04.07.2015 Andrè Budzien blickt voraus auf die OK-WM in Polen
OK-Online sprach während der Kieler Woche mit dem OK-Weltmeister von 2012 Andrè Budzien, dem aussichtsreichsten deutschen Segler bei der bevorstehenden WM in Polen.
Hallo Andrè, wie läuft es bisher auf der Kieler Woche für Dich:
Nun, in erster Linie nutze ich die Kieler Woche zur Vorbereitung auf die WM in Polen. Ich habe hier einen Monat vor der WM bereits Gelegenheit gegen viele starke Konkurrenten zu testen und zu segeln. Gestern bei dem schwachen Wind lief es für mich noch nicht optimal mit Platz 3 und 14.
Wie sieht denn Dein Fahrplan zur WM genau aus?
Nun, ich werde versuchen hier während der Kieler Woche und dann einige Tage später bei der Warnemünder Woche zu testen und zu probieren um das Setup für das neue Material zu optimieren. Vor der neuen Saison habe ich komplett das Material gewechselt (Anmerkung der Redaktion: Alex-Scoles-Rumpf, Ceilidh-Mast, North-Segel) und brauche jetzt natürlich vor allem einige Stunden auf dem Wasser, damit die Bootsgeschwindigkeit stimmt. Das ist die wichtigste Voraussetzung um bei der WM in Polen gegen die starke Konkurrenz eine Chance zu haben.
Was sind denn Deine Ziele für die Weltmeisterschaft?
Natürlich will ich nicht nur mitsegeln, sondern auch bei der Titelvergabe ein großes Wort mitsprechen. Ich will da gewinnen. Wenn man ein klares Ziel hat und genug Selbstvertrauen ist es allerdings nur ein kleiner Schritt zur Überheblichkeit. Mit Arroganz und Selbstüberschätzung gewinnt man keine Titel in der OK-Jolle. Manche Quereinsteiger aus olympischen Klassen haben das in der Vergangenheit ja schon erfahren, dass in dieser Klasse die Früchte ziemlich hoch hängen.
Andrè, Du bist aber nicht gerade bekannt für Überheblichkeit und Arroganz!
Wenn man Weltmeister werden will, ist es ganz wichtig seine eigenen Stärken und Schwächen zu kennen und diese Kenntnisse entsprechend einzusetzen. Natürlich soll man an seinen Schwächen arbeiten aber wenn die Regatta los geht muss ich alle Gegebenheiten analysieren und für mich nutzen. Wenn ich Probleme mit dem WM-Revier habe, dann mache ich es gedanklich zu meinem Lieblingsrevier, wenn ich wenig Höhe fahre, muss ich beim Starten nicht im Pulk starten sondern darauf achten in Lee ein bisschen Platz zu haben. Wenn ich viel Erfahrung in großen Feldern habe, mehr als meine Konkurrenten, dann muss ich das im Kopf ausnutzen zu meinem Vorteil.
Liegt denn Dein Schwerpunkt in der mentalen Vorbereitung?
Nein, das Wichtigste für mich ist meine Familie. Wenn meine Familie mich begleitet fühle ich mich viel wohler und sicherer und segle auch besser. Hier in Kiel ist meine Familie nicht dabei und sie fehlt mir, aber in Puck zur WM werden meine Frau und mein Sohn mitkommen. Der Gedanke daran gibt mir Kraft und Zuversicht, ich bin eben nun mal ein Familienmensch. Weil ich im Alltag viel unterwegs sein muss genieße ich die gemeinsame Zeit besonders, auch weil die beiden mein Regatta-Segeln vorbehaltlos unterstützen.
Machst Du denn auch eine spezielle körperliche Vorbereitung zur WM?
Ich werde bis zur Regatta auf jeden Fall noch einige Kilo abnehmen. Nach den Finn-Masters vor zwei Wochen in Griechenland bin ich noch etwas zu schwer und muss auch in dieser Hinsicht vom Finn in den OK-Modus zurückschalten. Einige Kilo weniger machen sich auf jeden Fall auch in der Bootsgeschwindigkeit bemerkbar, insbesondere raumschots und vor dem Wind und es sind ja immer Kleinigkeiten, die den Unterschied ausmachen zwischen den besten Seglern im Feld.
Wer sind denn die Hauptkonkurrenten um den Weltmeisterschaftstitel?
Aus meiner Sicht sind das die üblichen Verdächtigen. Wer hier die Kieler Woche gewinnt, setzt schon mal ein starkes Ausrufezeichen. Ich denke in erster Linie werden die Engländer und Dänen um den Titel mitkämpfen und natürlich Thomas aus Schweden. Die meisten sehr guten europäischen OK-Segler sind ja auch hier. Sicher werden aus Übersee auch einige gute Segler kommen, aber es bleibt abzuwarten, wie sie dann hier klar kommen werden. Die Polen werden natürlich versuchen ihren Heimvorteil zu nutzen. Ich weiß, dass einer der ganz starken polnischen Finn-Segler plant die OK-WM mit zu segeln. Es wird sicher sehr eng und ich erwarte nicht, dass ein einzelner Segler die Serie dominieren kann. Ich konzentriere mich eher auf mich und meine Leistung und beschäftige mich nicht übermäßig mit den anderen.
Andrè, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg bei der WM in Polen.