Kleb dir was!

Vorschau auf die AGM 2018 bei der WM in Warnemünde

von Thorsten Schmidt 02.06.2018
Wie immer findet im Rahmen der WM auch eine AGM-Sitzung statt. Gestern wurde die Tagesordnung und die Vorschläge für Regeländerungen auf der OKDIA-Seite veröffentlicht. Natürlich haben auch wir als deutsche KV eine Stimme bei den Abstimmungen und wir alle sollten uns informieren und uns eine Meinung zu den geplanten Regeländerungen bilden.

Die Originaltexte findet ihr hier:

Die Tagesordnung der AGM
Die Vorschläge für Regeländerungen
Der Bericht von Alistair Deaves, Vorsitzender des technischen Komitee

Die Sitzung findet statt am Sonntag den 08.Juli um 17.30 und ist wie immer öffentlich, das heißt jeder kann und soll zuhören.

Der Ablauf:
Nach der Annahme des offiziellen Protokolls der letzten AGM-Sitzung auf Barbados folgen die Berichte  des OKDIA-Vorstands und des Kassenwarts.

Danach  folgen Wahlen einiger Vorstandsmitglieder:
-Der Vizepräsident der südlichen Hemisphäre: Mike Wilde (NZL)  steht zur Wiederwahl zur Verfügung
-Der Vizepräsident für sonstige Angelegenheiten: Peter Robinson (Aus) steht zur Wahl zur Verfügung
-Der Webmaster der OKDIA: Peter Scheuerl (GER) steht zur Wiederwahl zur Verfügung
-Auditor: Mark Perrow (NZL) will diese Funktion (überprüft durch Befragen, Beobachten, Zuhören ob Regeln und Vorgaben eingehalten werden) weiter ausführen

Die Abstimmung über die Vorschläge  zu den Klassenregeln soll danach entweder als Blockabstimmung über alles oder aber auf Antrag gemeinsam für die Änderungen zu den Regeln 2,3,4,5,6,10,11,12 und einzeln über die Vorschläge zu den Regeln 1,7,8,9,13,14,15 erfolgen.

Aber worüber stimmen wir da eigentlich ab?
Hier ist ein Blick in den Bericht von Alistair Deaves über die Arbeit des technischen Komitee hilfreich:  Seit Juni 2017 sind  die OK-Klassenregeln im neuen SCR-Format den Vorgaben des World Sailing-Verbandes angepasst. Nach dem dieser riesige Brocken Arbeit erledigt wurde erfolgt jetzt ständig die weitere Anpassung unserer Regeln, insbesondere um sie klarer und eindeutiger zu machen. An einigen Stellen geht es aber auch darum, die Regeln und die tatsächliche Praxis beim Bootsbau und Segelmachen in Einklang zu bringen.

Das heißt bei vielen vorgeschlagenen Änderungen geht es nur um kleinere sprachliche Klarstellungen, durch Weglassen einzelner Worte und Hinzufügen von Präzisierungen. (Vorschläge 2,3,4,5,6,10,11,12)

Wichtiger sind aber die vorgeschlagenen Änderungen bei anderen Regeln:

Änderungsvorschlag 1 betrifft die Zertifizierung unserer Ausrüstung. Bisher gab es für das gesamte Boot ein Messzertifikat in das alle Maße eingetragen wurden (nicht zu verwechseln mit dem Messbrief vom DSV) und zwar eigentlich alle, auch die von Mast, Baum Segel, Schwert und Ruderblatt. Beim Erwerb eines neuen Segels stimmte dann aber das im Messzertifikat eingetragene schon nicht mehr mit der Wirklichkeit überein. Soweit ich weiß, wurden deswegen seit langem nur noch die Messwerte für den Rumpf in das Zertifikat (findet ihr auf der Technikseite der OKDIA) eingetragen.

Die neue Regel im SCR-Format schreibt vor, das alle Ausrüstungsgegenstände einzeln zertifiziert werden sollen. Dies soll durch einen anerkannten Vermesser geschehen, der die Ausrüstungsgegenstände dann auch mit einem Aufkleber kennzeichnet.  Das bisherige Vermessungszertifikat soll angepasst werden und  durch ein neues Formblatt nur für den Rumpf ersetzt werden. Geplant ist ein Übergangsprozess für alle Boote, in der Praxis könnten zum Beispiel auf Weltmeisterschaften, bei denen ein offizieller Vermesser anwesend ist, viele Ausrüstungsgegenstände der Teilnehmer zertifiziert werden.  Der Check, ob zertifiziertes Equipment verwendet wird oder nicht kann dann in Zukunft durch Augenschein sogar auf dem Wasser an Hand des Vermessungsaufklebers erfolgen.

Hört sich kompliziert an, erscheint aber im Einklang mit den neuen Regeln nötig. Allerdings muss aus meiner Sicht vermieden werden erhebliche Kosten für uns Segler entstehen zu lassen. Keinesfalls darf die Ausgabe der Vermessungssticker zu einer neuen Geldquelle für die OKDIA werden. Die Finanzierung unserer internationalen Klassenvereinigung ist notwendig und deshalb auch Thema der “Road-Map”. Dies sollte aber nicht verquickt werden mit der aktuell erforderlichen Umstellung auf die neuen Klassenregeln. Angemessene Kosten für die Vermessungssticker sollten aber neben dem Herstellungspreis vielleicht auch die zusätzliche Arbeit für die Vermesser berücksichtigen.

