Abbruch?!

Tag 7 der OK-WM 2023

von Ulli Kurfeld 29.06.2023
Heute am ersten Tag nach der Einteilung in Gold- und Silberflotte segelten zum ersten Mal alle Titelfavoriten und Führenden der WM-Wertung direkt gegeneinander. Entsprechend gespannt war ich auf den Tag. Der Wind hatte gedreht und kam aus Nord, also von Land. Es war eigentlich schon morgens klar, dass es zum segeln ein schwieriger Tag werden würde.

Zunächst war Startverschiebung und nach einiger Zeit setzte der Wind von Land stärker ein und wehte mit 10-12 Knoten. Die Gold-Fleet startete zuerst und wurde auf den Outerloop geschickt. Nach einer ziemlich komplizierten Startkreuz mit vielen kleinen Drehern und böigem Wind führte der Engländer Russel Clark vor Greg Wilcox und mir.

Der Wind war unstet, aber zunächst ausreichend zum segeln. Aber auf dem zweiten Downwindkurs des Loops wurde der Wind zunehmend schwächer, zuletzt  nur noch 2-3 Knoten und das Feld verschob sich dramatisch. Der Wind stoppte komplett auf dem Raumgang von Tonne 3 zu Tonne 5 und drehte dann annähernd um 180°. Die “letzte Kreuz” von Tonne 5 ins Ziel wurde so natürlich zum Anlieger und wir trieben bei 1 Knoten mehr ins Ziel als das wir segelten.

Das Feld rückte insgesamt noch dichter zusammen und hinter mir hörte ich von den Jury-Booten die Pfiffe, die die gelben Flaggen begleiteten für diejenigen, die bei dieser nervenzerfetzenden Situation vor dem Ziel einfach nicht stillsitzen konnten.

Ich selbst konnte mich noch mit ganz viel Glück als 7. ins Ziel retten, aber für viele andere war diese furchtbare Wettfahrt das Ende ihrer Titelhoffnungen. Auch der anfangs führende Russel hatte Pech und endete als 18. und Greg, der auf dem Raumgang von Tonne 1 zu 2 zwischenzeitlich sogar die Führung übernommen hatte, spülte es bis auf Platz 28 im Ziel zurück, -Katastrophe!

Eigentlich hätte die Wettfahrtleitung schon auf dem zweiten Vorwindgang des Outerloop die Wettfahrt beenden müssen, spätestens aber mit der Flaute und dem Riesendreher auf dem Weg vom Leegate zu Tonne 5.  Später an Land soll sich nach unbestätigten Gerüchten der Wettfahrtleiter damit gerechtfertigt haben, dass ja durch den 180°-Dreher die Positionen der Boote sich im Feld nicht verschoben hätten. Ich bin ziemlich sicher, dass das viele ganz anders sehen.

Die Silberflotte startete 10 Minuten nach uns, produzierte einen Gesamtrückruf und danach wurden die Bedingungen so schwierig und der Wind zuletzt so schwach das zunächst kein weiterer Start möglich war.

Später setzte zwar der Wind aus Süd mit 8 Knoten ein und beide Flotten wurden nochmal gestartet, aber nach kurzer Zeit war auch dieses Lüftchen vorbei und wir alle wurden nach Hause geschickt. Auch wenn ich persönlich noch glimpflich davongekommen bin, aber solche Wettfahrten wie heute braucht kein Mensch bei einer Weltmeisterschaft!

Dieser Tag heute trübt ein bisschen den sonst hervorragenden Eindruck, den die WM in England bisher bei mir gemacht hat. Die Organisation an Land ist nämlich perfekt, das gesamte Orga-Team extrem freundlich und hilfsbereit und auch das Segelrevier mit ausreichend Wind von der richtigen Seite macht eigentlich großen Spaß.

Morgen, am letzten Tag der WM sind für beide Flotten nur noch 2 Rennen vorgesehen, die ausgefallenen Wettfahrten werden nicht nachgeholt. Aber immerhin sieht die Wettervorhersage günstig aus: Wind von See mit bis zu 20 Knoten.

Ergebnisse

Video des Tages