr etwas für mich zu tun, Sport zu machen und auch sonst auf mich aufzupassen.
Du bist zuletzt am Lippesee sogar Landesmeister NRW geworden, Glückwunsch! Wie geht es denn jetzt in der nächsten Saison weiter?
Wir haben hier am Liblarer See inzwischen sechs OK’s und wir sind eine richtig gute Truppe mit sehr ähnlichem Leistungsvermögen. Wenn es Wind und Wetter zulassen, werden wir uns auch über den Winter am Wochenende zum segeln treffen und auf jeden Fall viel Spaß haben. Und dann im März beginnt auch schon die neue Saison..
Lieber Volker, vielen Dank für das Gespräch.