Heiko, Deutscher Meister, Kieler Woche Sieger, Weltmeister und Olympiasieger ist echt OK

von Fabian Gronholz 10.02.2024
In 2022 reifte im Segeberger Segel Club bei einigen Mitgliedern die Idee, sich näher mit der 2.4mR-Klasse zu beschäftigen. Zum Einen aus Interesse an einer neuen Bootsklasse zum Anderen aber auch durch betroffene Mitglieder, die körperliche Einschränkungen haben.
Nach Kontaktaufnahme wurde kurzfristig von der 2.4mR-KV zum Probesegeln auf der Alster eingeladen. Kennen wir auch so in der OK, die Segler passen schon mal gut zusammen. Um es kurz zu machen: Die Probesegler wurden infiziert mit dem 2.4mR- Virus, der Club schaffte im Winter 2022 zwei Boote an (nächste Gemeinsamkeit zur OK: auch ein enger Bootsmarkt), der Clubsteg mit einer Hebeanlage ausgestattet und im Frühjahr 2023 ging es dann los.

Mit freundlicher Genehmigung von (c) Sven Jürgensen

Es gab ein Probesegeln für Interessierte im Verein, Olli und ich waren auch dabei und wir müssen sagen: So schnell waren wir ohne Motor noch nie bei fast spiegelglattem Wasser. Spaßige Sache und große Begeisterung bei allen Beteiligten.
Die 2.4mR-KV war mit zwei weiteren Booten und Eignern vor Ort und mit Klassenpräsi und Paralympics-Goldmedaillen-Gewinner Heiko Kröger mehr als würdig vertreten.
Das sogenannte Klugschnacken an Land und gute Geschichten erzählen beherrschten alle. Ich schaffte es irgendwie, die Gespräche in Richtung OK zu lenken und die 2.4er-Segler hatten mal Bock auf so ‘nem Joller zu fahren – fanden sie schon immer cool, die OK. Ich machte -mangels eigenem Boot am Club – des Gärtners Jolle (Jörg Sylvester) fertig und verholte sie zum Steg.
Es war dann Heiko, der auf meine Frage „Wer will nun segeln?“ am lautesten rief: “ICH, ICH, ICH!“
So, das ist jetzt die Vorgeschichte. Den Rest und vielleicht noch mehr beantwortet euch Heiko selbst im folgenden Interview:

Fabian: Erzähl doch bitte zu Beginn mal kurz was zu deiner Segel-Vita.

Heiko: Mit 7 habe ich auf dem Biggesee angefangen Opti zu segeln und bin mit 13 in den Laser (Standard) umgestiegen. Nach 3-4 Jahren des Dauerkenterns landete ich nach und nach auf den vorderen Plätzen im europäischen Laser-Zirkus. 1998 bin ich meine erste Saison in der 2.4mR gesegelt. Seitdem Gold Sydney 2000, Silber 2012, 14 WM-Titel, davon 2 bei der offenen WM.

Fabian: Heiko, dich kennen die allermeisten Regattasegler natürlich, da du seit über 20 Jahren sehr erfolgreich national und international 2.4mR segelst und dass nicht nur in Wettbewerben mit Paraseglern. Du hast dir vor kurzem eine OK gekauft und unseren OK-Style schon etwas kennenlernen können. Wie bist du auf die Idee gekommen das zu tun?

Heiko: Mir ist vor ein paar Jahren aufgefallen, dass die Klasse sich positiv entwickelt und hab mir ein paar Boote genauer angeschaut. Als ich im Frühjahr 23 die Gelegenheit hatte, ein Boot zu segeln, ist die Idee entstanden, in die OK einzusteigen. Eigentlich eine total bescheuerte Idee, nachdem ich bei völliger Windstille für 30 Minuten auf dem Segeberger See nur rumgetrieben bin, aber genauso bin ich zur 2.4mR gekommen. Gutes Omen also.

Fabian: Wann und wie war dein erster Kontakt zur OK-Jolle?

