Regate National France Nord Yole OK / Lac du Der: 17.-18.05.2014
Bericht von Jürgen Illers
Dirk machte rechtzeitig Werbung, mit Unterstützung durch Raymond Dodard. Schon im vergangenen Jahr soll hier eine interessante Regatta stattgefunden haben, die durch größere Beteiligung noch aufgewertet werden könnte. Man muss sich das mal vorstellen: da gibt es einen Revierobmann, der seit Jahren versucht, OK Segler in sein Revier nach BW oder RLP zu locken und heute findet in diesem Revier keine einzige OK-Regatta mehr statt. Die Veranstaltungen waren perfekt organisiert, am Chef kann’s nicht gelegen haben. Stattdessen weichen wir jetzt ins benachbarte Ausland aus und das könnte durchaus gewinnbringend werden.
Schon der Weg nach St. Dizier erwies sich als ein Stück zusätzliches Urlaubserlebnis. Die Route National führt durch die Champagne. Teilweise vier-spurig ausgebaute Schnellstraßen (kostenfrei), teilweise auch gut zu fahrende Landstraßen, schnurgerade Alleen vorbei an Verdun und hin und wieder ein Dörfchen (Tipp: essen gehen in den Restaurants, die mit „Routiers“ gekennzeichnet sind; große Fernfahrermenüs zu niedrigen Preisen).
Der erste Anblick des riesigen Sees war dann sofort die Entschädigung für 350 km Autofahren: Sonnenschein, ein gleichmäßiger Wind, der ohne große Böen und Dreher über die schier endlose Landschaft wehte, und ein herzlicher Empfang durch unsere französischen und belgischen Segelfreunde.
Der See ist einer der größten Stauseen Europas. Das glasklare Wasser lädt natürlich zu verschiedenen Möglichkeiten des Wassersports ein (in Frankreich ist man da sehr erfinderisch). Angler schätzen den See wegen seiner immens großen Karpfen, Vogelbeobachter treffen sich hier regelmäßig um Kraniche beim Rasten zu beobachten. Das Clubgelände der Base Nautique „Yves Chaupin“ ist sehr weitläufig, super Stellplätze für WoMos und Campingmöglichkeiten, ein Strand und eine großzügige Slipanlage, sowie sanitäre Anlagen oberhalb des üblichen französischen Standards. Zur Base gehört auch das Catering und Übernachtungshaus, das jugendherbergsähnlichen Comfort bietet, was die Übernachtungen betrifft.
Schon für Freitagabend ist ein kaltes Buffet gerichtet, das nichts vermissen lässt und gute Grundlage für einige Bierchen ist. Herr Aal und Vollstrecker schleichen sich nachts noch auf den Parkplatz und verschwinden offensichtlich nüchtern in ihre Kojen.
Der Samstag zeigt sich wieder mit leichten, gleichmäßigen Winden aus Nord und sehr viel Sonne. Es gibt ein französisches Frühstück, all you can eat (Baguettes, Marmelade und Cafe). Schade nur, dass die Organisatoren den ersten Start auf 14.30 Uhr gelegt haben, denn wir befürchten alle, dass der Wind prognosemäßig in die Knie gehen wird, und das bei geplanten 8 Wettfahrten. Die französischen Teilnehmer haben jedoch teilweise eine viel längere Anreise auf sich genommen als wir. Rod hat sich zwischenzeitlich schon warmgesungen und wir würden ihn ermutigen, seine Gitarre mit aufs Wasser zu nehmen, damit er sie bei Flaute als Paddel verwenden kann (will er dann aber doch nicht, sie ist wertvoller als sein Boot).
Es geht pünktlich los. Bei leichten, aber gleichmäßigen 2 Bf. kriegen wir dann tatsächlich auch vier Wettfahrten hin. Dirk gewinnt die erste sofort souverän. In der zweiten nimmt ihn der Unparteiische aufs Korn und verdonnert ihn wegen Pumpens (keiner hats gemerkt außer dem Schiedsrichter. Der hatte ihn während der gesamten Veranstaltung schon scharf im Blick, sodass das Gerücht aufkam, dass Beauty wohl mal seiner Tochter die Augen verdreht hat).
