Bootssuche von A bis Z
von Thorsten Schmidt 12.03.2023
Neulich war es, da rief A. mich an.
Eigentlich war es nicht neulich, sondern am Ende der letzten Saison und A. rief nicht an, sondern meldete sich über probesegeln@ok-jolle.de per Mail.
Schnell war klar, was A. wollte: Einfach mal die OK-Jolle ausprobieren, probesegeln und schauen, ob das was für ihn sein könnte. A. bringt allerhand Segel-Erfahrung auf verschiedenen Jollen mit und wohnt in der Nähe von Köln. Und so war es selbstverständlich, dass ich nach einer kurzen Rücksprache mit B. dem Flottenchef der OK‘s in Liblar A. zu unserer Abschlussregatta Ende Oktober auf dem Liblarer See einlud.
Die Einhand-Regatta des SCV ist auch eine Ein-Tages-Regatta und der letzte Sonntag im Oktober 2022 hielt traumhafte Segelbedingungen für uns bereit: Sonne und Wind um 2 Windstärken.
A. wurde freundlich begrüßt von C., D., und E., alle Teil der heimischen OK-Flotte und schon an Land mit den Feinheiten des OK-Segelns bekannt gemacht. Gemeinsam machten wir die GER 360, unser Clubboot für Einsteiger, segelfertig und schon ging der Spaß auf dem kleinen See im Süden von Köln los. A. machte sich schnell mit dem Schiff vertraut und mit jedem Lauf der kleinen Regatta gewann er mehr Selbstvertrauen und konnte zum Schluss im Feld ganz gut mithalten. Am Ende bedankte sich A. freundlich und versprach sich zu melden…
Einige Wochen waren vergangen, -es war schon Dezember, da meldete sich A. bei mir: „Das OK-Segeln habe ihm viel Spaß gemacht und er wolle in die Klasse einsteigen. Ob ich ihm denn helfen könne ein gutes gebrauchtes Boot zu finden?“ Das war von meiner Seite schnell versprochen, aber schon mit dem Ende des Telefonats beschlichen mich düstere Gedanken: Der Gebrauchtboot-Markt für OK-Jollen ist leergefegt! Wie soll das nur klappen?
Was liegt näher als sich Hilfe zu holen und was liegt näher als mal eben F. anzurufen, unseren ersten Vorsitzenden, der richtig gut vernetzt ist in der internationalen Szene und auch die Märkte im benachbarten Ausland fest im Blick hat. F. hatte tatsächlich direkt ein paar gute Ideen. Er erzählte, dass das ehemalige KV-Schiff zu verkaufen sei und auch das ehemalige Schiff von G., der damit immerhin vor ein paar Jahren Deutscher Meister geworden ist, stehe zum Verkauf. Der aktuelle Besitzer H. komme aus Zeitgründen einfach nicht zum Segeln und wolle sich deshalb wieder von seiner OK trennen. Allerdings suche I. aus HH nach seinem Intermezzo als Hochseesegler auch eine OK für den Wiedereinstieg in die Klasse. Zudem habe I. als Ex-Kassenwart der OK-KV die älteren Rechte und sicher den Vorrang.
Auch das noch: I. als prominenter Mitbewerber um die wenigen Gebraucht-Boot-Optionen! Ach was, den Stier bei den Hörnern packen und mal hören wie der Stand der Dinge ist, einfach mal I. anrufen. Nach dem Telefonat war klar, auch I. hatte ernsthaftes Interesse und mischte munter mit beim Boots-Karussell. I. hatte zwischenzeitlich von ein paar neuen Angeboten gehört, die er freundlicherweise auch an mich weitergab: J. aus Belgien verkaufe sein relativ neues Schiff als Komplettpaket zu einem allerdings ziemlich happigen Preis. I. und ich waren uns einig, dass die aufgerufene Summe für ein drei Jahre altes Boot zu hoch sei. Anders sehe es mit dem Boot von K.,einem in Holland lebenden schwedischen OK-Segler und Vizepräsidenten der OKDIA aus. Dieses Boot sei nagelneu, noch nie gesegelt und für einen angemessenen Preis sofort verfügbar. Außerdem gebe es noch eine Gebraucht-OK zu kaufen von L. aus Köln, den ich doch kennen müsste, schließlich sei der doch bei uns im Club!