Änderungsvorschlag 7 beschäftigt sich mit der Regel zur Verwendung von Cockpit-Einsätzen. Viele Bootsbauer verwenden heute ein extra laminiertes Cockpitteil, bestehend aus dem Cockpitboden, beiden Schotten, Schwertkastenabdeckung und teilweise Seiten. Dieses Bauteil wird dann mit der Rumpfschale und dem Deck zusammengefügt und verbunden. Diese Bauart ist bereits seit einiger Zeit Praxis und die Umsetzung muss natürlich innerhalb der 10%Regel für die durchgehende Dicke der Schale erfolgen um so eine Gewichtskonzentration zu verhindern. Der vorliegende Regelvorschlag 7 soll jetzt diese gängige Bootsbaupraxis auch offiziell legitimieren.

Änderungsvorschlag 9 betrifft Abschrägungen an der Verbindung  der Schotten im Cockpit im Übergang zum Deck. Da die Art dieser Übergänge bisher nicht in den Klassenregeln festgelegt war, aber  einige Bootsbauer diese Schrägen einbauen ist eine Festlegung in den Klassenregeln erforderlich. Das technische Komitee hat zu einer künftigen Regel zwei Varianten erstellt.

Variante A  legt die genaue Dimension der Abschrägung an jeder Stelle fest. Erlaubt sein soll eine Abschrägung von maximal 90mm gemessen vom Intersectionpoint (Vermessungspunkt) von Schott und Deck.

Variante B der neuen Regel orientiert sich besser an den bisherigen Regeln. Das Deck wird lediglich an der Stelle an der sich das Schott maximal nach vorne (für das vordere Cockpitschot)  und nach hinten (für das hintere Cockitschot) befinden darf beurteilt und vermessen. An diesen Maximalpunkten muss das Vorder- und Achterdeck gerade sein, egal wo das Schott sich befindet. Damit wird  das Ausmaß der Abschrägung begrenzt und die Kontrolle der Decksregel, die natürlich bei der Erstvermessung stattfinden muss, wird trotz der Abschrägung einfacher.

Änderungsvorschlag 11 ist eine Klarstellung zu Aufpolsterungen/Hiking extensions im Bereich der Seitendecks. Der Regelvorschlag stellt klar, das alle diese Polsterungen und Seitendeckverlängerungen sich innerhalb der Decksprungslinie bewegen müssen und keinesfalls mehr als die erlaubten 10mm darüber hinaus ragen dürfen.

Die Änderungsvorschläge 13 und 14 beschäftigen sich mit dem oberen Ende des Segels. Kopfbrettschlitten sind kleine Abstandshalter/Rutscher aus Plastik, die verhindern sollen, das ein aus Aluminium bestehendes Kopfbrett die Mastnut beschädigen kann und gleichzeitig sorgen sie für die richtige Position des Kopfbretts. Viele Segel sind mit diesen Schlitten bereits ausgerüstet, der neue Regelvorschlag erlaubt  jetzt ihre Verwendung.

Die von den Dimensionen bisher erlaubten Aluminumkopfbretter sind nicht mehr lieferbar.  Die bei  Finn-Segeln gebrauchten Kopfbretter sind ca 15-25mm länger, aber nicht breiter, werden weiter produziert und bieten eine gute Alternative  für unsere Segelmacher.  Da daraus keine Veränderung der Segeleigenschaften zu erwarten ist, soll der Einsatz der etwas längeren, aber beschaffbaren Kopfbretter erlaubt werden.

Soviel zu den Regeln, weiter entlang der Tagesordnung der AGM:

Nach der Abstimmung über die vom technischen Komitee vorgeschlagenen Regeländerungen werden die Bewerbungen um die zukünftigen Großereignisse der Klasse vorgestellt:

Der Lyme Regis Sailing Club aus England bewirbt sich um die Ausrichtung der WM 2022

2023 soll die WM in Australien stattfinden bei der Royal Queensland Yacht Squadron

Für die EM 2020 ist noch kein Veranstalter festgelegt worden.

Nach dem offiziellen Ende der AGM an dieser Stelle schließt  sich noch eine offene Aussprache an. Dabei soll diskutiert werden, ob statt der Kategorie ‘Junior’ angesichts der Altersstruktur in unserer Klasse andere Kategorien, wie z.B. U21, U23, U25 geschaffen werden sollten.
Zudem wird vorgeschlagen weitere Kategorien für ältere Segler, also ähnlich wie im Finn ‘Master, Grand Master einzuführen.  Ebenfalls werden die neuesten Informationen zur Umsetzung der ‘Road Map’ besprochen.

Zum Schluss wird der Stand der Organisation der künftigen Welt- und Europameisterschaften 2018-2020  von den einzelnen nationalen Verbänden vorgestellt.