Die restlichen Ergebnisse sprechen für sich. Es wurde hart aber fair gefightet, viel gelacht, gescherzt und diskutiert, ohne dass jemand tatsächlich den Masterplan herausgefunden hätte.
Nach vier Wettfahrten hatten wir uns das Abendessen redlich verdient. In der base wurde ordentlich ein 4-Gänge-Menü aufgetischt, das es an nichts fehlen ließ. So macht das der Franzose: Stil, auch wo es um die fundamentalen Bedürfnisse geht. Der Aal zur Pastete: „sieht zwar aus wie chappi, ist aber echt lecker, muss ich mir merken“.
Den Tafelwein anschließend in dieser lauen Frühsommernacht noch mit Bier zu toppen ist eine Sache, die wohl mehr mit dem Ausgleich des Elektrolythaushalts zu tun hat. Anschließend in Rades WoMo noch einen Rotwein obenauf zu setzen stört das hart erkämpfte Gleichgewicht dann aber wieder deutlich. Dass am Sonntag nicht um 09.30 gestartet werden konnte war insofern ein Segen. Verschiedentlich rechnete man nicht mehr mit Wind und baute schon die Boote ab, als die Wettfahrtleitung sich um 12.00 Uhr doch noch entschloss, einen Versuch zu starten. Dirk musste schwer mit sich kämpfen, den schon verpackten Mast noch mal ins Boot zu stellen. Hätte er doch so gern den dicken Kopf sanft an die Kopfstütze des Fahrersitzes gebettet und sich auf den Heimweg gemacht. Er kam eine Minute zu spät am Start an. Letztendlich war er dann aber doch froh, im letzten Rennen noch einen Sieg und damit den Gesamtsieg, knapp vor Ralf einzufahren. Als zusätzlich Zweitplatzierter in der Wertung der Ausgleicher konnte er nach der Siegerehrung sein Silber kaum alleine vom Platz tragen.
Ich selbst habe noch nie so viel Plätze in einer Regatta verloren, wie mehrmals hier in den letzten 20 Metern vor der Ziellinie (das muss man zu Hause erst mal therapeutisch mit einem guten Pfälzer Spätburgunder verarbeiten). Das ist aber nur ein Aspekt, warum das Wochenende unvergessen bleiben wird. Die Atmosphäre war hier eine ganz Besondere, das Revier bietet den OK-Seglern aus dem Süden einen realistischen Ersatz für Davos, Raymond war glücklich über SEINE deutschen Gäste (und bedankte sich mit hervorragendem Bordeaux). Längst vergessen geglaubtes Schulfranzösisch kann hier aufpoliert werden. Die Landschaft ist weitläufig und flach, sodass bei anderer Wetterlage doch immer mehr Wind sein sollte, womit der Lac du Der und die Base Nautique beste Wettkampfvoraussetzungen zu bieten haben. Dem Orgateam vorort muss sehr gedankt werden für einen reibugslosen Ablauf und die sehr engagierte Art und Weise, diese Veranstaltung durchzuführen. Ich fände es schön, wenn auch von offizieller Seite der Erhalt dieser Veranstaltung angeregt wird. Die französische KV kann ein wenig Rückenwind gut gebrauchen und auch wir profitieren in vielfacher Weise von Aktivitäten zu „crossing borders“, nicht nur an der Förde.
ergebnisse
1. | Dirk Dame |
2. | Ralf Mackmann |
3. | Jörg Rademacher |
4. | Jürgen Illers |
5. | Raymond Dodard |
6. | Paul Verijdt |
7. | Guillaume de Kervenoael |
8. | Alain Renoux |
9. | Rod Andrew |
10. | Paul Bouts |
11. | Maxim Manca |
12. | Remi Blandureau |
13. | Ronny Poelman |
14. | Johanna Andrew-Becker |
15. | Jean-Claude Lidon |