Heiko: Der erste Kontakt war am Dümmer See vor 40 Jahren. Als eher hartgesottener Lasersegler habe ich gelernt, dass es noch durchgeknalltere Segler gab. Details nur unter vier Augen. 

Fabian: War es schwierig ein Boot zu finden?

Heiko: Allerdings ja. Einerseits ist der Gebrauchtmarkt nicht üppig gefüllt und andererseits ist es für einen Außenstehenden nicht leicht, in eine Klasse einzusteigen, in der es etliche verschiedene Designs und noch mehr Meinungen zu deren Performance gibt. Ich bin jetzt aber happy, ein Boote gefunden zu haben, mit dem man vorne mitfahren kann.

Fabian: Dir fehlt von Geburt an ein Unterarm. Viele Fragen sich: Wie will er das machen in der OK? Kannst du uns einen kurzen Einblick in deine seglerischen Abläufe in einer Jolle geben?

Heiko: Das ist in der Tat schwierig zu erklären, da ich in meiner Laserzeit keine Kameras um mich herum hatte. Es funktioniert auf jeden Fall – irgendwie.

Fabian: In welchen Bereichen bist du durch dein Handicap seglerisch besonders eingeschränkt? In welchen Bereichen vielleicht besser als nichteingeschränkte Segler?

Heiko: Contender wäre sicherlich nicht meine Klasse – da sind 2 Hände durchaus sinnvoll. Da ich Schot und Pinnenausleger oft in einer Hand fahre, steuere ich mehr, als dass ich die Schot fahre. Insofern ist das Steuern an der Windkante bei mir sehr geschult.

Fabian: Was war dein persönlicher Höhepunkt in der Segelkarriere?

Heiko: Die Spiele in Sydney 2000 – das war großartig!

Fabian: Inwieweit sind sich 2.4mR und OK ähnlich als Klasse?

Heiko: Mit gefällt, dass beide Boote sehr technisch sind und man im überschaubaren Maß „basteln“ kann. Beide Klassen wachsen und haben Events mit großen Starterfeldern.

Fabian: Warum bist du seit Sommer 2023 Mitglied im Segeberger Segel Club?

Heiko: Ich muss gestehen, dass ich den See nie richtig auf dem Schirm hatte und vorher noch nie da war. Google Maps bestätigte mein Vorurteil und erst mein Besuch hat mich deutlich umgestimmt. Der See ist ideal für die 2.4mR und Jollen, außerdem nur eine gute halbe Stunde von meinem Wohnort entfernt. Dann hat mich der sehr freundliche und familiäre Verein beeindruckt.

Fabian: Segelst du außer 2.4mR und OK noch andere Boote?

Heiko: Ich bin öfter Soling, Sprinta Sport, H-Boot und in den letzten Jahren immer mal wieder J-70 gesegelt

Fabian: Auf welchen Revieren treffen wir dich und deine OK in 2024?

Heiko: Ich segele ja weiter zweigleisig und würde zu gerne Kieler Woche in der OK antreten. Leider sind wir zur gleichen Zeit auf der selben Bahn. Da in Kiel die WM der 2.4mR ist, werde ich also 2.4mR segeln. Aber ich werde einige Regatten im Norden besuchen.

Fabian: Hast du schon eine persönliche Segelnummer?

Heiko: Nein – bin mit der GER 801 unterwegs.

Fabian: Lieber Heiko, vielen Dank für die Beantwortung der Fragen. Die gesamte OK-Klasse freut sich, dich auf dem Wasser und an Land zu treffen und gemeinsam Spaß am Segeln und der Gemeinschaft zu haben.

Heiko: Danke, ich freue mich auch und bin gespannt, wie das alles so funktioniert!

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P.S.: Anmerkung des Interviewers: Heiko sucht noch einen Trailer. Wer einen übrig hat oder weiß, wer einen verkaufen möchte, meldet sich bitte bei Heiko