Das hinterließ mich ratlos. Wer sollte das sein? Ein Anruf bei B., unserem Flottenchef in Liblar brachte Klarheit: „L. habe vor zwei Jahren einen gebrauchten Rumpf von M. aus Dänemark gekauft und segle seitdem mit der OK in Holland und nicht bei uns am See. Den könne ich gar nicht kennen.“ In der Zwischenzeit brachte ich A. auf den aktuellen Stand meiner Recherchen und hörte zwischen den Zeilen heraus, dass er vernünftigerweise für den Einstieg eher kein ganz neues Schiff kaufen und bei den Gebrauchtbooten auch nicht ins ganz oberste Regal greifen wollte.
Zwischenzeitlich hatte sich N. aus Flensburg bei mir gemeldet. Er suche jetzt auch ein Gebraucht-Schiff und zwar für O. Der sei ebenfalls Neueinsteiger und wolle die OK-Flotte auf der Förde verstärken. N. hatte von F. die Info bekommen, dass I. und ich für A. ebenfalls ein geeignetes Boot suchten und wir versprachen, uns nicht in die Quere zu kommen, sondern uns gegenseitig zu informieren und mit neuen Angeboten zu helfen.
I. hatte inzwischen das Boot von L. in Holland und auch das Boot von H. in Brandenburg angeschaut und tendierte eindeutig zum Zweiten, oder, -wenn es die persönliche Kassenlage erlaube, sogar zum nagelneuen von K. Ich kontaktierte daraufhin P., unseren zweiten Obmann aus Paderborn, weil er die aktuelle Besitzerin Q. des Ex-KV-Schiffs gut kennt. P. erzählte dann, dass Q. ihre OK aus gesundheitlichen Gründen leider verkaufen müsse aber zur Zeit noch in Reha sei, also nicht greifbar. Bei dem Ex-KV-Schiff handelt es sich um ein absolut regattafähiges Boot, dass vor einigen Jahren mit R. aus Schweden im Sattel sogar Weltmeister geworden war und der Klassenvereinigung einige Jahre gute Dienste erwiesen hat.
In der Zwischenzeit hatte sich I. entschieden das Boot von H. zu erwerben und nachdem Q. nach ihrer Reha wieder verfügbar war, konnte A. sich das Ex-KV-Schiff in Ost-Westfalen anschauen. Schon wenige Tage danach meldete A. sich als stolzer Besitzer einer OK wieder. Die gute Nachricht funkte ich, wie versprochen sofort nach Flensburg und auch von da gab es Neuigkeiten: Beinnahe zeitgleich hatte der Däne S. eine gebrauchte OK zu einem vernünftigen Preis angeboten und O. hatte sofort zugeschlagen. Alle waren versorgt und glücklich!
Neulich rief A. mich an und fragte, ob er für den Transport seiner neuen, gebrauchten OK meinen Hänger leihen könne. Der sei beim Kauf nicht dabei gewesen und fehle ihm noch. Selbstverständlich durfte A. meinen Straßentrailer leihen, aber die glückliche Fee im Hintergrund hielt weiter alle Fäden in der Hand und war ganz auf unserer Seite. Just an dem Tag des Telefonats nämlich hatte T. unser Redakteur für den Bootsmarkt ein Verkaufsangebot herein bekommen. Und schwuppdiwupp stand es auf unserer Homepage: U. aus Recklinghausen bietet einen gebrauchten Straßentrailer an. Auch hier konnte sich A. schnell mit dem Verkäufer einigen und seitdem liegt seine Ok am Liblarer See.
Dort trifft A. dann ganz sicher auch auf V., W., X., Y., und Z., -spätestens bei unserer Regatta, dem Klütte-Cup Anfang April und das nicht nur um das Alphabet vollzumachen.